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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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während er seinen Arm in das rauchige Licht hob. Die Gestalten vor ihm deuteten behutsam darauf hin, daß ihre Daseinsform die von Seelen war. Er war fast fertig.
    Plötzlich begann die Wand aus Kraft in sich zusammenzusinken. Die Ärmel seines Gewandes rutschten herab, während Zedd seine gekrümmten Hände höher in den Himmel reckte und mit aller Gewalt versuchte, mehr Macht in das Feld aus Magie zu zwingen, es zu stabilisieren. Wie von Sinnen zog er einen Eimer aus dem Brunnen hoch, nur um festzustellen, daß er leer war.
    Farbige Funken knisterten. Der kreisende Lichtwirbel bildete sich zurück zu einem trüben bunten Glänzen. Mit wachsender Geschwindigkeit fiel er, kraftlos erlahmend, in sich zusammen.
    Zedd war sprachlos.
    Mit einem dumpfen Schlag, der den Erdboden erzittern ließ, erlosch die gesamte mühevoll erzeugte Verwerfung in der Welt des Seins.
    Zedds Arme kreisten wie Windmühlen, als Ann seinen Kragen packte und ihn vom Zaubererfelsen herunterzog. Rückwärts torkelnd warf er sie beide zu Boden.
    Seiner beseelenden Magie beraubt, fiel auch der Fels in sich zusammen. Zedd hatte nichts dazu beigetragen. Sein Zaubererfelsen war aus eigenen Stücken in seinen leblosen Zustand zurückgekehrt. Jetzt war er endgültig verwirrt.
    »Verdammt, Frau! Was hat das zu bedeuten!«
    »Wage nicht, mich anzufluchen, widerborstiger alter Mann. Ich weiß nicht, wieso ich mir überhaupt die Mühe mache, deine alte, faltige Haut zu retten.«
    »Wieso hast du dich eingemischt? Ich war fast fertig!«
    »Ich habe mich nicht eingemischt«, knurrte sie.
    »Aber wenn du es nicht warst« – Zedd warf einen verstohlenen Blick hinüber zu den dunklen Hügeln. »Soll das etwa heißen …?«
    »Plötzlich hatte ich die Verbindung zu meinem Han verloren. Ich wollte dich warnen, nicht stören.«
    »Oh«, meinte Zedd kleinlaut. »Das ist etwas völlig anderes.« Er hob seinen Zaubererfelsen vom Boden auf. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Er ließ den Felsen in eine Innentasche gleiten.
    Ann suchte die Dunkelheit ab. »Konntest du irgend etwas herausfinden, bevor du die Verbindung verloren hast?«
    »Ich hatte die Verbindung noch gar nicht aufgenommen.«
    Sie sah ihn an. »Du hattest … was soll das heißen, du hattest die Verbindung noch gar nicht aufgenommen? Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?«
    »Ich habe es versucht«, sagte er und griff nach der Decke. »Irgend etwas war nicht so, wie es sein sollte. Ich konnte nicht hindurchgreifen. Hol deine Sachen. Wir sollten von hier verschwinden.«
    Ann nahm eine Satteltasche vom Boden auf und ging daran, ihre Sachen hineinzustopfen. »Zedd«, meinte sie besorgt, »wir hatten uns darauf verlassen. Jetzt, wo du versagt hast –«
    »Ich habe nicht versagt«, fauchte er zurück. »Auf keinen Fall war es mein Fehler, daß es nicht funktioniert hat.«
    Sie schlug seine Hände fort, als er sie zu ihrem Pferd bugsieren wollte. »Wieso hat es nicht funktioniert?«
    »Wegen der roten Monde.«
    Sie drehte sich um und starrte ihn an. »Du meinst…«
    »Ich mache das nicht oft, und schon gar nicht leichtfertig. In meinem ganzen Leben habe ich nur einige wenige Male Verbindung mit der Welt der Seelen aufgenommen. Als mein Vater mir den Felsen schenkte, warnte er mich, man dürfe ihn nur im äußersten Notfall benutzen. Während einer solchen Kontaktaufnahme besteht die Gefahr, die falschen Seelen durchzulassen, oder schlimmer, den Schleier zu zerreißen. Wenn ich früher Schwierigkeiten hatte, die Verbindung herzustellen, lag das an einer solchen Nichtübereinstimmung. Die roten Monde stellen so etwas wie eine Warnung vor einer Nichtübereinstimmung dar.«
    »Bald werden wir gar nichts mehr versuchen können.« Sie befreite ihren Arm mit einem Ruck aus seinem Griff. »Was ist in dich gefahren?«
    Zedd brummte. »Was hast du damit gemeint, du könntest dein Han nicht berühren?«
    Ann strich über die Flanke ihres Pferdes und gab ihm damit zu verstehen, daß sie gleich neben seinem Hinterteil stand. Das Pferd scharrte mit einem Vorderhuf und wieherte.
    »Während du auf dem Felsen standest, habe ich Spürnetze ausgeworfen, um zu überprüfen, ob jemand in der Nähe ist. Schließlich befinden wir uns in der Wildnis, und du hast mit all dem Licht einen ziemlichen Wirbel veranstaltet. Dann wollte ich mein Han berühren, aber plötzlich war mir, als fiele ich auf mein Gesicht.«
    Zedd ließ seine Hand vorschnellen und warf ein einfaches Netz aus, um einen faustgroßen Stein umzudrehen,

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