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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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vergeben, nun, da sie hier war, und sagte ihr dies auch, indem ich mir mit dem Ärmel die Augen wischte.
    »Ich musste es tun. Du musstest nach Hause, und ich musste mich um Tony Warburton kümmern und –«
    »Es spielt keine Rolle mehr. Es ist vorbei. Andere Dinge ... es gibt andere Dinge zu besprechen. O Gott, es gibt so vieles zu erzählen!«
    Sie lächelte zu mir hinauf, schwankend zwischen Freude und Tränen. Es hatte mir gefehlt zu sehen, wie sich ihre Lippen auf genau diese Art kräuselten. Ich küsste sie sanft. Der Hunger nach ihr war sehr stark in mir, aber dafür wäre später noch genügend Zeit – dies hoffte ich zumindest. Vorerst war ich damit zufrieden, sie festzuhalten.
    »Wo warst du? Ich hatte Oliver bereits vor über einem Jahr beauftragt, nach dir zu suchen. Geht es dir gut?«
    »Natürlich geht es mir gut.«
    Ich ließ sie los, um sie anzusehen.
    »Aber Tony Warburton sagte, du seiest krank gewesen. Geht es dir wirklich gut?«
    »Es geht mir bestens, wie du sehen kannst.« Sie legte ihre Hände fest auf eine der meinen. »Also hast du mit ihm gesprochen?«
    »Beinahe gleich, nachdem wir in England angekommen waren – ich dachte, er könne mir vielleicht sagen, wo du seiest. Du hast in all dieser Zeit versucht, ihm zu helfen, nicht wahr? Oliver sagte, dass du mit den Warburtons in Italien gewesen seiest und –«
    »Dann erinnerst du dich an alles, was in jener Nacht geschehen ist?«
    »An jede Minute.«
    Sie hob meine Hand und küsste sie. »Und ich hatte gehofft, du wärst verschont geblieben von –«
    »Es bedeutet nichts mehr. Es spielt keine Rolle. Du bist hier und wohlauf, und das ist alles, was für mich zählt. Warum sagte er, dass du krank seiest? Ich war so besorgt um dich. Hat es etwas mit seinem Irrsinn zu tun?«
    »Nein, nein, er muss wohl von meiner Tante gesprochen haben. Mrs. Poole wurde krank, kurz bevor wir Italien verließen. Seitdem haben wir ruhig in Bath gelebt.«
    »Sehr ruhig, in der Tat. Warum denn? Niemand aus deinem Freundeskreis hat eine Nachricht von dir erhalten. Ich begann schon zu denken, du seiest vom Angesicht der Erde verschwunden – oder etwas Schreckliches sei dir zugestoßen, oder du verstecktest dich absichtlich aus irgendeinem Grunde.«
    »Für jemanden wie mich ist Privatsphäre sehr wichtig. Ich muss anderen Leuten gegenüber eine gewisse Distanz wahren, wie du sehr wohl weißt.«
    »Aber eine so große Distanz? Und für so lange Zeit?«
    »Ich hatte genug von der Gesellschaft. Nur ohne deine Gesellschaft fühlte ich mich leer.«
    Dafür umarmte ich sie erneut, lachend. Es ließ Gutes für unsere Zukunft erhoffen, zu wissen, dass sie mich vermisst hatte. Es tat mir Leid, dass Mrs. Poole gelitten hatte, aber gleichzeitig empfand ich auch eine selbstsüchtige Dankbarkeit, dass es nicht Nora gewesen war. Ich hielt die Arme um sie geschlungen und schickte dem Himmel einen tief empfundenen Dank, dass er sie mir wiedergegeben hatte und es ihr nach wie vor gut ging.
    »Wie geht es deiner Tante?«, fragte ich, als ich mich schließlich wieder auf meine Manieren besann.
    »Die Kur dort hat ihr sehr geholfen, Gott sei Dank«, antwortete sie. »Sie hat sich weit genug erholt, dass ich bereits daran dachte, nach London zurückzukehren. Ich habe einen meiner Männer geschickt, das Haus zu überprüfen, und er fand deine Nachricht, in der du mir mitteiltest, ich solle zu Olivers Haus kommen. Ich kam, sobald ich konnte. Aber niemand ist hier. Was gibt es? Wohin sind all die Bediensteten verschwunden?«
    Plötzlich erinnerte ich mich an den Dubliner Revolver, den ich die ganze Zeit in der Hand hielt, und den Grund dafür. Ich beugte mich hinüber und legte ihn auf einen Tisch. Mein düsteres Vorhaben würde ich heute Nacht auf keinen Fall ausführen. Verglichen mit Nora verlor die Aufgabe, Ridleys Mörder zu finden und das Problem mit ihm zu lösen, jegliche Bedeutung. Der morgige Tag wäre für diese unangenehme Aufgabe ebenso gut geeignet.
    Ihre Augen wurden groß beim Anblick der Waffe, und Verwirrung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. »Was, um alles in der Welt? Jonathan?«
    »Es wird eine Weile dauern, dir alles zu erzählen. Du hast dich mitten in eine sehr unangenehme Situation begeben. Ich werde dir alles erklären, das verspreche ich dir.« Sanft führte ich sie zum Sofa hinüber. Wir setzten uns, indem jeder sich leicht herumdrehte, um den anderen besser ansehen zu können. Ich wollte sie die ganze Nacht ansehen – ansehen und andere Dinge. »So vieles

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