Der tanzende Tod
Phiole gefunden worden, die zur Hälfte mit dem Zeug gefüllt war. Sie hatte ihm nicht die gesamte Menge verabreicht, Gott sei Dank, obgleich das, was sie getan hatte, schlimm genug war. Und ich war dabei gewesen und hatte ihn auf dem Arm gehalten, während es seine Wirkung getan hatte. Ich hätte spüren müssen, dass etwas nicht stimmte. Ich hätte es wissen müssen.
Etwa um sieben Uhr, offenbar gemäß den Instruktionen durch Clarinda, schlich sich das verräterische Dienstmädchen aus der Vordertür, um die Wachen dort von ihrer Pflicht abzulenken. Sie hatte mit ihrer falschen Koketterie so viel Erfolg, dass Summerhill und zwei seiner Matrosen die Männer leicht überwältigen konnten. Sie schlugen sie besinnungslos, und dann fuhr die gesamte Gesellschaft in Edmonds Kutsche aufs Grundstück. Sie hielten weit genug vom Hause entfernt an, damit ihr Lärm nicht bemerkt werden konnte, und drangen durch eine Tür ein, welche das Dienstmädchen für sie offen gelassen hatte.
Summerhill und seine Leute hielten alle im Hause befindlichen Personen mit gezückter Pistole in Schach, während Clarinda die Treppe hinaufeilte, um den schlafenden Richard aus seinem Kinderbett zu holen. Mrs. Howard flehte und schrie sie schließlich an, damit sie davon absähe. Clarinda schlug die winzige Frau mit einem einzigen Hieb zu Boden. Sie hatte Richards bewusstlose Gestalt in eine Decke gehüllt und ihn hinuntergebracht, um sich Elizabeth und Oliver zuzuwenden.
»Wir machen einen kleinen Ausflug«, sagte sie mit einem Lächeln zu ihnen.
»Keine lange Reise, da Kinder auf Reisen so ermüdend sein können. Ihr könnt ihn hinterher zurückbekommen, wenn ihr möchtet.«
»Was wollen Sie?«, fragte Elizabeth, ihre Stimme leise vor Zorn. Obgleich Oliver selbst wütend war, besaß er dennoch die Geistesgegenwart, sie an einem Arm festzuhalten, um sie davon abzuhalten, vorwärts zu stürmen und möglicherweise dafür erschossen zu werden.
Clarinda lächelte weiterhin enervierend. »Ich schätze, dieser kleine Mann ist euch weit mehr als zehntausend Guineen wert, aber dies ist alles, was ich für ihn haben möchte. Ihr erhaltet den gesamten morgigen Tag, um es zu besorgen. Sobald es sich in eurem Besitz befindet, bindet ein weißes Tuch an das Eingangstor. Probiert keine Dummheiten, wie etwa den Versuch, uns zu folgen oder die Richter herbeizurufen, sonst verspreche ich euch, dass ihr euren lieben Neffen niemals wiedersehen werdet. Dies ist eine Familienangelegenheit. Wenn ihr es für euch behaltet und es innerhalb dieser vier Wände bleibt, dann wird mit ihm alles in Ordnung sein.«
Als sie gefragt wurde, ob sie dies verstünde, nickte Elizabeth und warf Clarinda einen Blick zu, welcher ein Loch direkt durch den Schädel der Frau hätte brennen können. Unglücklicherweise tat er dies jedoch nicht.
Dann traten die Eindringlinge gemeinsam mit dem Dienstmädchen ihren Rückzug aus dem Hause an. Arthur Tyne hatte die Kutsche inzwischen direkt vor die Eingangstür gefahren und von seinem Hochsitz aus eine Pistole auf die Menschen aus unserem Haushalt gerichtet, welche ihn beobachteten, bis Clarinda und die anderen eingestiegen waren. Summerhill kletterte zu ihm auf den Kutschbock, um die Zügel zu übernehmen, und dann fuhren sie im Galopp davon.
Jericho, der von seinem Ärger und seiner Empörung dazu getrieben wurde, ein Risiko einzugehen, lief los, um der Kutsche zu folgen, indem er den kurvenreichen Weg vom Hause zur Straße mied und stattdessen eine schnurgerade Abkürzung über das Grundstück nahm, um die Tore zu erreichen. Leider kam er nicht rechtzeitig dort an, um sie zu schließen und die Gruppe aufzuhalten, aber er war zumindest in der Lage zu berichten, dass sie sich nach Süden gewendet hatten. Da Edmonds Haus im Nordwesten lag, konnte ein Reiter dorthin gelangen und mich zurückholen, ohne Richard zusätzlich in Gefahr zu bringen. Oliver war ohnehin versessen darauf, dies zu übernehmen, um herauszufinden, wie Clarinda entkommen und ob jemand bei diesem Vorgang verletzt worden war. Daher hatte er bei seiner Ankunft seine Reisearzttasche dabei, was dem armen Edmond sehr zugute kam.
Seitdem war Oliver damit beschäftigt gewesen, zwischen dem alten Fonteyn- Herrenhaus, dem Fonteyn-Haus und seinen Bankiers in London hin- und herzureiten. Letztere waren verständlicherweise neugierig, wozu er einen solch beachtlichen Geldbetrag benötigte, aber hatten ihm das Geld gleichwohl ausgehändigt. Clarinda hatte gut kalkuliert: Es war
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