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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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allzeit gegenwärtig: eine drohende Gewitterwolke über dem Horizont. Als sie ihn brauchte, um Richard zu beschützen, hatte sie augenblicklich gespürt, wie er sie durchfuhr: ein bläulicher Blitz, der alles zerstörte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Ohne die Subtraktive Magie in Verbindung mit der verbreiteten Additiven konnte niemand in der Sliph reisen. Sowohl die Schwestern der Finsternis als auch jene Zauberer, die zu Günstlingen des Hüters geworden waren, waren in der Lage, diese Form der Magie anzuwenden.
    Kahlan betrat ihr Schlafgemach. Sie streifte den Morgenrock ab und warf ihn aufs Bett. Sie zog die unterste Schublade ihrer reich verzierten Kommode auf und wühlte in ihren Sachen nach dem Gegenstand, den sie benötigte.
    Drinnen lagen die Kleider, die sie früher auf ihren Reisen getragen hatte und die für ihr Vorhaben besser geeignet waren als das weiße Kleid der Mutter Konfessor. Sie stieg in ihre grüne lange Hose. Dann nahm sie ein festes Hemd heraus, zog es über und knöpfte es mit zitternden Fingern zu. Sie stopfte das Hemd in die Hose und schloß den breiten Gürtel. Die Hüfttasche ließ sie zurück.
    Ganz hinten aus der Schublade holte Kahlan einen in ein Rechteck aus weißem Stoff gewickelten Gegenstand hervor. Sie legte ihn auf den Boden, beugte sich über ihn und schlug die Ecken des Tuches zurück.
    Obwohl sie wußte, was es war und wie es aussah, konnte sie nichts dagegen machen: Sie fröstelte, als sie es jetzt wiedersah.
    Auf dem Tuch lag das Knochenmesser, das Chandalen ihr vermacht hatte. Es handelte sich um eine aus dem Armknochen seines Großvaters hergestellte Waffe.
    Das Messer hatte ihr bereits einmal das Leben gerettet. Sie hatte Prindin damit getötet, einen Mann, der ihr Freund gewesen war, sich später aber dem Hüter zugewandt hatte.
    Zumindest glaubte sie, ihn getötet zu haben. Sie erinnerte sich nicht mehr genau, was an jenem Tag geschehen war. Damals hatte sie unter dem Einfluß eines Giftes gestanden, das Prindin ihr verabreicht hatte. Sie war nicht vollkommen sicher, ob nicht vielleicht doch die Seele von Chandalens Großvater sie gerettet hatte. Prindin hatte sich auf sie geworfen, und plötzlich, so schien es, hatte sie das Messer einfach in der Hand. Sie wußte noch genau, wie sein Blut am Messer herabgelaufen und ihr über das Handgelenk getropft war.
    Tiefschwarze Rabenfedern breiteten sich fächerförmig von der runden Knochenverdickung am oberen Ende aus. Raben standen bei den Schlammenschen für mächtige Seelenmagie. Man brachte sie mit Tod in Verbindung.
    Chandalens Großvater hatte die Seelen um Hilfe ersucht, um seinen Stamm davor zu bewahren, von einem anderen Stamm der Wildnis, den Jocopo, hingemetzelt zu werden, dem die kriegerische Gier nach Blut den Verstand geraubt hatte. Niemand kannte den Grund, die Folge war jedoch ein Blutbad gewesen.
    Er hatte eine Versammlung einberufen und die Seelen um Hilfe gebeten. Damals war sein Stamm friedfertig und nicht in der Lage gewesen, sich zu verteidigen. Die Seelen hatten Chandalens Großvater gezeigt, wie man die Jocopo töten konnte, wodurch sein eigener Stamm zu den Schlammenschen geworden war. Die Schlammenschen verteidigten sich und entledigten sich der Bedrohung.
    Die Jocopo gab es nicht mehr.
    Chandalens Großvater hatte seinem Sohn beigebracht, wie man Beschützer seines Stammes wurde, und Chandalens Vater wiederum hatte dieses Wissen an Chandalen weitergegeben. Kahlan kannte nur wenige Männer, die diese Aufgabe so gut erfüllten wie Chandalen. In einer Schlacht mit der Armee der Imperialen Ordnung hatte er wie die Verkörperung des Todes gewütet. Sie selbst allerdings nicht minder.
    Chandalen trug das aus den Knochen seines Großvaters sowie ein aus denen seines Vaters hergestelltes Seelenmesser stets bei sich. Das aus den Knochen seines Großvaters hatte er Kahlan vermacht, damit es sie beschütze. Und so war es auch gekommen. Vielleicht würde sich das wiederholen.
    Kahlan nahm das Knochenmesser voller Ehrfurcht in die Hand.
    »Großvater von Chandalen, du hast mir bereits einmal geholfen. Bitte beschütze mich jetzt abermals.« Sie küßte das geschliffene Messer.
    Wenn Kahlan Shota schon gegenübertreten mußte, dann wenigstens nicht unbewaffnet. Eine bessere Waffe konnte sie sich nicht vorstellen.
    Sie knotete das Band aus gewebter Präriebaumwolle um ihren Arm und schob das Messer hindurch. Es lag, verdeckt von den schwarzen Zierfedern, fest auf ihrem Oberarm. Aufgrund der Befestigungsart

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