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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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mich blendete!« schrie Elmer.
    »Och, das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte Ivy ungeduldig und schloß die Tür. »Na gut, na gut, na gut«, sagte sie mit einem Seufzer, »dann
erzähl uns halt die Geschichte des Lebens in einem Blitz, der dich blendete.«
    Ethelbert zupfte seinen Vater am Ärmel. »Wenn ich das doch selbst sage«, sagte er. »Diese Falle ist ...«
    »Die Kaputtmacher gegen die Erbauer!« sagte Elmer. »Das ist die gesamte Geschichte des Lebens!«
    Ethelbert schüttelte den Kopf und sprach mit sich selbst. »Wenn dieses Pferd je auf das Seil tritt, das an dem jungen Baum festgemacht ist, und der ist festgemacht am ...«
Er biß sich auf die Lippe.
    »Bist du schon fertig, Elmer?« sagte Ivy. »War’s das?« Der Eifer, mit dem sie zurück an die Tür wollte, um die Normannen zu beobachten, war empörend
offenkundig. Er fingerte am Türknauf.
    »Nein, Ivy«, sagte Elmer angespannt. »Ich bin nicht fertig.« Er schlug ihre Hand, weg vom Türknauf.
    »Du hast mich gehauen«, sagte Ivy verblüfft.
    »Den ganzen Tag hast du diese Tür offen!« sagte Elmer. »Ich wünschte, wir hätten keine! Den ganzen Tag sitzt du nur vor der Tür, siehst dir Hinrichtungen an
und wartest, daß die Normannen vorbeikommen.« Er wedelte mit den Händen vor ihrem Gesicht. »Kein Wunder, daß dein Hirn völlig vernebelt ist von Herrlichkeit und
Gewalt!«
    Ivy schauderte jämmerlich zusammen. »Ich kuck’ doch nur«, sagte sie. »Man fühlt sich einsam, und dann hilft es, daß die Zeit vergeht.«
    »Du hast zu lange gekuckt!« sagte Elmer. »Und ich habe eine weitere Mitteilung für dich.«
    »Ja?« piepste Ivy.
    Elmer straffte seine schmalen Schultern. »Ivy«, sagte er, »ich werde kein Steuereintreiber für Robert-den-Schrecklichen werden.«
    Ivy rang nach Luft.
    »Ich werde den Kaputtmachern nicht helfen«, sagte Elmer. »Mein Sohn und ich sind Erbauer.«
    »Er wird dich hängen, wenn du das nicht machst«, sagte Ivy. »Das hat er versprochen.«
    »Ich weiß«, sagte Elmer. »Ich weiß.« Die Angst war noch nicht zu ihm gekommen. Der Schmerz war nicht dorthin gekommen, wohin der Schmerz kommen würde. Da
war nur das Gefühl, endlich etwas Vollkommenes gemacht zu haben –, der Geschmack, wenn man aus einer kalten, reinen Quelle trinkt.
    Elmer öffnete die Tür. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Ketten, an denen die toten Männer hingen, sangen einen Kehrreim aus langsamen, rostigen Kreischern. Der Wind kam
über den Wald herüber, und er trug die Schreie der sportlichen Normannen an Elmers Ohren.
    Die Schreie klangen seltsam beunruhigt, unsicher. Elmer nahm an, das war so, weil sie so weit entfernt waren.
    »Robert? Allô, allô? Robert? Hien! Allô, allô?«
    »Allô? Allô? Hien! Robert –, dites quelque chose, s’il vous plaît. Hien! Hien! Allô?«
    »Allô, allô, allô? Robert? Robert l’Horrible? Hien! Allô, allô, allô?«
    Ivy legte von hinten die Arme um Elmer und drückte ihre Backe gegen seinen Rücken. »Elmer, Schatz«, sagte sie, »ich will nicht, daß du gehängt wirst. Ich
liebe dich doch, Schatz.«
    Elmer tätschelte ihr die Hände. »Und ich liebe dich, Ivy«, sagte er. »Du wirst mir fehlen.«
    »Du willst das also wirklich durchziehen«, sagte Ivy.
    »Es ist Zeit, für das zu sterben, woran ich glaube«, sagte Elmer. »Und selbst wenn nicht, müßte ich es trotzdem tun.«
    »Warum, warum?« sagte Ivy.
    »Weil ich vor meinem Sohn gesagt habe, daß ich es tue«, sagte Elmer. Ethelbert kam zu ihm, und er legte die Arme um den Jungen.
    Die kleine Familie war nun durch ein Gewirr von Armen verbunden. Die drei Ineinanderverschlungenen wiegten sich im Sonnenuntergang –, gewiegt von einem Rhythmus, den sie in den
Knochen spürten.
    Ivy schniefte Elmer an den Rücken. »Du bringst Ethelbert nur bei, wie er auch gehängt wird«, sagte sie. »Er ist jetzt immer so frech
zu den Normannen; ein Wunder, daß sie ihn noch nicht in die Oubliette geworfen haben.«
    »Ich hoffe nur, daß Ethelbert, bevor er stirbt, einen Sohn hat, wie ich einen habe.«
    »Alles schien so klasse zu laufen«, sagte Ivy. Sie brach in Tränen aus. »Da wurde dir so ein schöner Posten angeboten, mit der Aussicht auf Beförderung«,
sagte sie gebrochen. »Und ich dachte, vielleicht, wenn die Pferdevorhänge von Robert-dem-Schrecklichen alt und abgetragen sind, könntest du ihn möglicherweise
bitten ...«
    »Ivy!« sagte Elmer. »Mach es nicht noch schlimmer. Tröste mich.«
    »Es wäre ein bißchen

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