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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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beschützen.«
    »Und was für ein seltenes Vergnügen fandest du darin, seinen Vater zu ermorden?«
    »Dies war lediglich eine Täuschung für Thomas Ridley. Die ganze Sache. Hätte ich sie nicht vorgetäuscht, hätte er mich auf der Stelle getötet.«
    »Du warst höchst überzeugend.«
    »Das musste ich!«
    »Natürlich.«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und sie ließ sie zu ihren Seiten herabsinken.
    »Ich kann nicht erwarten, dass du dies verstehst, aber ich möchte, dass du zumindest weißt, warum ich gezwungen war –«
    »Clarinda«, sagte ich mit klarer, kalten Stimme. »Wenn du deine Zeit mit der nutzlosen Anstrengung verbringen willst, mir diesen Unsinn zu erzählen, so ist das deine Angelegenheit, aber ich habe bessere Möglichkeiten, mir die Zeit zu vertreiben. Ich bin kein Dummkopf, und du ebenfalls nicht. Ich erinnere mich ganz genau an alles, was du in der letzten Nacht zu tun versuchtest, und daran, wie nahe du daran warst, darin erfolgreich zu sein; und nichts, keine Verdrehung der Wahrheit, keine Halbwahrheit oder direkte Lüge von dir wird diese Erinnerungen ändern können.«
    Dies versetzte ihr einen ordentlichen Stich. Hätten wir uns an einem anderen Ort befunden, hätte sie mich wahrscheinlich tüchtig geohrfeigt und wäre hinausmarschiert. Hier war alles, was sie tun konnte, dazustehen und mich wutschäumend anzustarren. Nicht dass dieser Zustand lange angehalten hätte. Sie erholte sich mühelos und aalglatt. Ihre Fäuste entspannten sich, und ihr Gesicht nahm einen reumütigen Ausdruck an.
    »Nun gut, keine Vortäuschungen mehr. Ist es etwa möglich, dass ich dir die ganze Wahrheit sagen kann?«
    Eine scharfe Antwort, die meinem ernsthaften Zweifel Ausdruck verliehen hätte, dass sie dazu in der Lage wäre, lag mir auf der Zunge, aber ich hielt sie zurück und nickte stattdessen nur kurz.
    Sie mochte meine Skepsis gesehen oder gespürt haben, aber entschied sich dazu, diese zu ignorieren. »Edmond weiß nicht, dass du hier bist, nicht wahr?«
    Da hatte ich es. Sie hatte soeben einen der anderen Gründe für meine schroffe Art korrekt interpretiert. Ich hätte im Umgang mit ihr äußerste Vorsicht walten lassen müssen. »Es schien mir im Augenblick das Taktvollste zu sein.«
    »Zweifellos. Er ist ein Furcht einflößender Mann.«
    Dazu gab ich keinen Kommentar ab, auch wenn ich ihr in diesem Punkte leicht zustimmen konnte.
    »Er sagte, dass du Richard gesehen hast.«
    »Er brachte mich letzte Nacht zu ihm.«
    »Magst du ihn?«
    »Welche Rolle spielt das für dich?«
    Dies traf sie sichtlich, was mich überraschte. Mittlerweile hatte ich gedacht, sie stünde jenseits aller zärtlichen Gefühle.
    »Es spielt eine Rolle. Ich bin besorgt um mein Kind. Unser Kind.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich habe Angst, dass Edmond ihm aufgrund all der Dinge, die geschehen sind, Schaden zufügen könnte. Er könnte Richard für die Dinge bestrafen, die ich getan habe.«
    Clarinda war an einem höchst unangenehmen Ort eingesperrt, wo nur ihre dunkle Seele ihr Gesellschaft leistete, sodass diese Furcht verständlich war, aber keine, welche ich ernsthaft in Erwägung zog.
    Edmond konnte durchaus unangenehm sein, doch mein Gefühl sagte mir, dass er dem Knaben nicht absichtlich schaden würde. Doch immerhin hatte ich ein hervorragendes Mittel zu meiner Verfügung, welches mir helfen würde, mit ihm umzugehen und Richards Wohlergehen zu garantieren.
    »Ich werde mich darum kümmern, dass das Kind vor jeglichem Schaden geschützt wird.« Der Instinkt sorgte dafür, dass ich mir vor ihr einen kühlen und gleichgültigen Anschein gab, aber sie war feinfühlig genug, diese zu durchschauen.
    »Du sorgst dich wirklich um ihn, nicht wahr?«, fragte sie mit mehr als nur einem Anflug wachsender Hoffnung.
    Es schien mir besser, nicht zu antworten, aber mein Schweigen war Antwort genug.
    »Darüber bin ich froh. Was ich nun sagen, worum ich dich nun bitten werde, geschieht nicht um meinetwillen, sondern dem unschuldigen Kinde zuliebe. Du bist ein Teil seiner Familie, aber du hast nicht lange mit dieser zusammengelebt, du kennst sie nicht so gut wie ich. Richard wird einen Freund brauchen. Wirst du dich um ihn kümmern?«
    Dies war ein fairer Wunsch und zudem etwas, was ich ganz gewiss ohnehin tun würde, ungeachtet ihrer Fürbitte in dieser Angelegenheit. »Ich werde tun, was ich kann. Was ist mit deinem anderen Sohn?«
    Sie wandte für einen Augenblick den Blick ab. »Ich habe ihn bereits verloren. Er ist fort,

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