Der tanzende Tod
werfen, weil zumindest eine winzige Möglichkeit bestand, dass ich zuvor etwas übersehen hatte, und Oliver konnte die Makler, welche es ihr verkauft hatten, aufspüren. Vielleicht besaßen sie Unterlagen darüber, wo sie zuvor gelebt hatte ...
Ich unterdrückte die Spekulationen. Entschlossen. Sie hatten sich in meinem Kopfe schon vorher viel zu oft getummelt, als dass sie mir bei dieser speziellen Suche irgendeine neue Art der Annäherung bieten könnten. Es war an der Zeit, sie ruhen zu lassen und meinen Verstand wieder auf bessere,, produktivere Gedanken zu konzentrieren. Wie den an Richard.
Leider sollte dies nicht sein. Gerade als ich die Energie aufbot, um meinen bequemen Sessel zu verlassen und das ersterbende Feuer wieder anzufachen, kam einer der Lakaien mit einer Nachricht für mich herein. Verdammnis, wenn es nicht die eine Sache war, so war es die andere.
Er händigte mir ein kleines gefaltetes Stück Papier aus und trat dann einen Schritt zurück, um meine Antwort abzuwarten. Ich erwartete beinahe, dass es von meinem Kammerdiener Jericho stammte, der sich vermutlich fragte, ob ich plante, heute Nacht nach Hause zurückzukehren. Dies war eine hervorragende Frage. Ich faltete das Papier auseinander, aber erkannte die kühne, schwungvolle Handschrift in seinem Inneren nicht.
Um Gottes willen, wirst du herkommen, um mit mir zu sprechen? Ich bitte nur um einen Moment.
Die Unterschrift bestand aus einem großen, übermäßig verzierten C, das genau in die Mitte am unteren Ende des Blattes gesetzt worden war.
Clarinda, dachte ich mit sinkendem Mut. Was, zum Teufel, wollte sie? Und wollte ich es wirklich herausfinden?
Edmond Fonteyn hatte die volle Kontrolle über seine Ehefrau übernommen, um dafür zu sorgen, dass sie für den Rest ihres Aufenthaltes im Fonteyn-Hause sicher eingesperrt war. Wäre er nicht durch seine Verletzungen zur Ruhe gezwungen gewesen, hätte er sie inzwischen bereits in ihr eigenes Haus zurückgebracht.
Ein zeitweiliges Gefängnis für sie war in einem der entlegeneren Räume in der oberen Etage improvisiert worden. Ich hatte gehört, es sei kalt und staubig, verfüge über keinerlei Möbel und sei schrecklich dunkel und muffig, da es kein Fenster habe. Oliver hatte mir eine recht lebhafte Beschreibung davon geliefert, als er mich über die Ereignisse des Tages informierte, da die Kammer gut als Ort der Bestrafung geeignet gewesen war, als er noch ein Kind war. Seiner Mutter hatte es gefallen, ihn jedes Mal stundenlang darin einzusperren, wann immer sie einen Verstoß gegen das angemessene Verhalten für ernst genug erachtete, dass er diese Bestrafung verdiente. Dies bedeutete meistens, wie er mit tief empfundenem Abscheu hinzugefügt hatte. Nanny Howard hatte dies nicht gutgeheißen, aber war gezwungen, sich den Befehlen zu fügen oder aber eine Entlassung ohne Referenzen zu riskieren. Um die Angelegenheit für den armen Oliver zu mildern, saß sie unmittelbar vor der Tür und leistete ihm Gesellschaft, indem sie mit ihm sprach und ihn aufmunterte, während sie gegenüber seiner Mutter vorgab, eine gestrenge und wachsame Wächterin zu sein.
Clarinda besaß keinen solch angenehmen Wächter. Edmond hatte zwei Lakaien befohlen, ein wachsames Auge auf ihre verriegelte Tür zu haben und dafür zu sorgen, dass sie nicht allzu viel Lärm machte. Er war heute zweimal aufgestanden, um sich darum zu kümmern, dass sie ihre Mahlzeiten bekäme, aber sonst war niemand gekommen, da er die Geschichte in Umlauf gebracht hatte, dass sie durch die Belastungen der Beerdigung krank geworden sei und vollkommene Ruhe benötige, um sich wieder zu erholen. Dies und der lange Weg die Treppe hinauf hatten ausgereicht, um die übrigen älteren Verwandten davon abzuhalten, ihr Besuche abzustatten, obgleich Oliver berichtete, dass es Unmengen von Spekulationen über die wirkliche Natur ihrer Krankheit gab. Einige nahmen Edmond beim Wort, aber andere behaupteten, dass er ihrer ehelichen Untreue müde geworden sei und sich schließlich dazu entschlossen habe, sie einzusperren. Obwohl dies der Wahrheit schon recht nahe kam, war es ein großes Rätsel für sie, warum Edmond diese spezielle Zeit und diesen speziellen Ort gewählt hatte, um Schritte dagegen zu unternehmen.
Höchstwahrscheinlich würden sie dies mit dem Krawall der vergangenen Nacht in Verbindung bringen: Edmonds und Arthur Tynes Verletzungen, Ridley, der im Keller gefangen gehalten worden war, Olivers Vollrausch und all die anderen
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