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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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waren? Die Asche war gründlich aufgewühlt und zerkleinert worden, sodass es keine Möglichkeit mehr gab, festzustellen, worum es sich dabei gehandelt hatte. Ich konnte mir jedoch nicht denken, warum er seinen eigenen Vetter hätte töten sollen; mir war ihre enge Verbindung dicker als kalter Haferbrei erschienen. Vielleicht konnte Clarinda Licht in die Angelegenheit bringen.
    Oder Litton.
    Ich hatte einen zu großen Teil der Nacht mit dieser Unternehmung verschwendet. Am besten ich sputete mich, um nach Ridleys Schoßhund zu sehen, bevor er Angst bekam und ebenfalls verschwand.
    Dieses Mal erhob ich mich in die Lüfte – nachdem ich mich zunächst davon überzeugt hatte, dass mich niemand bei dieser Tat beobachtete. Der Wind wehte heute Nacht nicht so stark. Meine Reise war schnell und erfrischend, aber mir stand der Sinn durchaus nicht danach, sie als eine Zerstreuung zu begrüßen. Vielleicht würde ich sie später, nachdem ich diese Angelegenheit hinter mich gebracht hätte, ungehindert auskosten und genießen können, aber nicht jetzt.
    Da Littons Haus sich so nahe bei Olivers Hause befand, entschloss ich mich, meinen Besuch dort zu verschieben, bis ich dieses und die Straße überprüft hatte. Auf Letzterer war alles ruhig und normal, auf Ersteres jedoch traf dies nicht zu.
    Sofort, nachdem ich die Erde berührt und wieder Gestalt angenommen hatte, erblickte ich die Lichter, welche sich unter dem Saum der vorgezogenen Vorhänge abzeichneten. Was für eine teuflische Unverfrorenheit – waren die Bastarde in unser Heim eingedrungen und plünderten es nun wie Tynes Butler?
    Natürlich war es möglich, dass Edmond zurückgekommen war ... aber nein, seine Kutsche stand nicht vor dem Hause. Es war wahrscheinlicher, dass Oliver es müde geworden war, im Fonteyn-Hause zu warten, und zurückgekehrt war, um zu sehen, ob ich Fortschritte machte. Der Teufel sollte ihn holen. Ich würde ihm ein, zwei Dinge darüber erzählen, was es bedeutete, sich in Gefahr zu bringen – falls es sich wirklich um Oliver handelte.
    Nur um sicherzugehen, begab ich mich ins Haus, ohne den Schlüssel zu benutzen, und horchte angestrengt. Jemand befand sich im Wohnzimmer. Die Tür war geöffnet, und der goldene Schein zahlreicher brennender Kerzen ergoss sich bis hinaus in die Halle. Ich hörte das Prasseln der Flammen im Kamin und ein oder zwei schwache Schritte; und dann erklangen versuchsweise einige wenige Töne aus dem neuen Spinett. Großer Gott, Elizabeth? Finger spielten die Tonleiter herauf und herunter, stockten, verfehlten eine Note und begannen dann störrisch aufs Neue.
    Ich zog meine Pistole – für den Fall, dass ich Unrecht hatte – und eilte vorwärts, in der Absicht, den Spieler zu überraschen. Aber als ich um die Ecke bog und sah, wer sich in dem Raume befand, verdoppelte und verdreifachte sich die Überraschung, und zwar für mich. Ich hielt inne, vor Unglauben zu Stein erstarrt. Die Frau, die vor dem Spinett stand, war nicht meine Schwester, sondern Nora Jones.
    Sie blickte auf, zuerst mit erschrockener Miene, dann entspannten sich ihre Züge und drückten Wiedererkennen und Herzlichkeit aus. Dieses langsame Lächeln, dieses zauberhafte Lächeln, dieses Lächeln, welches sie nur mir geschenkt hatte, kam hervor, um ihr Gesicht aufleuchten zu lassen.
    Ich hatte vergessen, vergessen, vergessen, wie wunderschön sie war; mein Herz machte einen solch ungeheuren Satz, dass mir die Brust schmerzte. Ich taumelte einen Schritt nach vorne. Ich versuchte zu sprechen, aber die Worte wollten nicht herauskommen. Durch einen Tränenschleier sah ich, wie sie mit ausgestreckten Armen auf mich zukam. Sie flüsterte meinen Namen. Ich wollte den ihren schreien, aber es war zwecklos. Ich gab auf und hielt sie einfach eng an mich gepresst, als wir gleichzeitig weinten und lachten.

KAPITEL 9
    Schließlich mussten wir uns voneinander trennen, und sei es auch nur, um uns anzusehen. Sie berührte mein Gesicht mit einer Hand, während ich gleichzeitig das ihre berührte, und wahrscheinlich tat sie dies aus dem gleichen Grund wie ich: um sich davon zu überzeugen, dass ich wirklich und wahrhaftig vor ihr stand.
    »Ich habe deinen Brief bekommen«, sagte sie schließlich. »Denjenigen, den du in meinem Hause hinterlassen hast. Ich wusste nicht, dass du in England warst, sonst wäre ich früher zu dir gekommen. Es tut mir so Leid.«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Kannst du mir vergeben, was ich in Cambridge getan habe?«
    Ich konnte ihr alles

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