Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der Zweite Weltkrieg wurde aus
heiligmäßigen Motiven ausgefochten. Aber ich bin nach wie vor überzeugt, daß die Sorte von Gerechtigkeit, mit der wir reisten, Pauschalbombardements ziviler
Bevölkerungen, Gotteslästerung war. Daß der Feind damit angefangen hatte, hat nichts mit dem moralischen Problem zu tun. Was ich von unserem Luftkrieg gesehen habe, als der
europäische Konflikt sich einem Ende näherte, war durch die Irrationalität eines Krieges um des Krieges willen gekennzeichnet. Weichliche Bürger des demokratischen Amerika
lernten, wie man einem Mann unter die Gürtellinie tritt und den Schweinehund zum Schreien bringt.
    Die einmarschierenden Russen, als sie entdeckten, daß wir Amerikaner waren, umarmten uns und gratulierten uns zu der kompletten Verwüstung, die unsere Flugzeuge geschafft hatten. Wir
nahmen ihre Glückwünsche anstandslos und angemessen bescheiden entgegen, aber ich fand damals, und ich finde heute, daß ich mein Leben gegeben hätte, um Dresden für die
späteren Generationen der Welt zu retten. Das finde ich, sollte jeder finden, bei jeder Stadt auf Erden.

ES HÄTTE EINEN
    ZUKUNFTSMINISTER
    GEBEN SOLLEN .

VERHEISSUNG
    A ls ich sechzehn war, hielten mich die Leute für fünfundzwanzig, und eine voll ausgewachsene Frau aus der Stadt
schwor, ich müßte dreißig sein. Ich war überall groß –, hatte einen Schnurrbart wie Stahlwolle. Ich wollte noch was anderes sehen als LuVerne, Indiana, und
damit will ich nicht sagen, daß Indianapolis bereits das höchste der Gefühle war. Also habe ich gelogen, was mein Alter betraf, und bin zu den Weltstreitkräften gegangen.
    Niemand hat geweint. Es gab keine Flaggen, es gab keine Kapellen. Es war nicht wie in den alten Zeiten, als ein Junge wie ich vielleicht in den Krieg zog, um sich für die Demokratie den
Kopf wegpusten zu lassen.
    Nur Ma war am Busbahnhof, und Ma war wütend. Sie meinte, die Weltstreitkräfte sind nur was für Penner, die nirgends respektable Arbeit finden können.
    Kommt mir vor wie gestern, war aber schon im Jahre zweitausendsiebenunddreißig.
    »Bleib bloß von den Zulus weg«, hat Ma gesagt.
    »Bei den Weltstreitkräften gibt es doch nicht nur Zulus, Ma«, habe ich ihr gesagt. »Da gibt es Leute aus jedem Land, das es gibt .«
    Aber für Ma ist jeder ein Zulu, der außerhalb von Floyd County geboren wurde. »Na, auf jeden Fall«, hat sie gesagt, »erwarte ich, daß sie dich gut verpflegen,
so hoch, wie die Weltsteuern sind. Und wenn du schon unbedingt mit den Zulus losziehen mußt und alles, erwarte ich, daß ich froh sein sollte, weil keine anderen Armeen unterwegs sind
und versuchen, dich totzuschießen.«
    »Ich werde den Frieden erhalten, Ma«, habe ich gesagt. »Es wird nie wieder schreckliche Kriege geben, mit nur einer Armee. Macht dich das nicht stolz?«
    »Stolz auf das, was die Leute für den Frieden getan haben«, hat Ma gesagt. »Aber deswegen liebe ich noch keine Armee.«
    »Das ist eine neue, erstklassige Sorte von Armee, Ma«, habe ich gesagt. »Nicht mal fluchen darf man. Und wenn man nicht regelmäßig in die Kirche geht, kriegt man
keinen Nachtisch.«
    Ma schüttelte den Kopf. »Vergiß nur eins nicht«, sagte sie. »Vergiß nur nicht, daß du erstklassig warst .« Sie hat
mich nicht geküßt. Sie hat mir die Hand gegeben. »Solang ich dich hatte«, hat sie gesagt, »warst du erstklassig.«
    Aber als ich Ma ein Schulterstück von meiner ersten Uniform nach der Grundausbildung schickte, habe ich gehört, daß sie es herumgezeigt hat, als wäre es eine Ansichtskarte
von Gott. War nur ein Stückchen blauer Filz, mit dem Bild einer goldenen Uhr draufgestickt, und aus der Uhr kamen grüne Blitze.
    Ich hörte, daß Ma überall die Klappe aufriß, wie ihr Junge in einer Zeitschild-Kompanie war, als wüßte sie, was eine Zeitschild-Kompanie ist, als
wüßte jedermann, was das Tollste an den gesamten Weltstreitkräften war.
    Na, wir waren die erste Zeitschild-Kompanie und auch die letzte, wenn sie den Zeitmaschinen nicht die Macken abgewöhnen können. Was wir machen sollten, war so geheim, daß wir
nicht mal herausfinden konnten, was es war, bis es zu spät war, die Flatter zu machen.
    Hauptmann Poritsky war Boß, und er hat uns nichts gesagt, nur, daß wir sehr stolz sein sollen, weil nur zweihundert Mann auf dem Antlitz der Erde diese Uhren tragen dürfen.
    Er hat früher Football für Notre Dame gespielt, und er sah aus wie ein Haufen Kanonenkugeln auf dem Rasen vor einem