Der tanzende Tod
seinen Stock und stach mich mit seiner Spitze grausam in den Magen. Der Atem entwich mir aus der Lunge, und ich fiel auf die Seite und krümmte mich vor Schmerzen. Schmerzerfüllt und angstvoll wartete ich auf den nächsten Schlag, doch er hielt sich zurück. Nicht aus Gnade, dachte ich, als ich es wagte, erneut zu ihm zu blicken, sondern aus Erschöpfung. Sein Gesicht war aschfahl geworden, und er rang nach Luft. Wahrscheinlich sah ich ebenso aus wie er, nur ohne das verzweifelte Ringen nach Luft. Dennoch war ich nicht in der Lage, mich sehr stark zu bewegen, noch nicht.
»Was ist das?«, knurrte er. »Du musst es Thomas angetan haben, und ich weiß, dass du es nach der Beerdigung auf mich angewandt hast.«
In der Tat. Und warum hatte es bei ihm nicht gewirkt?
»Ist es das, was du getan hast, damit er sich gegen uns wandte? Ist es das?« Arthurs Blutverlust, welcher ihn verwirrt hatte, das Laudanum, welches ihm verabreicht worden war, beides konnte der Grund sein, dass mein Versuch, ihn zu beeinflussen, fehlgeschlagen war. Entweder war das der Fall, oder er war irrsinnig.
Ich hätte dies vorhersehen sollen; ich hätte mich früher um ihn kümmern und mich nicht ablenken lassen sollen.
»Was bist du?«, verlangte er mit erhobener Stimme zu wissen.
Ein Vampir, dachte ich. Und zwar ein verdammt müder. Ich wünschte, Nora wäre hier. Sie hätte sich ohne große Mühe um diesen Rüpel kümmern können.
»Was bist du?«
Er sah aus, als sei er bereit, mich auf der Stelle zu töten. Die Mischung aus Entsetzen und Gehässigkeit auf seinem erschöpften Gesicht war ein schrecklicher Anblick, und die Wucht seiner Emotionen traf mich beinahe ebenso hart wie die seines Stocks. Alles, worauf ich jetzt noch hoffen konnte, war eine einzige gute Gelegenheit, ihn irgendwie zu packen und zu mir hinunterzuziehen, um mit ihm einen Kampf auf einer primitiveren Ebene zu führen. Selbst in meiner verletzten Verfassung war ich noch immer stärker als die meisten Männer. Allein aus purer Verzweiflung hätte ich dies vielleicht zustande gebracht, aber er war aus meiner Reichweite zurückgewichen und verfluchte mich.
Es waren Schritte zu hören. Die einen stammten von Summerhills langen Beinen, bei den anderen handelte es sich um die raschen Schritte Clarindas. Verdammt, verdammt, Verdammnis ihnen allen.
Clarinda blieb am Eingang der Halle stehen. »Was gibt es?«, verlangte sie von Arthur zu wissen.
»Nichts«, fuhr er sie an und richtete sich mit sichtlicher Mühe auf. »Wo ist das Geldkästchen?«
»Ich habe es gefunden, aber es ist leer. Mein Bastard von Ehemann hat sein Geld an einer anderen Stelle versteckt.«
» Was!« Dies war ein schwerer Schlag für Arthur, schlimmer als jeder, den ich ihm hätte verpassen können. Er fiel regelrecht gegen eine Wand, angewiesen auf ihre stützende Wirkung.
»Es könnte sich überall in diesem Hause befinden«, fuhr sie fort. »Wir könnten die ganze Nacht danach suchen und es dennoch nicht finden, ebenso wenig wie meinen Schmuck. Er hat es möglicherweise zu seiner Bank gebracht oder es im Fonteyn-Hause versteckt oder bei diesem Dummkopf Oliver –«
Arthur begann, nach den besten seiner eingeschränkten Kräfte zu schwadronieren, aber Clarinda unterbrach ihn unwirsch.
»Rege dich nicht auf, du Narr! Mir ist ein anderer Weg eingefallen!«
»So? Und was willst du unternehmen, deinen verdammten Ehemann von den Toten auferstehen lassen und ihn freundlich darum bitten?«
»Es war nicht meine Schuld. Wenn du es nicht so eilig gehabt hättest, ihn loszuwerden –«
»Wenn er nicht versucht hätte, mich zu erschießen –«
Edmond... o Gott.
»Einen Moment, bitte«, meinte Summerhill ruhig, indem er den Kopf neigte. Er besaß eine dermaßen autoritäre Ausstrahlung, dass die beiden lange genug mit ihrem Gezänk aufhörten, um ihn anzustarren. »Sehr gut. Nun, Sir, Mrs. Fonteyn hatte vorausgesehen, dass etwas Derartiges geschehen könne, und Vorkehrungen für diesen Fall getroffen. Ich würde vorschlagen, dass Sie sie anhören.«
»Was denn nun?«, schnauzte Arthur sie an.
Sein Wutausbruch behagte der lieben Clarinda nicht sonderlich. Sie schloss fest den Mund.
Summerhill griff erneut ein. »Ich glaube, in einem der Räume im unteren Stockwerk befindet sich ein Schrank voller Spirituosen. Mr. Tyne sieht so aus, als benötige er eine Stärkung, und vielleicht wird er dadurch in eine bessere Stimmung versetzt, um Ihnen zuzuhören, liebste Dame.«
Der praktische Nutzen des Vorschlages
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