Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)
fragte Hay Boyden.
»Gewiß habe ich das«, sagte ich.
»Sie läßt dich mit den Bälgern sitzen«, sagte er, »und wird Konteradmiral.«
»Nein«, sagte ich.
»Man gebe einer Frau ein solches Buch«, sagte Al Tedler, »und man erhält eine rastlose Frau.«
»Nicht unbedingt«, sagte ich. »Als ich meiner Frau dieses Buch gab, gab ich ihr dazu ein magisches Lesezeichen.« Ich nickte. »Dies magische Lesezeichen hielt sie
bis zum Schluß unter Kontrolle.«
Alle wollten wissen, was das für ein Lesezeichen gewesen war.
»Eins ihrer alten Schulzeugnisse«, sagte ich.
CODA ZU MEINER KARRIERE ALS AUTOR FÜR PERIODIKA
E inige dieser Geschichten wurden für dies Buch redigiert, was Redakteurinnen, Redakteure und ich vor der ersten
Drucklegung sowieso hätten tun sollen. Drei Geschichten haben mich beim Wiederlesen so aufgewühlt, weil die Ausgangssituation und die handelnden Personen bei allen so vielversprechend
waren, die Auflösung dagegen so idiotisch, daß ich die Auflösung praktisch neu schrieb, bevor ich mich wieder in der Gewalt hatte. Das nenne ich dann Redigieren! Der taubenblaue Drache ist so ein Fall, als Fossil eine Fälschung vom Range des Piltdown-Menschen, halb menschliches Wesen, halb der Orang-Utan, der ich einst war.
Egal, wie unbeholfen ich schrieb, als ich mit Schreiben anfing –, es gab Zeitschriften, die solche Orang-Utans veröffentlichten. Und es gab andere, die, was sie ehrt, meinen Kram
nicht einmal mit Gummihandschuhen anfassen mochten. Ich war nicht beleidigt, ich war nicht beschämt. Ich verstand das gut. Wenn ich etwas war, dann bescheiden. Ich erinnere mich an einen
Cartoon, den ich vor langer Zeit gesehen habe. Da sagte ein Psychiater zum Patienten: »Sie haben keinen Minderwertigkeitskomplex. Sie sind minderwertig.«
Wenn der Patient sich einen Psychiater leisten konnte, verdiente er sich irgendwie seinen Lebensunterhalt, trotz seiner genuinen Minderwertigkeit. So war es auch bei mir, und die Anamnese scheint
zu zeigen, daß es mir bessergeht.
Dank populären Zeitschriften habe ich on the job gelernt, belletristischer Autor zu sein. Solche bezahlten literarischen Lehrstellen mit so geringen
Anforderungen existieren heute nicht mehr. Meine waren eine Gelegenheit, mich selbst kennenzulernen. Die, welche für bewußt literarische Publikationen schrieben, hatten, von ihrem Talent
und ihrer Intellektualität mal abgesehen, diesen Vorteil: Sie wußten bereits, was sie konnten und wer sie waren.
Es mag jetzt mehr Amerikaner geben als je zuvor, die zu Selbsterkundungstrips wie dem meinen aufbrechen, indem sie, komme, was wolle, bei Regen und Wind Geschichten schreiben, so gut sie
können.
Ich lese jedes Jahr an acht Colleges und Universitäten und mache das nun schon seit zwei Jahrzehnten. Die Hälfte dieser einhundertundsechzig Anstalten hat einen Writer-in-Residence und einen Kurs in Creative Writing . Als ich bei General Electric kündigte, um Schriftsteller zu werden, gab es nur zwei
solcher Kurse, einen an der Universität von Iowa, den anderen in Stanford, den eben jetzt die Tochter meines Präsidenten besucht.
Wenn man davon ausgeht, daß es nicht mehr möglich ist, sich seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Kurzgeschichten zu verdienen, und daß die Chancen für den Erfolg
eines Romans eins zu tausend stehen, könnten Creative Writing -Kurse als Betrug wahrgenommen werden, wie ein Pharmakologie-Studium, wenn es keine Apotheken
gäbe. Dem sei nun, wie ihm will, die Studenten selbst forderten Creative Writing -Kurse, während sie noch so vieles andere forderten, leidenschaftlich und
chaotisch, während des Vietnamkrieges.
Was so viele Studenten wollten und bekamen, und was so viele ihrer Kinder jetzt bekommen, war die billige Tour, nach außen zu stülpen, was in ihnen
war, schwarz auf weiß zu sehen, wer sie waren und was sie werden mochten. Ich schreibe billig kursiv, weil es ein Heidengeld kostet, einen Film oder eine
Fernsehsendung zu drehen. Davon, daß man sich mit dem Abschaum dieser Erde herumschlagen muß, wenn man es versucht, mal ganz abgesehen.
Darüber hinaus gibt es an vielen Unis Lokalzeitungen, Wochen- oder Monatsschriften, die Kurzgeschichten veröffentlichen, aber nicht dafür zahlen können. Was soll’s,
Künste sind brotlos, aber die Seele, die wächst davon.
Bon voyage.
Ich schreibe immer noch hin und wieder für Zeitschriften, aber nie Belletristik, und nur, wenn mich jemand drum bittet. Ich bin nicht mehr der dynamische
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