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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die rechtmäßigen Erben der Krone.»
    «Aber Ramses braucht noch mehr Kinder, noch mehr Söhne. Falls du es für unerläßlich hältst, daß ich mich in einen Tempel zurückziehe…»
    Der König drückte seine Gemahlin an sich.
    «Ich liebe dich, Nefertari. Du verkörperst die Liebe und das Licht, du bist die Königin von Ägypten. Unsere Seelen sind für immer vereint, nichts vermag uns je zu trennen.»
    «Iset wird dir Söhne schenken.»
    «Nefertari…»
    «Es muß sein, Ramses. Du bist kein Mann wie alle anderen, du bist der Pharao.»
    Unmittelbar nach der Ankunft in Theben begab sich das königliche Paar zu der Stätte, an der Ramses’ Tempel der Millionen Jahre errichtet werden sollte. Der Ort erschien ihnen erhaben, und er barg eine Kraft, die gleichermaßen den Bergen des Westens und der fruchtbaren Ebene entsprang.
    «Ich habe einen Fehler begangen, daß ich diesen Bau zugunsten der Hauptstadt vernachlässigt habe», bekannte Ramses. «Die Vorsicht, zu der meine Mutter mich mahnte, und der auf dich und unsere Tochter verübte Anschlag haben mir die Augen geöffnet. Nur dieser Tempel der Millionen Jahre vermag uns vor dem in der Finsternis lauernden Unheil zu schützen.»
    Würdevoll und strahlend schritt Nefertari das weitläufige Gelände aus Sand und Fels ab, das völlig leblos anmutete. Wie Ramses erfreute auch sie sich eines nahezu verschwörerischen Bündnisses mit der Sonne, die ihr über die Haut glitt, ohne sie zu verbrennen, und sie in hellen Glanz hüllte. In diesen Augenblicken, in denen die Zeit stillstand, wurde sie zur Göttin der Baukunst, deren Schritte den auserkorenen Boden heiligten.
    Die große königliche Gemahlin schöpfte ihre Kraft aus der Ewigkeit und gab sie an diesen von der Sonne ausgeglühten Landstrich weiter, der bereits Ramses’ Siegel trug.
    Zwei Männer stießen in einem schmalen Gang an Bord des königlichen Schiffes beinahe zusammen und blieben unvermittelt Auge in Auge stehen. Setaou war zwar etwas kleiner als Serramanna, hatte aber ebenso breite Schultern. Beider Blicke funkelten streitlustig.
    «Ich hoffte, dich nie wieder in der Nähe des Königs zu sehen, Setaou.»
    «Mir tut es nicht gerade leid, dich zu enttäuschen.»
    «Es heißt, einer, der sich auf Schwarze Magie versteht, habe das Leben der Königin und ihrer Tochter in Gefahr gebracht.»
    «Hast du ihn noch nicht ausfindig gemacht? Ich muß schon sagen, Ramses’ Schutz läßt wahrlich zu wünschen übrig.»
    «Hat dir schon einmal jemand den Mund gestopft?»
    «Versuche es, wenn es dir Spaß macht. Aber hüte dich vor meinen Schlangen!»
    «Ist das eine Drohung?»
    «Mir ist es einerlei, was du davon hältst. Wie auch immer sie sich gewanden, Seeräuber bleiben Seeräuber.»
    «Wenn du dein Verbrechen zugäbest, würdest du mir viel Zeit ersparen.»
    «Für einen Vorsteher der Leibwache bist du ziemlich schlecht unterrichtet. Ist dir nicht bekannt, daß ich die Tochter des Königspaares gerettet habe?»
    «Nur zur Tarnung. Du bist ein Schurke, Setaou.»
    «Und du bist nicht ganz bei Sinnen.»
    «In dem Augenblick, in dem du versuchst, dem König Schaden zuzufügen, schlage ich dir mit der blanken Faust den Schädel ein.»
    «Du erstickst noch einmal an deiner Eitelkeit.»
    «Wollen wir unsere Kräfte messen?»
    «Wenn du ohne Grund einen Freund des Königs angreifst, bringt dich das ins Gefängnis.»
    «Dort wirst du bald landen.»
    «Erst nach dir, Sarde. Und jetzt geh mir aus dem Weg!»
    «Wo willst du hin?»
    «Zu Ramses, um auf sein Geheiß die Stätte seines künftigen Tempels von Kriechtieren zu säubern, die sich dort vielleicht eingenistet haben.»
    «Ich werde verhindern, daß du Unheil anrichtest, Zauberer.»
    Setaou schob Serramanna beiseite.
    «Anstatt Unsinn von dir zu geben, tätest du besser daran, den König zu beschützen.»
    Mehrere Stunden lang sammelte Ramses sich in der Totenkapelle seines Vaters im Tempel von Kurna, am Westufer von Theben. Der König hatte auf dem Altar Weintrauben, Feigen, Wacholderbeeren und Kiefernzapfen niedergelegt. In diesem Hort der Ruhe lebte Sethos’ Seele in Frieden und nährte sich von den Opfergaben.
    Hier hatte der verstorbene Pharao Ramses einst zu seinem Nachfolger ausgerufen. Damals vermochte der junge Prinz die Tragweite der Worte seines Vaters noch nicht zu ermessen. Er erlebte einen Traum, im schützenden Schatten eines Riesen, dessen Denken sich gleich der göttlichen Barke durch himmlische Gefilde bewegte.
    Als Ramses die rote und die weiße

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