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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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werde ich uns immer mehr aufhalten.«
    »Dagegen habe ich vorgesorgt.«
    »Tatsächlich? Was hast du gemacht?«
    »Ich habe jemanden angeheuert, der uns fährt. Wenigstens ein Stück.«
    »Ich dachte, du möchtest keine Kutsche mieten, weil sie die Aufmerksamkeit auf uns lenken würde. Du hast gesagt, du möchtest nicht Gefahr laufen, erkannt zu werden, und du möchtest nicht, daß neugierige Menschen sich nach Reisenden in einer Kutsche erkundigen.«
    »Keine Kutsche. Außerdem habe ich keine Lust, mir einen Schwall von Einwänden anzuhören. Ich habe den Bauern angeheuert. Er soll uns in seinem Heuwagen ein Stück nach Süden bringen. Wir können uns hinten hineinlegen und ausruhen. Er wird uns mit Stroh zudecken, damit wir nicht befürchten müssen, behelligt zu werden.«
    Warren legte die Stirn in Falten. »Warum tut er das für uns?«
    »Ich habe ihn gut bezahlt. Aber darüber hinaus sind er und seine Familie dem Licht treu ergeben. Er respektiert die Schwestern des Lichts.«
    Warren ließ sich erleichtert in das Stroh zurücksinken. »Nun, das klingt nicht schlecht. Bist du sicher, er macht das freiwillig? Du hast ihm nicht die Nase herumgedreht, oder?«
    »Er fährt ohnehin in die Richtung.«
    »Ach ja? Warum?«
    Verna seufzte. »Er hat eine kranke Tochter. Sie ist erst zwölf. Er will ein Stärkungsmittel für sie besorgen.«
    Ein Hauch von Mißtrauen verfinsterte Warrens Gesicht. »Wieso hast du das Mädchen nicht geheilt?«
    Verna hielt seinem Blick stand. »Ich habe es versucht. Sie hat hohes Fieber, Krämpfe und muß dauernd spucken. Ich habe mein Bestes gegeben, dennoch konnte ich das arme Ding nicht von seinem Leiden erlösen.«
    »Hast du eine Ahnung, warum nicht?«
    Verna schüttelte traurig den Kopf. »Die Gabe heilt nicht alles, Warren. Das weißt du. Hätte sie sich einen Knochen gebrochen, könnte ich ihr helfen, gegen ein Fieber ist die Gabe nur von begrenztem Nutzen.«
    Er wandte den Kopf ab. »Das erscheint mir nicht gerecht. Diese Leute erbieten sich, uns zu helfen, und wir können praktisch nichts für sie tun.«
    »Ich weiß«, meinte Verna leise.
    Sie lauschte eine Weile dem Regen auf dem Dach.
    »Wenigstens konnte ich ihre Unterleibsschmerzen ein wenig lindern. Sie wird ein bißchen entspannter schlafen.«
    »Gut. Ja, das ist gut.« Warren nestelte an einem Strohhalm herum. »Konntest du Verbindung zu Prälatin Annalina aufnehmen? Hat sie dir schon eine Nachricht im Reisebuch hinterlassen?«
    Verna wollte sich ihre Besorgnis nicht anmerken lassen. »Nein.
    Sie hat weder auf meine Nachrichten geantwortet noch selbst welche geschickt. Wahrscheinlich ist sie beschäftigt. Sie hat keinen Grund, sich von unseren Problemchen behelligen zu lassen. Wir werden von ihr hören, sobald sie Zeit hat.«
    Warren nickte. Verna blies die Lampe aus. Sie schmiegte sich an ihn, lehnte ihre Stirn an seine Schulter und legte ihm den Arm über die Brust.
    »Am besten schlafen wir ein paar Stunden. Bei Sonnenaufgang werden wir schon wieder unterwegs sein.«
    »Ich liebe dich, Verna. Ich möchte, daß du das weißt, für den Fall, daß ich nicht mehr aufwache.«
    Zur Antwort strich Verna ihm mit den Fingern zärtlich über sein Gesicht.
    Clarissa rieb sich den Schlaf aus den Augen. An den Rändern der schweren grünen Vorhänge drang die Dämmerung herein. Sie setzte sich im Bett auf. Nie hatte sie sich beim Aufwachen so gut gefühlt. Sie reichte hinüber, um es Nathan zu sagen. Doch der lag nicht neben ihr.
    Clarissa setzte sich auf und schwang ihre Beine über die Bettkante. Ihre Beinmuskeln protestierten, als sie sich räkelte. Sie waren überanstrengt von den Aktivitäten der vergangenen Nacht. Vermutlich war es nur der Gedanke an die Ursache, der sie über den harmlosen Schmerz schmunzeln ließ. Sie hätte sich kaum vorstellen können, daß überanstrengte Muskeln so wohltuend sein konnten.
    Also schob sie die Arme in den hübschen rosa Morgenmantel, den Nathan ihr gekauft hatte. Sie zupfte die Rüschen am Hals zurecht, dann band sie den Seidengürtel zu. Genüßlich kniff sie mit den Zehen in den dicken Teppich.
    Nathan saß am Schreibtisch, über einen Brief gebeugt. Er sah lächelnd auf, als sie in der Tür stand.
    »Ausgeschlafen?«
    Clarissa schloß die Augen halb und seufzte. »Das will ich meinen.« Sie schmunzelte. »Bei dem bißchen Schlaf, das ich hatte.«
    Nathan zwinkerte ihr zu. Er tauchte die Feder in das Faß mit der blauen Tinte und wandte sich wieder seinem Gekratze zu. Clarissa schlenderte

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