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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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mehr als genug, damit sie fürstlich leben konnte, wo auch immer es ihr gefiel, aber nicht so viel, dass es nicht ohne weiteres besorgt werden konnte. Sobald er es in seinem Gewahrsam hatte, eilte Oliver nach Hause, indem er an den Toren anhielt, um sich sein eigenes Halstuch vom Halse zu reißen und es als Zeichen an das Gitter zu binden.
    Seitdem hatten Jericho und der Rest des Haushaltes – einschließlich Mrs. Howard, die sich inzwischen erholt hatte und recht ärgerlich war – die Zeit recht zwecklos damit verbracht, nach einer Spur von Clarinda Ausschau zu halten.
    »Ich ... ich habe Unterstützung mitgebracht«, sagte Oliver und riss mich damit aus der jämmerlichen Vergangenheit in die jämmerliche Gegenwart zurück.
    »Wen? Edmond? Ich dachte, er müsse noch das Bett hüten.«
    »Dies ist auch tatsächlich der Fall.« Nun machte Oliver einige Schritte ins Zimmer und trat dann beiseite. »Hier entlang, liebste Dame«, sagte er.
    Nora stürmte herein, streckte die Arme nach mir aus, und meine gesamte Welt überschlug sich geradezu.
    Wir umklammerten uns, ohne zu sprechen; sie bot mir Trost, und ich nahm ihn schamlos an, und für wenige Augenblicke war alles in Ordnung. Ich vergoss einige erstickte Tränen, welche ich lange zurückgehalten hatte, aber sie versicherte mir, dass alles in Ordnung kommen werde, und diese sanfte Versicherung reichte aus, mich davon abzuhalten, völlig zusammenzubrechen. Als ich das nächste Mal aufsah, entdeckte ich, dass Oliver und Elizabeth taktvoll den Raum verlassen hatten, um uns etwas Ungestörtheit zu ermöglichen.
    »Oliver hat mir alles berichtet, was geschehen ist«, sagte sie. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht liegt, um zu helfen.«
    »Es ist bereits ein Gottesgeschenk, dass du da bist.«
    »Er macht sich Sorgen um dich. Er erzählte mir, dass du dich letzte Nacht in einem schlimmen Zustand befunden hättest.« Sie warf einen Blick auf die Hand, die ich in die Wand gerammt hatte. »Anscheinend ist dies noch immer der Fall.«
    »Die Ruhe des Tages hat den Zustand meines Körpers verbessert, jedoch nicht den meiner Seele.«
    »Ebenso ist es seit jeher für mich gewesen. Ich habe bereits einiges an Bosheit erlebt, Jonathan, aber nichts, was diesem hier gleichkäme. Alles, was ich besitze, steht dir zur Verfügung.«
    »Sei dafür gesegnet. Dich einfach nur anzusehen, verleiht mir neue Hoffnung. Wenn du bei mir bist, sind wir eine ganze Armee.« Allerdings war es eine Armee, die im Augenblick nicht kämpfen konnte, die zu einem beinahe unerträglichen Warten gezwungen war, bis wir etwas von Clarinda hörten. Verdammt sei diese Frau.
    Nora, die meine Gedanken zu spüren schien, umarmte mich erneut und fragte mich dann, ob ich in der Lage sei, sie Elizabeth vorzustellen.
    »Wie bitte?«
    »Oliver brachte mich soeben in aller Eile herein. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen.«
    Dies war mehr als bloße Etikette, das wusste ich. Sie wollte helfen und begann damit, mich von meinen Gedanken abzulenken. Ein Themenwechsel, eine Wiederaufnahme gesellschaftlicher Verpflichtungen, vielleicht würde ich dann die grausame, schreckliche Schuld, die mein Herz in Stücke riss, nicht mehr spüren.
    Ich warf einen kurzen Blick auf meine Fingerknöchel, auf denen noch Blutspuren und Gipsstaub zu erkennen waren. Es ist besser, als auf die Wände einzuschlagen, Johnnyboy.
    Ich schluckte mein widerliches Selbstmitleid herunter und sagte: »Gott segne dich, Nora.« Dann machte ich mich auf den Weg, um meine Schwester und meinen Vetter zu holen.
    Wir alle nahmen eine Art trotziger Verzweiflung an und machten entschlossen auf eine beinahe normale Weise so weiter wie zuvor, trotz der Belastung durch die Situation. Ich sage ›beinahe‹, da wir angespannter waren als eine Geigensaite und bereit, bei dem kleinsten Geräusch zu zerspringen, sei es nun wirklich oder eingebildet.
    Aufgrund dieser gemeinsamen Not vergaß Nora jedes Gefühl von Beklommenheit, welches sie mir zuvor hinsichtlich Elizabeth gestanden hatte. Beide Frauen fanden Gefallen aneinander, aber dies hatte ich auch erwartet, da ich sie beide so gut kannte; dennoch war es erfreulich zu sehen, wie gut sie sich verstanden.
    Ausgerechnet Oliver erwies sich als die Person, welche in Noras Anwesenheit am scheuesten war.
    »Wegen der Dinge, die sie getan hat, weißt du«, meinte er, als ich zu ihm trat, um ihn zu fragen, warum er Abstand von der Gruppe hielt. Er berührte mit nervösen Fingern seinen Hals. »Ich meine, du weißt

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