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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Summerhill mir tröstend ins Ohr, als er mich herumschwang und in eine geeignete Stellung brachte. »Zumindest wird es schnell gehen, und das ist mehr, als den meisten von uns zuteil wird.« Er legte mir fest die Hand ins Kreuz und schob mit aller Kraft.
    Einen Augenblick lang schwebte ich frei in der Luft. Es war fast wie bei meinen körperlosen Ausflügen.
    Der Raum drehte sich wild. Es war fast wie bei meinem Spiel mit Richard.
    Dann traf mich etwas mit tödlicher Härte an meinen Schultern und am Rücken, als ob hundert Summerhills mich nicht nur mit Stöcken, sondern mit Knüppeln angriffen. Ich hörte dumpfe Schläge, einen schmerzerfüllten Schrei, der abrupt abbrach ... und dann nichts mehr.
    Mr. Barrett lag still wie ein Stein am Fuß der Treppe, sein Körper war jenseits jeder Bewegung, so wie sein Geist jenseits jedes Gedankens.
    Sein Kopf stand in einem unnatürlichen Winkel vom Halse ab; einer seiner Arme lag, ebenfalls auf eine unnormale Art gebogen, unter ihm. Ein entfernter und unruhiger Teil seines Gehirns war sich dieser und anderer, leichterer Verletzungen bewusst, aber nicht in der Lage, mehr zu tun, als ihre Existenz einfach wahrzunehmen.
    Seine Feinde waren verschwunden.
    Das Haus um ihn herum war tödlich still.
    Eine Ewigkeit verstrich, bevor seine Augenlider für einen kurzen Moment flatterten. Er erhaschte einen unscharfen Blick auf schwarz verfärbte hölzerne Treppenstufen, welche sich nach oben in eine kalte Dunkelheit erstreckten. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte seine Augen nicht wieder öffnen. Es schien eine wichtige Sache zu sein, obgleich er sich nicht daran erinnern konnte, warum.
    Nach einer weiteren Ewigkeit zitterten die Finger seines ungebrochenen Armes einmal. Er hatte die schwache Bewegung nicht bewusst hervorgerufen, aber spürte, wie es geschah. Als er sie zu wiederholen versuchte, schoss ein heißer Blitz durch seinen Hals, was seinem böse zugerichteten Fleisch ein unwillkommenes Erwachen bereitete. Er versuchte, in die freundliche Zuflucht der Ohnmacht zurückzukehren, aber dieser Versuch war gefolgt von Schmerz, beharrlich wie ein Schatten, welcher ihm keine solche Gnade gewährte. Er hätte wimmernd protestiert, wenn sich in seinen Lungen Luft befunden hätte. Stattdessen zuckten seine Finger.
    Mit ihnen konnte er die harte Oberfläche des Bodens ertasten, auf dem er ausgestreckt lag, und allmählich verstand er seine Lage.
    Er befand sich ernsthaft in Schwierigkeiten.
    Und da er nun recht allein war, konnte er keine Hilfe erwarten. Dies ängstigte ihn, das Alleinsein.
    Aber er besaß eine Familie, Freunde, und selbst ein Fremder auf der Straße würde sich, von Mitleid getrieben, bewegen lassen, ihm zu helfen. Jedoch war niemand von diesen Leuten anwesend, und es war auch nicht wahrscheinlich, dass sie herkommen würden.
    Innere Proteste gegen diese Ungerechtigkeit erhoben sich, verstummten wieder und erstarben. Nicht so die Selbstvorwürfe. Diese peitschten wie ein scharfer Eisregen unerbittlich auf ihn ein.
    Das Alleinsein verschlimmerte jeden Schmerz und die Seelenangst, welche ihn quälten. Es ließ die Aussicht, ihnen zu entkommen, zweifelhaft erscheinen. Es ließ die wenige Kraft, die ihm noch geblieben war, dahinschwinden. Selbst ein stilles Gebet, um einfach Trost zu finden, schien eine zu schwere Anstrengung zu sein, als dass er es auch nur hätte versuchen können.
    Das Weinen allerdings nicht. Dies konnte er nicht kontrollieren. Die Schmerzen seines Körpers erforderten Tränen, und diese strömten über sein Gesicht und brannten wie Säure.
    Dann hörte er sein eigenes erschöpftes Stöhnen der Verzweiflung und dachte, was für ein vollkommen jämmerlicher Bursche er doch geworden sei. Er war weniger ein Haufen Schmerz durch all die Verletzungen als vielmehr ein Haufen Selbstmitleid durch das Elend seines eigenen Herzens, gewiss nicht die Art von Sohn, auf den sein Vater stolz wäre, und nicht die Art von Vater, den sein eigener Sohn bewundern könnte.
    Und wenn er seine Gedanken nicht ordnete, würde er keinen von ihnen oder auch jemand anders jemals wieder sehen.
    Ich erwachte abrupt und unglücklich. Die Gebilde, welche zur Hälfte aus Träumen, zur anderen Hälfte aus Nachtmahren bestanden, flohen und hinterließen nichts weiter als ein ernsthaftes Bedürfnis, die Hoffnungslosigkeit, welche sie hervorgerufen hatten, zu überwinden. Wenn die Menschen, die ich liebte, nicht hier waren, dann, bei Gott, musste ich eben zu ihnen

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