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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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»Schwört es.«
    Nachdem alle den Schwur geleistet hatten, erhoben die Männer sich. Der Kommandant legte Kahlan väterlich die Hand auf die Schulter.
    »Ich kenne mich mit Magie nicht aus, Mutter Konfessor, das ist die Sache von Lord Rahl, und ich weiß auch nicht, was Ihr heute nacht vorhabt, aber Euch möchten wir ebensowenig verlieren wie ihn. Lord Rahl braucht Euch. Was immer Ihr vorhabt, gebt auf Euch acht!«
    »Vielen Dank, Kommandant. Ich denke, Eure Männer sind die größte Gefahr, der ich heute nacht begegnen werde. Morgen wird sich das ändern.«
    »Findet Ihr den Tod, dann entbindet uns das von unserem Eid. Wenn Ihr sterbt, müssen wir Lord Rahl mitteilen, was wir wissen. Man wird uns hinrichten, sollte es dazu kommen.«
    »Nein, Kommandant. Lord Rahl würde nichts dergleichen tun. Deswegen müssen wir unsere Pflicht tun und ihn beschützen. Denn ohne ihn wird die Imperiale Ordnung über uns herfallen. Diese Menschen haben keinen Respekt vor dem Leben – sie waren es, die diese Pest geschickt haben. Und zwar zuerst Kindern.«
    Kahlan mußte schlucken, als sie in das silberne Gesicht der Sliph blickte.
    »Ja, ich bin bereit. Was soll ich tun?«
    Eine glänzende metallische Hand hob sich aus dem Becken und berührte den oberen Rand der Mauer. »Komm zu mir«, sagte die Stimme, die im Raum widerhallte. »Du brauchst nichts zu tun. Das übernehme ich.«
    Kahlan kletterte auf die Mauer. »Und du kannst mich ganz sicher nach Agaden bringen?«
    »Ja. Ich war schon einmal dort. Es wird dir gefallen.«
    Kahlan wußte nicht so recht, ob es ihr gefallen würde. »Wie lange wird es dauern?«
    Die Sliph schien die Stirn zu runzeln. Kahlan sah ihr Spiegelbild in ihrer glänzenden Oberfläche.
    »Von hier bis dort. So lange. Ich war schon einmal dort.«
    Kahlan seufzte. Die Sliph schien nicht zu begreifen, daß sie dreitausend Jahre geschlafen hatte. Was bedeutete für sie ein Tag mehr oder weniger?
    »Du wirst Richard doch nicht verraten, wohin du mich gebracht hast, oder? Ich möchte nicht, daß er es erfährt.«
    Das silberne Gesicht verzog sich zu einem schlauen Lächeln. »Keiner, der mich kennt, will, daß andere etwas erfahren. Ich verrate nichts. Sei unbesorgt, niemand wird wissen, was wir zusammen tun. Niemand wird von deinem Vergnügen Kenntnis erhalten.«
    Kahlans Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an. Der flüssige Silberarm legte sich um sie. Der warme, wellenartige Griff hielt sie umklammert.
    »Vergiß nicht: du mußt mich atmen«, erklärte die Sliph. »Hab keine Angst. Ich werde dich am Leben erhalten, wenn du mich atmest. Sobald wir das Ziel erreichen, mußt du mich ausatmen und die Luft einatmen. Davor wirst du ebensoviel Angst haben wie davor, mich einzuatmen, aber du mußt es tun, sonst stirbst du.«
    Kahlan nickte und holte tief Luft, während sie von einem Bein aufs andere trat. »Ich erinnere mich.« Sie konnte nicht anders, der Gedanke, ohne Atem zu sein, machte ihr angst. »Also gut, ich bin bereit.«
    Ohne ein weiteres Wort hob der silberne Arm sie sachte von der Mauer und stürzte mit ihr hinab in die quecksilbrige Gischt.
    Kahlans Lungen brannten. Sie hatte die Augen fest geschlossen. Zwar hatte sie es schon einmal getan und wußte, ihr blieb keine andere Wahl, trotzdem erfüllte sie entsetzliche Angst, dieses flüssige Silber in sich einzusaugen. Beim letzten Mal hatte Richard sie begleitet. Diesmal war sie alleine, und Panik überkam sie.
    Sie mußte an Shota denken, die Nadine geschickt hatte, damit sie Richard heiratete.
    Kahlan ließ die Luft aus ihren Lungen entweichen. Sie nahm einen tiefen Atemzug und sog die seidige Substanz der Sliph in sich hinein.
    Es gab weder heiß noch kalt. Sie öffnete die Augen und erblickte Hell und Dunkel in einer einzigen, geisterhaften Vision. Sie spürte Bewegung in dieser schwerelosen Leere, gleichzeitig schnell und langsam, wie ein Stürzen und ein Treiben. Ihre Lungen füllten sich mit der süßen Gegenwart der Sliph. Es war, als nähme sie die Sliph in ihrer Seele auf. Zeit war bedeutungslos.
    Es war die pure Wonne.

38. Kapitel
    Inmitten des warmen Farbenwirbels hörte Zedd, wie Ann seinen Namen rief. Ihr Einwand schien von ganz weit her zu kommen, dabei stand sie nur ein kurzes Stück entfernt. Im Fluß der Kraft auf seinem Zaubererfelsen hätte er ebensogut einer anderen Welt entstammen können.
    In mancherlei Hinsicht war es auch so.
    Ihre Stimme ertönte erneut, störend, beharrlich, drängend. Zedd ignorierte sie so gut wie völlig,

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