Der tanzende Tod
Geschwindigkeit herum, in der Absicht, mich damit zu schlagen, damit ich hinfiele. So schnell, wie er auch war, so schien die Bewegung für meine Wahrnehmung dennoch langsam. Ich fing die hölzerne Schlagwaffe ab, bevor sie mich verletzen konnte, und entwand sie ihm mit einer heftigen Seitwärtsdrehung, die ihn über Bord gehen ließ.
Der letzte Mann hatte sich ein wenig von dem Stoß erholt und versuchte mich nach unten zu ziehen, aber er erkannte prompt, dass er sich für seine Bemühung am falschen Ende des Ruders befand.
Das Boot war weit genug vom Ufer fortgetrieben worden, dass Summerhill und seine Schurken keine unmittelbare Bedrohung mehr darstellten. Der Rest der Männer war ohne Bewusstsein oder ruderte im Wasser herum. Niemand stand mehr zwischen mir und Clarinda. Unsicher durch die Bewegung des Bootes trat ich auf sie zu.
»Gib ihn mir«, sagte ich, indem ich eine Hand ausstreckte.
Sie erhob sich ein wenig, aber konnte nicht weiter zurückweichen.
Ich war nun dreimal von den Toten auferstanden, nach dem Kampf im Mausoleum, nach dem Anschlag im Bad und nach dem Treppensturz in ihrem eigenen Hause, wobei das Letztere am unmöglichsten zu bestreiten war. Ich hatte keine Vorstellung davon, welche Gedanken sich in ihrem Kopfe jagten, aber die Gefühle waren offensichtlich: Sie setzten sich zu gleichen Teilen aus Zorn und Entsetzen zusammen. Ihr weißes Gesicht verzerrte sich zu einer unmenschlichen Grimasse, sie hob Richards schlaffe Gestalt hoch und schleuderte sie ins Meer.
Von all den Schrecken, welche durch meinen Geist gezogen waren, seit sie ihn mitgenommen hatte, war mir dieser niemals in den Sinn gekommen. Er war einfach zu furchtbar. Ich reagierte, ohne nachzudenken und umgehend, indem ich weit mit dem Ruder ausholte und ihr damit einen harten Schlag versetzte. Ich hatte den Eindruck, dass es ihren Kopf traf, dass der Aufprall sich durch das Holz fortsetzte, um meine Hand zu verletzen, dass sie rasch und abrupt ins Wasser fiel; es war nur ein Eindruck, denn inzwischen tauchte ich bereits in dem ätzenden Wasser nach meinem Kinde.
Ich hatte keine Zeit, den Schmerz zu registrieren, da meine gesamte Anstrengung darauf konzentriert war, eine massive Form zu behalten, anstatt dem überwältigenden Drang, mich aufzulösen, nachzugeben. Er befand sich nicht weit von mir entfernt, kaum mehr als fünf Meter, aber dafür, dass ich mich so langsam fortbewegte, hätten es ebenso gut Meilen sein können. Eine Ewigkeit verstrich, bis meine Hand gegen den Rand seiner Decke streifte, eine Ewigkeit, bis ich seinen kleinen Körper in dem Klumpen aus durchnässtem Stoff fand. Es gelang mir, seinen Kopf über die Wasseroberfläche zu halten. Nach allem waren seine Augen noch immer geschlossen. Lieber Gott, nein ...
Das Ufer. Wo? Hier entlang. Nah und doch zu weit weg. Beeilung.
Weitere Ewigkeiten, bis meine Zehen den steinigen Grund streiften und Halt gewannen. Stolpernd, indem ich ihn fest an mich drückte, torkelte ich aus dem ätzenden Griff der See und fiel dann auf die Knie. Schluchzend vor Angst riss ich ihm die nasse Kleidung vom Leib und durchforschte sein blaues Gesicht nach Anzeichen von Leben. Ich presste mein Ohr auf seine Brust und zwang mich selbst zur Ruhe, indem ich mit ganzer Seele horchte.
Da, ich dachte, ich hätte etwas gehört... ein schwaches Flattern, wie vom Flügel eines Vogels. Sein Herz. Sein lebendes Herz ...
»Du mörderischer Bastard«, sagte Summerhill, beinahe im Plauderton. Ich blickte zu ihm auf und direkt in den Lauf seiner Pistole.
»Du –« Er hielt inne, als er mich erkannte. Seine Hand zitterte, als schließlich Erstaunen seine unerschütterliche Selbstsicherheit durchdrang. Ich hatte solche Unsicherheit und ein solches Zögern schon zuvor gesehen; es würde nicht lange andauern. Richard fest in meine Arme geschlossen, sprang ich auf und stob davon wie ein Reh.
Zehn Schritte, hatte ich gesagt. Zehn Schritte, dann würden sie mich in der Dunkelheit verlieren. Dieser Optimismus war äußerst verhängnisvoll gewesen, und Richard würde derjenige sein, der durch mein Fehlurteil leiden würde. Schüsse. Ein wahrer Kugelhagel.
Ich rannte schneller. Eine zweite Salve.
Ich fuhr zusammen und suchte Schutz hinter dem niedrigen Haufen von Steinen, wo ich meinen Umhang gelassen hatte.
»Lauf!«, rief jemand in weiter Ferne mit einer dünnen Stimme. Nora.
Ich warf einen Blick auf die Klippe. Ja. Sie schossen auf Summerhill und seine Männer und sorgten auf diese Weise dafür,
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