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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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merkwürdigen Vorgänge, die in den frühen Morgenstunden des Tages von Tante Fonteyns Begräbnis stattgefunden hatten. Grimmig fragte ich mich, wie Oliver und Elizabeth es jemals schaffen würden, während des Martyriums namens Abendessen an einem Thema wie dem Wetter festzuhalten. Die gichtkranken Krähen hatten wahrscheinlich eine Abneigung dagegen, eine direkte Frage zu stellen, aber es gab immer die Möglichkeit, dass eine von ihnen doch den Mut fände, es zu versuchen. Umso besser, dass ich all dies verpasste, denn es hätte mich große Mühe gekostet, ein neutrales und ernsthaftes Gesicht zu machen.
    Ich entließ den Lakaien und dankte ihm mit einer kleinen Belohnung. Höchstwahrscheinlich hatte er die Notiz direkt von Clarinda erhalten, und selbst wenn er nicht lesen konnte, hatte er wahrscheinlich eine recht klare Idee davon, worum es ging. Vermutlich würde der Bursche gerade weit genug in die Halle verschwinden, um die Richtung meiner eigenen Schritte zu ermitteln. Obgleich die Bediensteten im Fonteyn-Hause recht vertrauenswürdig waren, waren sie nicht erhaben darüber, ein begeistertes Interesse an den Mätzchen ihrer Herrschaften an den Tag zu legen. Sollte ich hingehen, um sie zu treffen, oder bleiben? Ich hatte ohnehin beabsichtigt, mit ihr zu sprechen, aber noch nicht den genauen Zeitpunkt geplant. Es hatte Ähnlichkeit damit, sich einen Zahn ziehen zu lassen: Früher oder später würde es sein müssen, aber weder Hast noch Verzögerung konnten dafür sorgen, dass der Vorgang auch nur im Geringsten angenehmer zu ertragen wäre.
    Nun, dachte ich, indem ich mich mit einem Stöhnen aus dem Sessel erhob, ich darf den Tratsch im Dienstbotentrakt nicht enttäuschen.

KAPITEL 3
    Edmond hatte den zuständigen Lakaien befohlen, alles, was Clarinda ihnen sagen oder versprechen würde, zu ignorieren, wobei er ihnen als Strafe bei Zuwiderhandlung die sofortige Entlassung aus dem Dienste und den Schmerz einer gehörigen Tracht Prügel, die er ihnen persönlich verabreichen wollte, angedroht hatte. Jede dieser Drohungen reichte aus, um dafür zu sorgen, dass sie sich genau an seine Befehle hielten; gemeinsam hatten sie die Wirkung, dass die beiden sich außerordentlich hingebungsvoll ihrer Pflicht widmeten. Als ich mich näherte und meine Absicht, die Dame zu besuchen, bekannt gab, standen die Burschen vor einem schmerzhaften Dilemma. Clarindas Korrespondenz weiterzugeben – das heißt die Nachricht, welche sie mit einer kleinen Belohnung unter der Tür hindurchgeschoben hatte –, war eine Sache, aber sie hatten keine Ahnung, was sie mit Besuchern anfangen sollten. Ein weiteres Bestechungsgeld, um mir Zutritt zu verschaffen, kam nicht in Frage, da Edmond den einzigen Schlüssel zu dem Raum besaß. Es schien, als sei meine einzige Möglichkeit die, ihm gegenüberzutreten und ihn zu fragen, ob er sein Einverständnis zu diesem Besuch gäbe.
    Nun, dies war eine Handlungsmöglichkeit, die zu verfolgen ich nicht sonderlich erpicht war. Clarinda verlangte viel von mir, wenn sie erwartete, dass ich für sie so weit ginge. Wahrscheinlich war sie sich der Tatsache, dass nur ein einziger Schüssel existierte, nicht bewusst – entweder dies, oder sie erwartete, dass wir uns durch die geschlossene Tür hindurch unterhielten. Dies war kaum Weise, angesichts der Tatsache, dass die Lakaien alles mithören Würden und nur zu erfreut wären, den anderen Bediensteten einen ausführlichen Bericht darüber zu liefern. Vielleicht dachte sie, dass ich sie einfach außer Hörweite schicken würde. Dies konnte ich in der Tat tun, aber ich empfand keinerlei Begeisterung dafür, Edmonds Instruktionen zu durchkreuzen.
    Mit einer Grimasse für meine eigene Schwäche wählte ich das kleinste von diversen Übeln, indem ich still die Wächter davon überzeugte, sich ein kurzes Nickerchen zu gönnen, an welches sie sich später nicht erinnern würden. Ich lieh mir eine ihrer Kerzen und schlich mich zur Tür des Lagerraumes. Davor blieb ich stehen und überlegte, dass dies ebenfalls keine besonders kluge Handlungsweise war. Aber es wäre sehr einfach, Clarinda dazu zu bringen, alles Ungelegene zu vergessen. Ich löste mich mitsamt der Kerze auf und nahm auf der anderen Seite wieder Gestalt an.
    Olivers Beschreibung war genau gewesen; es war tatsächlich eine deprimierende kleine Kammer: kalt, dunkel und mit einem Nachttopfgeruch, aber nicht vollkommen leer. Ein schmales Bett, mit mehreren Decken war hineingezwängt worden, zusammen mit einem

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