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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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trotzig dazu ein, sich ihren Busen gut anzusehen. Im schummerigen Kerzenlicht und bei all der Schminke würden sie nicht bemerken, wie sie dabei rot wurde.
    Der Wein wärmte sie, und der Entenbraten stillte ihren nagenden Hunger. Ständig wurden neue Speisen aufgetragen. Geflügel, Schweineund Rindfleisch, dazu Bratensäfte und Soßen und eine Vielzahl von Beilagen. Hier und da knabberte sie ein bißchen, wollte jedoch nicht als Vielfraß gelten und war nichtsdestotrotz nach einer Weile satt.
    Nathan aß mit Hingabe, aber nicht übermäßig. Er genoß die unterschiedlichen Gerichte, wollte jedes probieren. Das Personal umschwärmte ihn, schnitt Fleisch auf, goß Soßen darüber und schob Teller und Platten hin und her, als wäre er alleine hilflos. Er bestärkte sie, bestellte Dinge, schickte andere fort und erweckte alles in allem den Eindruck, sie hätten es mit einem bedeutenden Mann zu tun.
    Vermutlich war er das auch. Er war der Generalbevollmächtigte des Kaisers, ein Mann, dem man nicht in die Quere kam. Alle waren um die vollste Zufriedenheit des Lord Rahl bemüht. Wenn es dazu erforderlich war, sich ebenfalls um Clarissas Wohlergehen zu kümmern, dann nahm man das in Kauf.
    Clarissa war erleichtert, als man sie schließlich zu ihren Zimmern führte und Nathan die Tür hinter ihnen schloß. Sie sackte innerlich zusammen. Endlich fiel die Last der Verantwortung, sich wie eine elegante Dame oder eine Hure aufzuführen, von ihr ab. Sie wußte nicht genau, wie sie die Rolle anlegen sollte. Auf jeden Fall war sie froh, den Blicken entkommen zu sein, die ihr ständig folgten.
    Nathan lief mit großen Schritten in den beiden Zimmern auf und ab, betrachtete die Wände mit den aufgemalten Goldleisten, die zur Decke hin abgerundet waren. Dicke Teppiche in satten Farben bedeckten nahezu jeden Zoll des Fußbodens. Überall standen Sofas und Sessel. In einem Zimmer gab es mehrere Tische, einen zum Essen, einen anderen mit schräger Fläche zum Schreiben. Auf dem Schreibtisch lagen ordentlich gestapeltes Papier, silberne Federhalter und goldbeschichtete Tintenfässer mit den unterschiedlichsten Tintensorten.
    Im anderen Zimmer stand das Bett. So etwas hatte Clarissa nie zuvor gesehen. Vier kunstvoll gedrechselte Pfosten stützten einen Baldachin aus Spitze und schwerem rotem Stoff mit einem großzügigen Goldmuster. Die Tagesdecke zeigte dasselbe Muster. Das Bett war riesig. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, wozu es so groß sein mußte.
    »Nun«, meinte Nathan, als er wieder in das Schlafzimmer geschlendert kam, »ich denke, das sollte wohl genügen.«
    Clarissa kicherte. »Nathan, selbst ein König wäre hocherfreut, in einem solchen Zimmer zu schlafen.«
    Nathans Gesicht bekam einen gelangweilten Ausdruck. »Mag sein. Aber ich bin mehr als ein König. Ich bin ein Prophet.«
    Ihr Lächeln verschwand, und plötzlich wurde sie ernst. »Ja. Ihr seid wirklich mehr als ein König.«
    Nathan machte eine Runde durch das Zimmer und löschte die meisten des Dutzends Lampen. Die neben dem Bett und die auf dem Kleiderständer ließ er brennen.
    Er drehte sich halb herum und zeigte in das andere Zimmer. »Ich werde dort auf dem Sofa schlafen. Ihr könnt das Bett nehmen.«
    »Ich werde mich auf das Sofa legen. Ich würde mich in einem solchen Bett nicht wohl fühlen. Ich bin eine einfache Frau und soviel Luxus nicht gewöhnt. Ihr schon.«
    Nathan legte ihr die Hand an die Wange. »Gewöhnt Euch daran. Nehmt das Bett. Der Gedanke, eine so bezaubernde Dame müsse auf einem Sofa schlafen, würde mir Unbehagen bereiten. Ich bin ein Mann von Welt, mir macht das nichts aus.« Er verneigte sich großartig von der Tür aus. »Schlaft gut, meine Liebe.« Die Tür bereits halb geschlossen, hielt er inne. »Ich möchte mich für die Blicke entschuldigen, die Ihr zu ertragen hattet, Clarissa, und für das, was die Leute aufgrund meiner Geschichte von Euch gedacht haben mögen.«
    Er war wirklich ein feiner Herr.
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Eigentlich hat es Spaß gemacht, so zu tun als ob – als wäre ich eine Schauspielerin auf einer Bühne.«
    Er hatte dieses Funkeln in den Augen, und er lachte und warf sich sein Cape über die Schultern. »Nicht wahr, es hat wirklich Spaß gemacht, all diese Leute in dem Glauben zu lassen, wir seien eigentlich jemand ganz anderes?«
    »Vielen Dank für alles, Nathan. Ihr habt mir heute das Gefühl gegeben, hübsch zu sein.«
    »Ihr seid hübsch.«
    Sie lächelte. »Das waren nur die

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