Der tanzende Tod
und beweise, dass ich Unrecht habe.«
Hände ergriffen eine meiner Schultern, und ich wurde grob umgedreht. Diese Misshandlung war beinahe mehr, als ich ertragen konnte. So unangenehm es auch war, ich kämpfte dennoch darum, bei Bewusstsein zu bleiben, und gewann ... ganz knapp. Halb betäubt konnte ich durch halb geschlossene Lider ihre drohend über mir aufragenden Gestalten erkennen: Clarinda auf der linken Seite, Arthur auf der rechten. Arthurs Gesichtsausdruck war ein Musterbeispiel für blankes Erstaunen.
»Aber Litton erzählte mir, er sei tot! Er sah, wie Royce ihn erschoss. Er traf ihn mitten in die Brust.«
»Dann tötete er einen anderen Mann oder schoss einfach daneben.«
»Aber er war sich vollkommen sicher und brüstete sich damit, dass sich überall Blut befunden habe.«
»Vielleicht sollten Sie Ihren Freund herbringen, um dies mit ihm zu diskutieren«, schlug Summerhill trocken vor, womit er Arthurs widerwillige Aufmerksamkeit auf sich zog. »Ich habe ihn für Sie erwischt. Was soll nun mit ihm geschehen?«
Diese Frage löste eine lebhafte Diskussion aus. Von allen Leuten, die Edmond möglicherweise einen Besuch abstatten könnten, war ich gewiss der Letzte, den sie erwartet hatten. Arthur überlegte weiterhin laut, wie ich der Ermordung bei Mandy Winkle entkommen sei; Clarinda hingegen kümmerten diese Einzelheiten wenig, da sie sich mehr um gegenwärtige Probleme als um vergangene Fehlschläge sorgte.
»Was, in Gottes Namen, macht er hier?«, wollte sie wissen.
»Er wollte wohl Edmond wegen deines Balgs einen Besuch abstatten, nehme ich an«, meinte Arthur, der das Unleugbare vorläufig akzeptiert hatte. Er starrte mich weiterhin unglücklich an, als könnte ich mich in Luft auflösen und an anderer Stelle wieder auftauchen, um ihn zu quälen. Oh, wäre ich augenblicklich nur dazu in der Lage!
»Es sei denn, es ging um Thomas.«
»Wie könnte dies der Fall sein?«
»Du standest ihm am nächsten«, erinnerte sie ihn. »Keiner von ihnen ist ein Dummkopf. Sie nehmen wohl an, dass du am besten wissen müsstest, wer –«
»Zum Kuckuck damit«, sagte er scharf. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er Summerhill einen Blick zuwarf. »Der gute Kapitän hat gefragt, was mit Barrett geschehen soll, und uns läuft die Zeit davon.«
Clarinda blickte mir geradewegs in die Augen, so abschätzig, als sei sie ein Metzger, der über die beste Art, ein totes Tier zu zerteilen, nachdenkt. »Wir können ihn nicht am Leben lassen«, schloss sie. »Er weiß nun, wer versucht hat, ihn zu töten.«
Arthur nickte. »Nun gut. Ich werde mich darum kümmern, und dieses Mal wird es richtig gemacht. Hast du schon das Geldkästchen gefunden? Dann solltest du dich an die Arbeit machen. Kapitän, wären Sie so freundlich, ihr zur Hand zu gehen?«
Der letzte Satz war an Summerhill gerichtet. Meine Idee musste wohl richtig gewesen sein. Wahrscheinlich war er ein Schmuggler, aber er war mit seinem Schiff nicht hergekommen, um verbotene Fracht zu bringen, sondern um zwei wichtige Passagiere zu einem sicheren Hafen zu befördern. Er hatte ruhig daneben gestanden und ihnen zugehört, aber sich nicht in ihr Gespräch eingemischt. Zu Clarindas Vorschlag, mich zu töten, hatte er keine wie auch immer geartete Bemerkung gemacht und verbeugte sich nun leicht, in höflicher Zustimmung zu Arthurs Wunsch.
Ich sammelte meine Kraft, aber blieb weiterhin still, bis Clarinda und Summerhill verschwunden waren. Sie eilten durch die Halle zur Rechten, wo ich noch immer schwache Hilfeschreie hören konnte.
»Und sagt diesen Mägden, sie sollen mit dem Krach aufhören!«, rief Arthur ihnen nach. Einen Augenblick später hörte ich Summerhill etwas in einem barschen, bedrohlichen Ton knurren, und die Schreie verstummten abrupt.
»Wo ist Edmond?«, krächzte ich, da ich nun genügend Kräfte dafür gesammelt hatte.
Er hatte nicht erwartet, dass ich sprechen würde. Sein Blick konzentrierte sich auf mich, halb verächtlich, halb ungläubig und gänzlich kalt. Er sah von unserer vorherigen Begegnung noch immer sehr bleich aus und nutzte seinen Spazierstock, als benötige er ihn, um sein Gleichgewicht zu halten, und nicht für sein äußeres Erscheinungsbild. »Er geht dich nichts an.«
»Wo ist er?«
Seine Antwort war ein harter Tritt mit der Schuhspitze in meine Rippen. Dabei musste ich feststellen, dass seine Reitstiefel aus einem sehr robusten Leder bestanden. Ich stöhnte unglücklich. Die plötzliche Erschütterung erinnerte mich
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