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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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gehen.
    Irgendwie.
    Jede Bewegung war eine Qual, insbesondere solche, die mit meinem Kopf und Hals zu tun hatten. In diesem Bereich war etwas auf entsetzliche Weise falsch, und ich hatte Angst, es noch schlimmer zu machen. Im Vergleich dazu waren mein gebrochener Arm und verschiedene Quetschungen völlig unbedeutend. Dieser verdammte Summerhill hatte mich wie einen Sack voller Getreide herumgeworfen, und auch mit etwa ebenso viel Rücksicht. Wenn ich ihn zu fassen bekäme ...
    Ärger half. Ich griff nach ihm, hielt ihn fest, nährte mich von seiner Stärke, bis er mich erfüllte und zu meiner Stärke wurde. Es gab eine erstaunliche Menge davon ... ihretwegen.
    Arthur Tyne. Rücksichtsloser Halsabschneider. Aber nicht mehr lange. Er würde wünschen, er wäre tot, bevor ich mit ihm fertig wäre.
    Clarinda. Reuelose Mörderin. Anstifterin all der Dinge, welche mir zugestoßen waren. Schuldige Mutter meines unschuldigen Sohnes. Ich würde sie zurückbringen und den Platz des armen Edmonds als ihr Gefängniswärter einnehmen, und ich würde dieses Privileg genießen.
    Der Ärger wurde zu flammendem Zorn, wärmte mich und belebte Knochen, Muskeln und Nerven.
    Und einen kurzen Moment lang ersetzte er die verheerende Agonie. Ich ergriff die Gelegenheit, solange sie sich darbot.
    In meinem Inneren spürte ich erschaudernd einen Sturzflug, als fiele ich erneut.
    Etwas Raues erfüllte mein Inneres wie ein frostiger Wind. Es durchdrang mich von einem Ende zum anderen. Die scharfen Ränder der Welt verzerrten sich rasch und verblassten plötzlich. Ich hätte aufgeschrien, aber hatte mit einem Male keine Stimme mehr für meine Angst und meinen Schmerz.
    Dann war es vorbei.
    Ich war unsichtbar, gewichtslos, formlos.
    Ohne festen Körper, an den er sich klammern konnte, den er quälen konnte, löste sich der Schmerz auf und schwebte davon, ebenso wie ich mich auflöste und in die Luft erhob.
    Ich war frei.
    Und müde. Es hatte mich viel Kraft gekostet, die physische Welt hinter mir zu lassen, und würde mich gewiss noch mehr kosten, wenn ich wieder in sie zurückkehrte, aber vorerst schwelgte ich in der seligen Freiheit dieser körperlosen Form. Welche Knochen auch immer gebrochen, welches Fleisch auch immer zerrissen worden war, es spielte nun keine Rolle mehr. Alles würde wieder heil sein, wenn es an der Zeit wäre, zurückzukehren.
    Es war süß, und groß war mein Bedürfnis, in diesem Zustand zu verweilen, aber ich hatte noch einige Dinge zu erledigen. Ich musste es zumindest versuchen. Alarm zu schlagen wegen Clarindas Flucht war das Wichtigste – aber erst, nachdem ich Nahrung zu mir genommen hatte. Selbst in diesem Zustand schrie jeder Teil meines Seins geradezu nach frischem Blut, und zwar nach viel davon. Ich musste die Ställe finden.
    Versuchsweise brachte ich mich dazu, mich auszudehnen.
    Ich nutzte die Treppe als Markierungspunkt und glitt auf die Vordertür zu. Bald stieß ich gegen die gegenüberliegende Wand und tastete mit dem, was auch immer mir im Augenblick als Hände diente, nach Spalten in der Mauer. Ich hätte versuchen können, zumindest so viel Gestalt anzunehmen, dass ich etwas erkennen konnte, aber war mir unsicher, was meine Fähigkeit betraf, das sorgfältige Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, welches ich benötigte, um mich in diesem teilweise körperlosen Zustand zu halten. Mein Instinkt sagte mir, dass ich dieses Risiko nicht auf mich nehmen sollte, damit ich nicht plötzlich wieder massiv würde und dann zu schwach wäre, um mich erneut aufzulösen.
    Es würde Unglück für mich bedeuten, wenn ich dies täte und die Tür verschlossen vorfände.
    Ein Spalt, lang und sehr schmal, bot sich meinen suchenden Sinnen – die knappe Ritze zwischen Tür und Türschwelle. Ich tauchte danach und ergoss mich hindurch wie die Gischt eines Flusses. Es schien eine Ewigkeit zu dauern.
    Draußen.
    Ich fühlte den vertrauten sanften Zug des Windes und ritt darauf; ich ließ mich von ihm an der Vorderseite des Hauses entlangtragen. Ich ließ die festen Umrisse des Gebäudes zu meiner Linken liegen und bog erst um eine Ecke, dann um eine weitere und versuchte mich zu erinnern, was ich von diesem Ort gesehen hatte, als ich mich ihm zum ersten Male genähert hatte. Besaß das Haus einen Flügel? Oder zwei? Die Spuren der Kutschenräder im Kiesweg hatten nach links geführt, aber wie weit? So mühelos diese Art zu reisen auch sein mochte, ich würde sie aufgeben müssen, bevor ich mich verirrte.
    Ich fand einen freien

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