Der tanzende Tod
Amerika gelernt. Wir wissen dort alles, was es über diese Art von Dingen überhaupt zu wissen gibt.«
Dies wirkte wie ein Zauber auf sie, und nachdem sie solchermaßen aufgeklärt worden war, nickte sie in weiser Zustimmung.
Oliver. Ich musste zum Fonteyn-Hause zurückkehren und ihm und Elizabeth über die neueste Katastrophe Bericht erstatten. Das Unheil, welches Clarinda gestiftet hatte, war noch nicht zu Ende, wie ich vermutete. Nach dem, was ich gehört hatte, hatte sie noch etwas anderes geplant, und wir mussten nun doppelt vorsichtig sein. Edmond benötigte ohnehin einen Arzt, und Oliver war der nächste, der erreichbar wäre.
Ich kämmte mir mein tropfnasses Haar mit den Fingern zurück und band es unordentlich mit einem feuchten Band zusammen. Nun, da die anstehende Arbeit sie beruhigt hatte, fanden einige von Edmonds Leuten die Zeit, meine enthüllten Züge zu betrachten. Mein scharfes Gehör erhaschte Richards Namen aus einem Gewirr geflüsterter Kommentare. Also hatte Edmond es nicht für richtig befunden, ihnen die Familiengeheimnisse anzuvertrauen. Ich hätte nicht gedacht, dass dies überhaupt möglich sei, aber ihm war es offenbar gelungen. Würde dies meine Position als Autoritätsperson bei ihnen schwächen? Würden sie nicht denken, ich gehöre irgendwie zu Clarinda, da ich so offensichtlich ihr Liebhaber gewesen war? Es wäre wohl besser, rasch zu verschwinden, bevor ich es herausfände.
Und dann bewegte sich Edmond und hustete kräftig, wobei einiges an Wasser zum Vorschein kam, was uns alle ablenkte. Ich drängte gerade rechtzeitig zu ihm, um zu sehen, wie sich seine Augen öffneten.
»Gott sei Dank!«, rief Mrs. Kellway, womit sie allen aus der Seele sprach.
Er zeigte einen seltsamen Gesichtsausdruck, verständlicherweise. Dann hatte ich plötzlich eine Eingebung, und ich sagte zu ihnen, sie sollten so viele Kerzen anzünden, wie sie finden könnten.
»Sir?«, fragte ein Butler zögernd.
»Er war im Innersten der Hölle, Mann, bringen Sie ihm Licht, um Himmels willen.«
Meine Eindringlichkeit und Einsicht drangen zu den Leuten durch, und bald war die Küche heller als ein Ballsaal. Ob dies für Edmond eine Hilfe bedeutete oder nicht, war schwer zu sagen, aber gewiss würde es ihm nicht schaden. Als er etwas weniger wild dreinblickte, drückte ich ihm ein Glas mit Brandy an die Lippen. Er hatte keine großen Schwierigkeiten, es zu leeren, was höchst ermutigend war.
»Erinnerst du dich, was dir zugestoßen ist?«, fragte ich ihn. »Du brauchst nur zu nicken, es besteht kein Grund, bereits zu sprechen.«
Er nickte, aber ignorierte den Rest meiner Worte. »Der Bastard Tyne. Wo?«
»Er ist entkommen – vorerst.«
»Clarinda?«
»Sie begleitete ihn. Ich glaube, sie versuchen, per Schiff zu fliehen.« Und es würde ihnen auch gelingen, wenn ich mich nicht beeilte, um ihnen und Summerhill den Fluchtweg abzuschneiden.
»Gott sei Dank«, seufzte er. »Gott sei Dank ... dass wir sie los sind.«
Angesichts dieser Worte nahm ich an, dass Edmond nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, aber dies lag nicht in seiner Macht. Ich hatte meinen eigenen speziellen Plan für seine Frau und ihre bezaubernden Freunde. Er war noch nicht völlig ausgereift, um genau zu sein, aber zweifelsohne wäre auch die zweite Hälfte fertig entwickelt, sobald ich sie eingeholt hätte.
»Tyne schoss auf mich«, sagte Edmond als Antwort auf Kellways Frage, wie er in den Brunnen gelangt sei. »Schickte die Kutsche fort. Alleine am Eingang. Er und ein paar andere tauchten auf. Versuchte, auf ihn zu schießen. Sah, wie seine Pistole losging. Konnte niemanden von ihnen hören. Seltsam. Dachte, jemand hätte mich seitlich getroffen.« Er berührte behutsam seinen Kopf und entdeckte die Verbände.
»Es wird nur eine Schürfwunde sein, so Gott will«, meinte ich, indem ich seine Hand fortzog. »Du solltest es vorerst in Ruhe lassen, bis es sich ein Arzt ansehen kann. Erinnerst du dich noch an etwas anderes?«
Seine Augen schlossen sich einen Moment lang und gingen dann ruckartig wieder auf. Er richtete seinen Blick auf die Kerze, die ihm am nächsten stand.
»Schwärze. Kalt. So kalt. Wasser. Dachte, ich sei tot. Schnappte nach Luft. Weckte mich ein wenig. Hörte dich neben mir plappern. Wollte dir einen Schlag verpassen, damit du den Mund hälst, aber konnte mich nicht bewegen.«
»Dies war, nachdem du wieder aus dem Brunnen heraus warst«, sagte ich vorsichtig, in der Hoffnung, er werde es akzeptieren. »Du bringst
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