Der tanzende Tod
dass sie sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuten, was mir die Möglichkeit gab zu fliehen.
»Lauf!« Dies war nun Elizabeth, schrill und durchdringend.
Ich hob den trockenen Umhang für Richard auf und floh in Richtung Osten, indem ich mich wild zwischen den Steinen hindurchschlängelte; ich rutschte aus und stolperte beinahe, aber die ganze Zeit eilte ich vorwärts und blickte kein einziges Mal mehr zurück.
EPILOG
Es war ein schöner, klarer Heiliger Abend, nicht zu kalt, nicht zu windig. Der morgige Tag versprach eine Fortsetzung des guten Wetters, obgleich ich ihn wie üblich verschlafen würde. Leider konnte ich morgen daher nicht die Kirche besuchen, aber wir hatten heute Abend eine fröhliche Feier veranstaltet, indem wir gemeinsam die Abendandacht besucht hatten. Ich hatte unzählige Gottesgeschenke erhalten, für die ich dankbar war – auch wenn sich manche davon nicht für den Frieden des Altarraums eigneten, wie etwa meine grimmige Dankbarkeit für Clarindas Tod.
Aber andere, wie Richards Genesung, brachten mich dazu, mit ehrlicher und demütiger Dankbarkeit vor Gott niederzuknien.
Bisher hatte der Junge keine nachteilige Reaktion auf seine Entführung gezeigt. Clarinda hatte ihn offenbar beinahe die gesamte Zeit betäubt gehalten, da er uns nichts von dieser Erfahrung erzählte und nicht einmal vereinzelt an Albträumen litt. Ich wusste dies genau, denn ich hatte kürzlich damit begonnen, seinen Schlaf zu bewachen, wenn es mich überkam, indem ich mich mit einem Buch neben ihn setzte und genau auf jede Veränderung an ihm achtete, welche möglicherweise Pein anzeigte. Mrs. Howard lobte meine eifrige Sorge und wies mich gleichzeitig dafür zurecht, dass ich übermäßig fürsorglich sei. Ich lächelte und stimmte ihr zu, aber bat sie, mich gewähren zu lassen, bis ich mich hinsichtlich seiner Sicherheit wieder ruhiger fühlte.
Richard blieb trotz seines Sturzes in das eiskalte Wasser gesund. Ich war fast den gesamten Weg am Stand entlang zu dem winzigen Dorf, welches in Clarindas Nachricht erwähnt war, gerannt und war auf der Suche nach Hilfe in seine einzige Schankwirtschaft beinahe eingebrochen. Ein Blick auf uns und unseren tropfnassen Zustand, und der Ärger des Gastwirtes verwandelte sich augenblicklich in Mitleid, da er uns für Überlebende eines Schiffbruches hielt. Er weckte den Rest seines Hauses, und uns wurden wohltätige Handlungen zuteil.
Als Feuer gemacht, Brühe erhitzt und unsere Kleidung zum Trocknen aufgehängt worden war, erzählte ich aus dem Stegreif eine armselige Geschichte über ein gekentertes Boot, um die vielen Fragen zu beantworten. Dies führte jedoch noch zu mehr Fragen, als sie wissen wollten, wo das Boot wohl zu finden wäre, warum ich nachts aufs Meer hinausgefahren sei, wie ich das Boot zum Kentern gebracht habe, und andere lästige Einzelheiten. Aber weitere schlechte Lügen blieben mir erspart, da zur rechten Zeit Noras Kutscher auftauchte, bald gefolgt von Nora selbst und den anderen. Oliver, welcher als Arzt die Verantwortung übernahm, teilte mir mit, dass ich zu verwirrt sei, um zu reden, und verordnete mir Ruhe, während er sich um Richard kümmerte. Ich befolgte die Anordnung nur zu gerne. Angesichts der Größe unserer Gruppe und der Tatsache, dass offensichtlich alle wohlauf waren, zogen sich meine Inquisitoren zurück, um nur noch zu beobachten und ihre eigenen Schlüsse über die merkwürdige Situation zu ziehen.
Wir hielten auf der Rückfahrt gerade lange genug an, dass Oliver und Jericho Arthur Tyne wieder begraben konnten. Sein improvisiertes Grab blieb über als eine Woche lang unentdeckt und bedeutete für die Richter von Brighthelmstone ein rechtes Rätsel, wie es in der einzigen Zeitung hieß, die wir finden konnten, in welcher von dem Zwischenfall berichtet wurde. Die Ermordung des Mannes wurde allgemein Schmugglern oder Piraten zugeschrieben, und auf gewisse Weise entsprach diese Schlussfolgerung vollkommen der Wahrheit. Natürlich erbot sich niemand von uns freiwillig, weitere Auskünfte zu dieser Untersuchung zu liefern.
Oliver blieb noch ein wenig länger in Brighthelmstone und hielt die Ohren offen, um etwaige Neuigkeiten zu erfahren. Als von dem Leichnam einer Frau erzählt wurde, welcher am Strand in der Nähe der Seven Sisters gefunden worden war, machte er sich mit den übrigen Neugierigen auf den Weg, um einen Blick auf sie zu werfen, und indem er ihnen überzeugend kummervolle Überraschung vorspielte, erklärte er, sie sei
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