Der tanzende Tod
diesem Spiel niemals seinen Sachverstand erreichen. Er meinte, ich benötige nur mehr Übung, sodass ich es mit einigem Stöhnen noch einmal versuchte und schließlich noch mehr Lärm verursachte.
»Jonathan?«
Da ich, den Kopf in Richtung Tür, noch immer auf dem Rücken lag, bot sich mir ein umgekehrtes Bild von Elizabeth, die zu mir heruntersah. Oliver stand hinter ihr und reckte den Kopf, um mich über ihre Schulter hinweg anzusehen.
»Hallo, liebste Schwester und bester Vetter! Uff!« Richard hatte sich auf meinen Magen geworfen.
»Er ist verrückt geworden«, verkündete Elizabeth in düsterem Ton. »Nicht völlig übergeschnappt, aber Gott möge sich dennoch unser erbarmen.«
»Nicht verrückt, nur ein wenig außer mir. Oh, du wirst mich kitzeln, nicht wahr?«
Richard kicherte und grub erneut seine Fäuste in meine Rippen. Er reagierte mit noch lauterem Gelächter, als ich drohte, ihm die Nase abzuzwicken. Furchtlos hielt er mir das Gesicht entgegen und forderte mich heraus, indem er mir mitteilte, er habe keine Angst vor mir. Ich sagte ihm, auf diese Weise sei es kein Vergnügen, stand auf – indem er eines meiner Beine umklammerte – und stapfte durch den Raum, wobei ich über mein erstaunlich starkes Hinken klagte. Als ich wieder auf dem Teppich angelangt war, löste er sich lachend von mir und begann davonzurennen, aber ich packte ihn an der Taille und hob ihn hoch in die Luft, was von ihm sehr gut aufgenommen wurde.
»All dieses Herumalbern wird ihm auf den Magen schlagen«, warnte Elizabeth.
»Es geht mir gut!«, schrie Richard mit recht erstickter Stimme, da sein Kinderröckchen sein Gesicht bedeckte. Inzwischen hatte ich ihn an den Füßen ergriffen, und seine Arme baumelten locker über dem Boden.
»Kannst du auf den Händen laufen?«, fragte ich ihn.
Als Antwort legte er seine Handflächen auf den Boden. Ich ließ ihn gerade weit genug herab, damit er sein Gewicht spüren konnte, und marschierte so einmal mit ihm durchs Zimmer.
»Hervorragend, mein Kleiner! Ich habe noch niemals etwas Besseres gesehen.«
Als wir den Teppich erreichten, ließ ich ihn herabgleiten, bis er flach dalag, keuchend und mit rotem Gesicht. In einer Minute würde er wieder zu Atem kommen, und wir würden von vorne beginnen.
»Was hat sich hinsichtlich der Mohocks ergeben?«, verlangte Oliver während dieser Unterbrechung zu wissen. »Was geschah letzte Nacht? Hast du Arthur gesehen?«
»Ich sah – nun, dies ist nicht die richtige Zeit und nicht der richtige Ort, um euch zu erzählen, was geschehen ist.«
Oliver, der dies auf die schlimmstmögliche Art interpretierte, wurde bleich und setzte eine grimmige Miene auf. »Großer Gott.«
»Nein, ich meine nicht – das heißt – ich habe euch vieles zu erzählen, aber nicht über das, was ihr denkt. Ich kann einfach nicht darüber reden, bis –«
»Es ist wahr«, stimmte Elizabeth mir zu. »Du wirst kein vernünftiges Wort aus ihm herausbekommen, bis er seine nächtliche Dosis Richard eingenommen hat.«
»Ich werde in den blauen Salon kommen, sobald ich kann«, versprach ich.
»So schnell wie möglich, wenn du so freundlich wärst«, erwiderte sie mit verschmitzter Miene.
Natürlich mussten sie vor Neugierde geradezu zerfressen sein, da sie die ganze Nacht und den ganzen Tag darauf gewartet hatten, Neuigkeiten von mir zu erfahren. Die Nachricht hatte sie wohl eher aufgewühlt als zufrieden gestellt. Verdammnis. Ich verabscheute es, dass diese Angelegenheit meine Zeit mit Richard beschnitt.
Zeit...
Nein. Es war mir immer noch zu unangenehm, über dieses Thema nachzudenken. Nora hatte Recht, wenn sie jeweils nur für eine einzige Nacht lebte. Überlegungen über zukünftige Sorgen konnten warten, bis diese eintrafen; das Beste wäre, die Gegenwart zu genießen, während sie stattfand.
Unglücklicherweise war die Gegenwart viel zu kurz. Da sie an diesem Tag sonst wenig anderes zu tun hatten, hatten Elizabeth und Oliver den größten Teil davon damit verbracht, sich mit Richard zu beschäftigen. Dies teilte er mir zumindest mit, als er einige seiner Abenteuer bei der Kaninchenjagd erzählte. Er überschlug sich buchstäblich vor Eifer, als ich zu ihm kam, aber bald kam er außer Atem, insbesondere nach der zweiten Reihe von Purzelbäumen über den Teppich. Als Abwechslung zu all der Bewegung bot ich ihm an, ihm aus einem seiner Bücher vorzulesen. Eines der Dienstmädchen erschien mit einer Tasse Eselsmilch mit Honig für ihn. Mrs. Howard, die verschwunden
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