Der tanzende Tod
ohnehin keinen Zweck; die Sache würde jedoch die Aufmerksamkeit möglicher Beobachter anziehen. Ich hob meinen schweren Umhang auf, wo ihn Jericho hingelegt hatte, setzte einen Hut auf und griff nach meinem Stockdegen. Das Anlegen meines Umhanges war schwieriger als sonst, und ich bemerkte, dass etwas Schweres sich in seiner Innentasche befand. Das Ding schlug mir gegen die Seite und erzeugte bei mir einige Verwirrung, bis ein rascher Blick meine Vermutung bestätigte, dass das Gewicht von meinem Dubliner Revolver stammte. Jericho hatte in der Tat an alles gedacht.
Edmond war in seiner Kutsche hergereist, hatte sie aber vor dem Hause stehen lassen und stapfte bereits die Straße hinunter, als ich den Schlüssel im Schloss drehte. Ich holte ihn ein und stellte ihm eine vernünftige Frage bezüglich der Angelegenheit, wegen der er mich sprechen wollte.
»Wir sollten uns zuerst zu einem weniger öffentlichen Ort begeben«, erwiderte er und ging weiter. Wir kamen an Mr. Dunnetts kleinem Wachhäuschen vorbei. Ich tauschte rasch Grüße mit ihm aus, wobei ich erfreut feststellte, dass der Mann sich nicht nur einen neuen Umhang geleistet hatte, sondern auch einen dicken Schal und Handschuhe. Er entbot mir im Gegenzug fröhlich einen guten Abend, aber erhielt durch die schnelle Gangart, die Edmond angeschlagen hatte, nicht die Gelegenheit zu weiteren Worten. Offenbar hatte dieser sich vollkommen von den Schrecknissen bei der Beerdigung erholt.
Ich dachte, er steuere auf den ›Red Swan‹ zu – noch eine weitere Überraschung –, aber stattdessen ging er weiter zu ›Hadringham's Coffee House‹.
Glücklicherweise waren die Gerüche, die mit diesem Ort der Erfrischung verbunden waren, etwas weniger unangenehm für meine empfindliche Nase als die meisten anderen, und ich folgte Edmond fast ohne Übelkeitsgefühl hinein. Im Inneren war es warm und verraucht, das Holz durchdrungen vom Rauch zahlloser Tabakpfeifen, die im Laufe der Jahre nie gebraucht worden waren. Recht viele Stammgäste verweilten selbst zu dieser späten Stunde an den vielen Tischen, da es sich bei dem Etablissement um den Lieblingsversammlungsort der örtlichen Illuminaten handelte. Es bot Gelegenheit, gute Konversation mit seinen Freunden zu genießen, ebenso wie bei einem Wirtshaus, aber ohne damit einhergehende Trunkenheit und Ausschweifung. Es gab andere Orte, an denen man diese zu finden vermochte, wenn man dazu in der Stimmung war.
Die Herren, die über den Hauptraum verteilt waren, blickten auf, um zu sehen, wer hereingekommen war. Darunter gab es ein oder zwei vertraute Gesichter, da ich gelegentlich herkam, um mir die Zeit zu vertreiben, wenn sie mir zu sehr zusetzte. Ich grüßte jeden der mir bekannten Herren mit einer höflichen Verbeugung, während Edmond mit einem Kellner sprach. Er bestellte einen Privatraum und zwei Portionen Kaffee und sagte dem Kellner dann, dass wir nicht weiter gestört werden wollten. Der Mann hatte kaum sein Tablett abgesetzt, als ihm bereits das Geld zu- und er praktisch hinausgeworfen wurde.
»Es scheint mir, als sei die Lage ernst«, wagte ich zu sagen, als Edmond die Tür recht unsanft schloss.
»Sie ist verdammt ernst«, brauste er auf. »Ich möchte wissen, was los ist, zum Teufel.«
»Könntest du dich ein wenig genauer ausdrücken?«
Er zog eine gefaltete Zeitung aus seiner Jackentasche und knallte sie vor mir auf den Tisch. Auch wenn es nicht die gleiche war, welche ich zuvor gesehen hatte, war sie auf einer Seite aufgeschlagen, auf der ein Bericht über Ridleys Tod stand.
Ich tat mein Bestes, die angemessene Reaktion eines Mannes zu zeigen, der, obgleich die Neuigkeit schlecht war, sie bereits gehört und ausführlich mit anderen diskutiert hatte. Diese List anzuwenden war nicht schwierig, da dies der Wahrheit entsprach. »Es ist eine furchtbare Sache, aber ich weiß nicht mehr darüber als alle anderen.«
»Dieser Bericht erwähnt das Duell, welches du mit ihm austrugst, ›Mr. Barrett aus dem Hause Fonteyn‹.«
Ich sah mir das Blatt an und stellte fest, dass ich als genau dieser ausgewiesen war. Oje. Noch mehr traurige Berühmtheit. Vater wäre kaum erfreut, wenn er davon erführe, Mutter würde vielleicht einen ihrer Anfälle erleiden, und Edmond sprühte geradezu vor Zorn. »Das Duell ist eine Tatsache. Ich kann nichts daran ändern, wenn irgendein Narr es veröffentlicht. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich über den Mord ebenso schockiert bin wie alle anderen.«
»Bist du dies
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