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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Straße gewesen wäre, denn sie war so schlammig und von Wagenspuren durchzogen, wie ich es noch von Long Island kannte. Es erforderte einige Übung, bei dem unregelmäßigen Schaukeln das Gleichgewicht zu halten, während die Kutsche über die Furchen rollte, aber bald hatte ich mich daran gewöhnt und war besser in der Lage, meine Aufmerksamkeit mehr auf den Weg vor uns zu richten als auf meinen Sitz.
    Wir brachten die Meilen in einem wahren Schneckentempo hinter uns. Meine Ungeduld war so groß, dass ich mehr als einmal den beinahe unwiderstehlichen Drang bekämpfen musste, mich in die Luft zu erheben und vorauszugleiten. Dies hätte allerdings niemandem von uns sonderlich gut getan. Clarinda hatte sich in ihrer Nachricht sehr klar ausgedrückt, was die Zeit betraf. Selbst wenn ich die Stadt vor der Dämmerung erreichte, würde wahrscheinlich vor morgen Abend nichts geschehen. Also knirschte ich mit den Zähnen, bis mir der Kiefer schmerzte, und hielt die Augen offen, um mögliche Straßenräuber zu entdecken. Keiner tauchte auf; vielleicht war es zu kalt für sie.
    Vermutlich gelang es den anderen, ein wenig zu schlafen, denn nach einigen Stunden verstummte der Klang der Stimmen im Inneren der Kutsche. Es musste für Nora eine einsame Zeit gewesen sein, da sie selbst nicht in der Lage war, sich in den Schlaf zu flüchten, aber sie beschwerte sich nicht und machte auch keine Bemerkung darüber, als wir an einem großen Gasthof anhielten, um zum ersten Male die Pferde zu wechseln. Elizabeth, Oliver und Jericho kletterten aus der Kutsche, um sich zu strecken und zu erfrischen, während Nora mit dem leitenden Stallknecht besondere Vereinbarungen zur Behandlung ihrer vier zusammengehörigen braunen Pferde traf.
    »Wir werden in ein oder zwei Tagen zurück sein«, sagte sie und drängte ihm genügend Geld für eine Woche Aufenthalt in dem Stall auf. »Kümmern Sie sich gut um sie, dann werden Sie nach unserer Rückkehr noch einmal den gleichen Betrag erhalten.« Angesichts ihres Versprechens, welches von einem durchdringenden, mir wohl bekannten Blick noch verstärkt wurde, zweifelte ich nicht daran, dass ihre Tiere die Lieblinge des Stalles sein würden.
    »Wie stehen die Dinge zwischen dir und den anderen?«, fragte ich sie.
    »Sehr angenehm. Olivers Fragen zu meiner Person sind gründlicher, als es die deinen in jener Nacht waren. Er ist ein rechter Inquisitor, dein Vetter.«
    »Ich hoffe, er hat dich nicht verärgert?«
    »Überhaupt nicht. Ich hatte vergessen, wie amüsant er sein kann. Ich bin sicher, es gibt einige Fragen, die er mir eigentlich stellen möchte, aber sein Sinn für Feingefühl hält ihn in Elizabeths Gegenwart von zu viel Offenheit ab. Jedoch braucht er sich keine Sorgen zu machen, Elizabeth ist sehr gut über seine Absichten im Bilde.«
    »Dann kommst du weiterhin gut mit ihr zurecht?«
    »Vortrefflich. Wir werden keine Rezepte oder Muster für Spitzenborte austauschen oder ähnlichen Unsinn, aber ich glaube, dass wir wahrscheinlich Freundinnen bleiben werden, lange nachdem diese Krise überstanden ist, wie auch immer sie beendet werden wird. Sie ist ein sehr liebes, süßes Mädchen, mutig und klug. Es wundert mich nicht, dass du sie so sehr liebst.«
    »Ja, nach Vater ist sie das beste, vernünftigste Familienmitglied.«
    »Du erweist dir selbst einen schlechten Dienst, lieber Jonathan.«
    »Ich glaube nicht«, meinte ich, indem ich meine Hand in die Höhe hob. Daran waren noch immer etwas getrocknetes Blut und Gipsstaub zu erkennen, der Beweis für den Verlust meiner Selbstbeherrschung.
    Sie hatte nur ein bitteres Lächeln dafür übrig. »Dies ist nur ein sehr natürliches Gefühl von Frustration. Ich weiß nicht, wie es dir gelungen ist, so lange die Fassung zu bewahren, aber du musst sie nur noch ein wenig länger bewahren. Wir werden deinen Knaben zurückbekommen.«
    Das war ihre Überzeugung, und es gelang ihr, sie so eindringlich auf mich zu übertragen, dass ich beinahe glaubte, mich wieder unter ihrem Einfluss zu befinden. Dies reichte aus, mir für unzählige Meilen innere Kraft zu verleihen, bis die Dämmerung zu unserer Linken über den weiten Horizont kroch und wir die Kutsche anhalten mussten, damit ich in ihrem Inneren Schutz suchen konnte.
    Nora hatte bei ihrer speziellen Konstruktion an keiner verfügbaren Annehmlichkeit gespart. Jede Bank ließ sich wie eine Art lange Truhe öffnen und konnte sonst für die Unterbringung von Reisekoffern genutzt werden. Nora hatte eine von

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