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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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mehr Dinge vergessen zu lassen.
    Und es war auch nicht notwendig, sie zu beeinflussen, damit sie bliebe, denn sie akzeptierte das Unvermeidliche mit schnüffelnder Grazie und drückte mir ein kleines Bündel mit Richards Sachen in die Hand: zusätzliche Kleidung, ein wenig in Papier verpackte Schokolade und sein Spielzeugpferd. Beim Anblick des letzten Gegenstandes brach auch ich in Tränen aus.
    Was Vetter Edmond betraf, so hatten wir ihm bisher nichts über die düstere Angelegenheit erzählt und hatten auch nicht vor, dies zu tun, bis sie erledigt wäre. Er war noch immer geschwächt von seinem furchtbaren Erlebnis, und Oliver hielt es für besser, wenn er es erst im Nachhinein erfuhr, damit er nicht aus seinem Krankenbett aufstünde und sich einzumischen versuchte. Ihn würde vermutlich der Schlag treffen, wenn er es herausfand, aber dann hätten wir die Sache bereits zu einem Ende gebracht. Im Augenblick hatten wir genügend Probleme zu bewältigen.
    Wir trugen eine große Anzahl von Schusswaffen und einen Vorrat an Schießpulver zusammen und machten uns auf den Weg. England war so zivilisiert wie jedes andere Land der Welt, was bedeutete, dass wir jede Rechtfertigung hatten, uns gegen die zahlreichen Diebe, welche sich außerhalb des Familienkreises herumtrieben, zu verteidigen. Oliver packte seine Duellpistolen und sein Florett ein; Elizabeth und Nora trugen beide ihre Muffpistolen; ich hatte meinen Dubliner Revolver und meinen Stockdegen dabei und lieh Jericho meine eigenen Duellpistolen und ein Florett. Noras Kutscher hatte seine eigenen Waffen zur Hand. Jeden Straßenräuber, der töricht genug sein sollte, uns anzuhalten, würde eine sehr unangenehme Überraschung erwarten.
    Es kam uns in den Sinn, dass Clarinda möglicherweise Vorkehrungen getroffen hatte, damit unsere Gruppe irgendwo auf der Straße überfallen und uns das Geld einfach weggenommen würde. Um dies nach Möglichkeit zu vermeiden, würde ich neben dem Fahrer auf dem Kutschbock sitzen und den Beobachtungsposten spielen, und Jericho plante, am kommenden Morgen meinen Platz einzunehmen.
    Die Reise war für niemanden von uns leicht, aber ich fand sie ganz besonders schwer zu ertragen. Nachdem der Trubel der Vorbereitungen sich beruhigt hatte und wir aufgebrochen waren, verfügte ich über nichts, mit dem ich mein Gehirn beschäftigt halten konnte, als die ständigen Sorge um Richard. Ich war nicht geneigt, die Zeit mit Noras Kutscher zu verbringen. Dieses Individuum saß die ganze Zeit mit mürrischem Gesicht stumm neben mir und sprach nur mit den Pferden. Jedoch schien er sein Geschäft zu verstehen, da er niemals anhielt oder die Fahrt verlangsamte, um nach der Richtung zu fragen, und nie verlieh er auch nur ansatzweise seiner Meinung zu unserer außerplanmäßigen Expedition Ausdruck. Ein hervorragender Mann, dachte ich.
    Er nahm die Straße in Richtung Süden, womit er nach unserer Kenntnis genau der Route des Boten folgte, der das Päckchen an unser Tor gebracht hatte. Selbst zu dieser Zeit der Nacht herrschte auf den Londoner Straßen dichtes Gewühl. Er hielt sich an die westlichsten Straßen, um das Gedränge der Stadt zu umgehen, und fuhr um die westliche und südliche Seite des St. James Park herum. Dann durchfuhr er einige Kurven, bevor er schließlich auf die Bridge Street und dadurch auf die Westminster Bridge kam. Die Überquerung des Wassers war, wie üblich, schwierig; ich drängte mich nach hinten in den zuverlässigen Schutz der Kutsche, als sie uns über die Themse brachte. Ich umklammerte die Bank mit festem Griff, schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, mich weder aufzulösen noch mich der Übelkeit zu ergeben, als wir den breiten, stinkenden, grauen Wasserstrudel überquerten.
    Dann hatten wir das Wasser hinter uns gelassen und befanden uns wieder auf der Bridge Street, aber nur für kurze Zeit, denn bald wurde die Straße zur New Road. Nun rumpelten wir über leeres Farmland. Ein erstaunlicher Wechsel war dies: In der einen Minute befanden wir uns noch in einer übervölkerten, lärmenden Stadt und in der nächsten in einer stillen Landschaft. Schon die Luft war von anderer Beschaffenheit, da hier kein Rauch und keine Nachttopfdämpfe die Sinne angriffen, sondern hier war sie rein und kalt und schwer vor Feuchtigkeit. Aber es sah nicht nach Regen aus, und dies erwies sich auch tatsächlich als wahr, als die Stunden vergingen und der Himmel uns weitere Probleme ersparte. Nicht dass es eine leicht befahrbare

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