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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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unterhielten? Ich war damals überzeugt, daß nur der Pharao sie besäße. Sie zog mich an wie die Flamme die Insekten, und ich wäre in ihr verglüht, hätte mein Vater mich nicht darauf vorbereitet, ihr standzuhalten. Selbst wenn ich mich ausruhe, spricht eine Stimme in mir, die mich auffordert, Bauwerke zu errichten.»
    «Was hast du vor?»
    «Es ist ein so gewaltiges Werk, daß ich noch nicht wage, es mit dir zu besprechen. Ich werde während der Reise darüber nachdenken. Sollte es mir gegönnt sein, meinen Plan durchzuführen, wirst du daran großen Anteil haben.»
    «Du überraschst mich, das muß ich zugeben.»
    «Weshalb?»
    «Weil ich mir sicher war, daß der König seine Freunde vergessen und sich nur noch den Höflingen, den Obliegenheiten des Staates und den Erfordernissen der Macht widmen würde.»
    «Du hast mich falsch eingeschätzt, Moses.»
    «Wirst du dich nicht wandeln, Ramses?»
    «Ein Mensch wandelt sich dem Ziel gemäß, das er anstrebt. Mein Ziel ist es, mein Land zu größtem Ruhm zu führen, und daran wird sich nichts ändern.»
     

ACHTUNDZWANZIG
     
     
    SARY, RAMSES’ EHEMALIGER Erzieher, vermochte seinen Zorn nicht zu bezähmen. Er, der die Vornehmsten des ganzen Königreichs unterwiesen hatte, war dazu herabgewürdigt worden, die Aufsicht über erbärmliche Ziegelmacher zu führen! Und erst dieser Moses, der ihn, mit seinen körperlichen Kräften protzend, ohne Unterlaß bedrohte! Von Tag zu Tag ertrug er die Demütigungen und das Gespött immer schwerer. Er hatte versucht, die Arbeiter gegen den Hebräer aufzuwiegeln. Der erfreute sich indes solcher Beliebtheit, daß Sarys Hetzreden keinen Widerhall fanden.
    Doch Moses kam nur den Befehlen nach, die er erhalten hatte. Es galt also, den zu treffen, der an der Spitze stand, sich an dem zu rächen, der ihn, Sary, ins Unglück und ins Verderben gestürzt hatte.
    «Ich teile ja deinen Haß», beteuerte seine Gemahlin Dolente, Ramses’ Schwester, die auf weichen Kissen ruhte. «Aber der Ausweg, den du vorschlägst, erscheint mir furchterregend, so furchterregend…»
    «Welches Wagnis gehen wir dabei ein?»
    «Ich habe Angst, mein Lieber. Ein solches Verfahren kann dem zum Verhängnis werden, der sich seiner bedient.»
    «Und wenn schon! Du bist vergessen, verfemt, und ich bin abscheulichen Mißhandlungen ausgesetzt. Wie können wir auf diese Weise weitermachen?»
    «Ich verstehe dich, Sary, ich verstehe dich ja… Aber sollen wir wirklich so weit gehen…»
    «Begleitest du mich nun oder nicht?»
    «Ich bin deine Frau.»
    Er half ihr auf die Beine.
    «Hast du dir das gut überlegt?»
    «Ich denke seit einem Monat unablässig darüber nach.»
    «Und wenn… wenn man uns verrat?»
    «Diese Gefahr besteht nicht.»
    «Wie kannst du dir dessen so sicher sein?»
    «Ich habe ineine Vorsichtsmaßnahmen getroffen.»
    «Werden sie auch ausreichen?»
    «Darauf gebe ich dir mein Wort.»
    «Ist es unvermeidlich, daß wir…»
    «Ja, Dolente. Entscheide dich!»
    «Gehen wir.»
    Das Paar, das sich ärmlich gekleidet hatte, machte sich zu Fuß auf den Weg in eine Gasse, die in einen dicht besiedelten Stadtteil von Theben führte, in dem viele Menschen fremdländischer Herkunft lebten. Ramses’ Schwester fühlte sich äußerst unbehaglich und klammerte sich an ihren Gemahl. Der Weg wurde ihr immer unheimlicher.
    «Haben wir uns auch nicht verirrt, Sary?»
    «Gewiß nicht.»
    «Ist es noch weit?»
    «Noch um zwei Ecken.»
    Man gaffte sie unverhohlen an und betrachtete sie als Eindringlinge. Doch Sary schritt unbeirrt voran, obwohl seine Gemahlin zunehmend zitterte.
    «Hier ist es.»
    Er pochte an eine niedrige, rot gestrichene Tür, an der ein toter Skorpion befestigt war. Eine alte Frau öffnete, und das Paar stieg eine hölzerne Treppe hinunter. Sie mündete in einen feuchten, höhlenartigen Raum, in dem zehn Öllampen brannten.
    «Er kommt gleich», kündigte die Alte an. «Setzt euch auf diese Hocker.»
    Dolente zog jedoch vor stehen zu bleiben, so sehr ängstigte sie dieser Ort. Die Schwarze Magie war in Ägypten verboten, aber einige übten sie dennoch aus und scheuten sich nicht, ihre Dienste zu nahezu unerschwinglichen Preisen anzubieten.
    Der Libanese, fett und unterwürfig, trippelte seinen Kunden entgegen.
    «Alles ist bereit», verkündete er. «Hast du das Erforderliche mitgebracht?»
    Sary schüttete den Inhalt eines kleinen Lederbeutels in die rechte Hand des Magiers: zehn Türkise von makelloser Reinheit.
    «Der Gegenstand, den ihr

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