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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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worden, hätte er sie allesamt erschlagen, weil sie sie versteckt hatten. Sie opferte ihr Leben, damit ich eine Chance hatte, meines zu leben.«
    Kahlan zuckte zusammen, als das Holz im Kamin knackte. Drefan zeigte keine Regung, ebensowenig Richard.
    »Das tut mir leid«, sagte Richard leise. »Mein Großvater brachte seine Tochter, meine Mutter, nach Westland, um sie vor Darken Rahl zu verbergen. Wahrscheinlich war auch er sich über die Gefahr im klaren, in der sie schwebte. Und ich.«
    Drefan zuckte die Achseln. »Dann sind wir uns sehr ähnlich, Ihr und ich: Flüchtlinge vor unserem Vater. Nur, daß Ihr nicht getötet worden wärt.«
    Richard nickte, wie zu sich selbst. »Er hat versucht, mich zu töten.«
    Drefan runzelte neugierig die Stirn. »Tatsächlich? Erst will er einen mit der Gabe gesegneten Erben, und dann versucht er, ihn umzubringen?«
    »Er wußte ebensowenig wie ich, daß er mich gezeugt hatte.« Richard kam zum Thema zurück. »Und was hatte das zu bedeuten, daß Ihr Frieden mit den Guten Seelen schließen wollt, für den Fall, daß Ihr heute noch zu ihnen geht?«
    »Die Heiler, die mich aufzogen, haben mir nie verschwiegen, wer ich war. Seit ich denken kann, weiß ich, daß ich der uneheliche Sohn unseres Herrschers Vater Rahl bin. Ich lebte stets in der Gewißheit, daß er jeden Augenblick kommen und mich töten konnte. Jede Nacht betete ich zu den Guten Seelen und dankte ihnen für einen weiteren Tag ohne meinen Vater und ohne das, was er mir antun würde.«
    »Hatten die Heiler keine Angst, daß er kommen und sie ebenfalls töten könnte, weil sie Euch versteckten?«
    »Mag sein! Sie haben es stets abgestritten. Sie sagten, um sich selbst hätten sie keine Angst, sie könnten stets behaupten, ich sei ein Findelkind gewesen, dessen Eltern sie nicht kannten.«
    »Muß ein hartes Leben gewesen sein.«
    Drefan kehrte ihnen den Rücken zu und schien eine Weile in die Kerzen zu starren, bevor er weitersprach. »Immerhin war es ein Leben. Mein Leben. Dennoch war ich es leid, ständig in Furcht vor ihm zu leben.«
    »Er ist tot«, sagte Richard. »Ihr braucht Euch nicht mehr vor ihm zu fürchten.«
    »Deswegen bin ich hier. Als ich spürte, wie die Bande zerrissen, und man später bestätigte, daß er tot war, hielt ich mein privates Grauen für beendet. Man hat mich seit meiner Ankunft hier bewacht. Ich wußte, dieses Zimmer durfte ich nicht nach Belieben verlassen. Schließlich kannte ich den Ruf der Wachen, mit denen Ihr Euch umgebt. Dieses Risiko ging ich ein, als ich hierherkam.
    Ob der neue Lord Rahl ebenfalls meinen Tod wollte, war mir nicht bekannt, aber ich beschloß, der stets über meinem Haupt schwebenden Todesdrohung ein Ende zu machen. Ich kam, um dem Herrscher D’Haras meine Dienste anzubieten, falls er diese wollte, oder mein Leben sollte, so dies sein Wille wäre, wegen des Verbrechens meiner Geburt verwirkt sein.
    Wie auch immer, es hätte ein Ende. Ich will, daß es ein Ende hat.«
    Drefan, dessen Augen feucht wurden, drehte sich zu Richard um.
    »Ihr habt es gehört, Lord Rahl. Verzeiht mir oder tötet mich. Was auch immer, ich glaube nicht, daß es mir noch viel ausmacht, aber bringt die Sache zu Ende – so oder so.«
    Seine Brust hob und senkte sich, und sein Atem ging schwer.
    Richard musterte seinen Bruder in der trägen Stille. Kahlan konnte bestenfalls ahnen, was jetzt in ihm vorging: die Gefühle, die diese Überlegungen ausgelöst haben mochten, die Schatten der Vergangenheit und das Licht der Hoffnung auf das, was vielleicht einmal sein würde.
    Schließlich streckte er die Hand aus.
    »Ich bin Richard, Drefan. Willkommen im neuen D’Hara, einem D’Hara, das für die Befreiung von der Schreckensherrschaft kämpft. Wir kämpfen dafür, daß niemand mehr wie du in Angst leben muß.«
    Die beiden Männer faßten sich am Handgelenk. Ihre großen, kräftigen Hände hatten dieselbe Größe.
    Drefan sagte leise: »Ich danke dir … Richard.«

18. Kapitel
    »Wie ich hörte, hast du Cara das Leben gerettet«, sagte Richard. »Ich möchte mich bei dir bedanken. Das kann dir nicht leichtgefallen sein, schließlich wußtest du, daß Cara eine meiner Leibwächterinnen ist, die dir am Ende vielleicht etwas antun würde … falls die Dinge sich für dich nicht gut entwickelten.«
    »Ich bin ein Heiler. Das ist mein Beruf – Richard. Ich fürchte, es wird mir schwerfallen, dich beim Namen zu nennen und nicht ›Lord Rahl‹ – eine Weile jedenfalls. Ich spüre die Bande zu dir, zu

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