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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dessen Name «Eingebung» bedeutete.
    «Bist du bereit, die Herrschaft anzutreten?» fragte Horus.
    «Ich bin bereit.»
    Horus und Thot nahmen Ramses an der Hand und führten ihn in ein anderes Gemach. Dort lagen auf einem Thron die beiden Kronen, bewacht von einem Priester in der Maske des Gottes Seth.
    Thot trat beiseite, während Horus und Seth einander brüderlich umarmten. Trotz ihrer ewigen Feindschaft mußten sie sich in einem Wesen vereinen: im Pharao.
    Horus griff nach der flachen, wie eine Schale geformten und von einer Spirale überragten roten Krone Unterägyptens und setzte sie Ramses aufs Haupt. Dann drückte Seth die längliche, in eine Art Kugel mündende weiße Krone Oberägyptens in die rote hinein.
    «Die zwei Mächtigen haben sich für dich verbunden», erklärte Thot, «du einst die schwarze und die rote Erde, du herrschst über die Binse des Südens und über die Biene des Nordens, du läßt die Beiden Länder ergrünen.»
    «Du allein vermagst die zwei Kronen zu tragen», verkündete Seth. «Die Kraft, die sie spenden, wird jeden vernichten, der sich ihrer zu bemächtigen versucht.»
    Horus übergab dem Pharao zwei Zepter. Das erste trug die Inschrift «Herrschaft über die Macht» und sollte ihm zum Weihen der Opfergaben dienen, während das zweite, eine Art Hirtenstab, «Magie» genannt, die Einheit seines Volkes bewahren sollte.
    «Die Stunde ist gekommen, da du dich in deinem Glanz zeigen mußt», befahl Thot.
    Die drei Gottheiten schritten voraus, als der Pharao die geheimen Gemächer verließ und sich in den großen Innenhof von Karnak begab, in dem sich die hier zugelassenen Würdenträger unter freiem Himmel versammelt hatten.
    Auf einem Podest, das ein Baldachin überspannte, stand ein Thron aus vergoldetem Holz. Mit seinen klaren Linien wirkte er eher bescheiden.
    Es war der Thron, auf dem Sethos bei offiziellen Zeremonien gesessen hatte.
    Da Tuja merkte, wie ihr Sohn zögerte, ging sie ihm drei Schritte entgegen und verneigte sich.
    «Möge Majestät sich erheben wie eine neue Sonne und den Thron der Lebenden besteigen.»
    Ramses war tief bewegt von dieser Huldigung, die ihm die Witwe des verstorbenen Pharaos darbrachte, diese Mutter, die er bis zum letzten Atemzug verehren würde.
    «Ich übergebe dir das Vermächtnis der Götter, das Sethos dir hinterlassen hat», verkündete sie feierlich. «Es begründet deine Herrschaft, wie es seine begründet hat und die deines Nachfolgers begründen wird.»
    Tuja reichte Ramses eine lederne Hülle, die einen Papyrus enthielt, den der Gott Thot an der Wiege der Kultur eigenhändig geschrieben hatte und der den Pharao zum Erben Ägyptens machte.
    Dann erklärte die Mutter des Königs mit klarer und fester Stimme:
    «Vernimm deine fünf Namen: Siegreicher Stier, von der Maat geliebt; Der, der Ägypten beschützt und die Fremdländer unterwirft; Reich an Jahren, groß an Siegen; Der Erwählte des Re, denn er ist mächtig an Maat; Ramses, der Sohn des Lichts.»
    Bei diesen Worten herrschte im ganzen Hof atemlose Stille. Selbst Chenar vergaß für eine Weile seinen Ehrgeiz und seinen Groll und erlag dem Zauber des Augenblicks.
    «Doch die Geschicke der Beiden Länder werden von einem Königspaar gelenkt», fuhr Tuja fort. «Tritt vor, Nefertari, und stelle dich an die Seite des Königs, du, seine große Gemahlin, die Königin von Ägypten.»
    Trotz des feierlichen Rituals war Ramses von der Schönheit der jungen Frau so ergriffen, daß er sie gern in die Arme geschlossen hätte. Sie trug ein langes Leinenkleid, war mit einer goldenen Halskette, Ohrringen aus Amethyst und Armbändern aus Jaspis geschmückt und erhob ihren Blick voll Bewunderung zum König, während sie die von alters her überlieferten Worte sprach.
    «Ich schaue Horus und Seth, die sich in einem Wesen vereint haben. Ich preise deinen Namen, denn du bist das Gestern, das Heute und das Morgen. Dein Wort erfüllt mich mit Leben. Ich gelobe, Unheil und Gefahr von dir abzuwenden.»
    Ramses ergriff die Krone mit den zwei hohen Federn, die Nefertari die Würde der großen königlichen Gemahlin verlieh und das Recht zugestand, die Macht des Pharaos zu teilen, und drückte sie auf ihr Haupt.
    «Ich ernenne dich zur Herrscherin über Ober- und Unterägypten und über alle Länder, dich, deren Sanftmut unermeßlich ist und die Götter erfreut, dich, die Mutter und Gemahlin des Gottes, dich, die ich liebe.»
    Gleich einem von der Sonne ausgesandten Strahl flog genau in diesem Augenblick ein

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