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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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die Dinge durcheinander.«
    »Der Brunnen?« Er versuchte sich aufzusetzen, aber ausnahmsweise gewann der schwache Zustand seines Körpers die Oberhand über seinen Charakter. »Ich war im Brunnen?«
    »Es ist ein Wunder, Sir«, verkündete Mrs. Kellway. »Der liebe Gott und alle seine Engel waren heute auf Ihrer Seite und retteten Sie, und dies ist eine Tatsache. Wenn Mr. Barrett nicht gewesen wäre, um Sie herauszuziehen, so würden wir nun für Ihren Seelenfrieden beten statt für Ihre baldige Erholung.«
    Er richtete seine dunklen Augen auf mich, vermutlich immer noch in dem Versuch, dies alles in sich aufzunehmen. »Wie?«, verlangte er zu wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Du hast eigentlich den Hauptteil der Arbeit geleistet, indem du dir das Seil umgebunden hast.«
    »Aber das habe ich nicht – du warst da ... ich weiß, dass du –«
    »Und du hast mit deinem Gewicht beinahe die Winde zerbrochen«, fuhr ich fort, um ihm keine Gelegenheit zu geben, fortzufahren. »Es wäre eine einfachere Aufgabe für mich gewesen, wenn du weniger wie Herkules und mehr wie Merkur gebaut wärest. Das nächste Mal, wenn du in einen Brunnen fällst, werde ich dich dort lassen und mir die Rückenschmerzen ersparen.«
    Ich hatte gehofft, meine schroffe Art würde ihn ablenken, und rechnete damit, zumindest ein Knurren von ihm als Antwort zu erhalten. Stattdessen sah er mich eine ganze Weile scharf an. Ich hätte angefangen, mir Sorgen zu machen, aber seine Augen umwölkten sich. Er legte eine Hand auf meinen Arm und drückte ihn einmal, nur mit einem Bruchteil seiner normalen Kraft.
    »Vielen Dank«, flüsterte er und döste wieder ein.
    Ich erwartete, auf der Stelle von seinem Personal erhängt zu werden, aber Mrs. Kellway betupfte nur erneut ihr Gesicht und sah mich mit der unerklärlichen Zärtlichkeit an, welche üblicherweise für Lieblingskinder und kleine Hunde reserviert ist. »Seien Sie gesegnet, Sir, dafür, dass Sie genau das Richtige zu ihm gesagt haben.«
    »Aber ich – oh, es spielt keine Rolle.« Ich stand auf und stolperte beinahe über meine Decke. »Verdammt. Ich muss mir einige richtige Kleidungsstücke leihen. Ich bin sicher, es wird meinem Vetter nichts ausmachen, wenn ich seinen Kleiderschrank plündere.«
    »Aber, Sir, Sie sind nicht in einem Zustand, um –«
    »Ich habe mich wieder recht gut erholt, vielen Dank, und jemand muss sich um einen Arzt kümmern. Mein Pferd steht fertig gesattelt vor dem Hause, also wenn Sie mich entschuldigen würden ...« Ich trat entschlossen auf, damit niemand es wagte, mit mir zu diskutieren, und um so nach der vorherigen Beinahe- Vertraulichkeit meine Stellung wieder zu festigen, und es funktionierte tatsächlich, zumindest in diesem Haushalt. Jericho hätte bedeutend mehr Widerstand geleistet – und wahrscheinlich die Oberhand behalten.
    In Edmonds Kleiderschrank fanden sich trockene Kleidungsstücke für mich, die natürlich alle recht groß waren; außerdem musste ich meine eigenen nassen Reitstiefel tragen, aber nichts davon bereitete mir Kopfzerbrechen. Mein Vetter benötigte immer noch Hilfe, und Oliver war nur ein paar Meilen entfernt.
    Ich schickte einen der Stallburschen los, um Rolly zu holen, indem ich es geistesabwesend unterließ, ihm zu erklären, aus welchem Grunde ich mein Pferd so weit vom Hause entfernt zurückgelassen hatte. Nachdem ich meinen Umhang angelegt und meinen Hut aufgesetzt hatte (beides war auf dem Treppenabsatz gefunden worden), war ich bereit, hinauszueilen, bevor sich noch jemand anders dazu entschloss, mich mit Fragen zu löchern, die am besten unbeantwortet blieben, als ein Aufruhr an der Vordertür mich innehalten ließ. Zu meiner Überraschung stürmte Oliver herein und an einem protestierenden Dienstmädchen vorbei, warf einen kurzen Blick um sich und erspähte mich. War Elizabeth ungeduldig geworden und hatte ihn hergeschickt, um meine Neuigkeiten zu erfahren? Nein, dies konnte nicht der Grund sein.
    »Was, um Himmels willen, machst du hier?«, fragte ich, indem ich mir nicht die Mühe machte, meine außerordentliche Verblüffung zu verbergen. Aber als ich die Worte aussprach, wusste ich, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Mein ansonsten so fröhlicher Vetter trug einen entsetzlichen Gesichtsausdruck und zitterte sichtlich von Kopf bis Fuß. »Was gibt es? Ist Elizabeth –?«
    Oliver biss sich auf die Lippen und schüttelte heftig den Kopf. Seine bebenden Hände waren zu Fäusten geballt, und er sah aus, als

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