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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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klaffte eine gut sechs Zoll lange Wunde. Sie war tief. Sie würde genäht werden müssen.
    Die Freude über ein so unerwartetes Ereignis raubte ihm den Atem.
    Gefahr, Tod und Zerstörung – das alles in einer einzigen Nacht, bei einer zufälligen Begegnung. Fast war es zuviel.
    Die Stimmen hatten recht gehabt, als sie sagten, er solle nach Aydindril gehen.
    Doch noch immer hatte er nicht, was er brauchte – das hinausgezögerte Entsetzen, das behutsame Aufschlitzen, das Zerschneiden, das Absaufen im Blut, das Bereiten endloser, köstlicher Qualen, die Orgie aus wüstem Zustechen zum Schluß.
    Die Stimmen aus dem Äther hatten ihm versprochen, daß er diese Dinge bekommen würde, daß er die höchste Eroberung machen, das höchste Gleichgewicht, die ultimative Paarung erleben würde.
    Sie hatten ihm versprochen, er werde die allerhöchsten Ausschweifungen erleben.
    Sie hatten ihm die Mutter Konfessor versprochen.
    Seine Zeit würde kommen.
    Die Zeit der Mutter Konfessor würde kommen.
    Bald.
    Als Verna ihm mit dem feuchten Lappen die Stirn abtupfte, schlug Warren die Augen auf. Erleichtert stieß sie einen langen Seufzer aus.
    Er versuchte sich aufzusetzen. Mit fester Hand auf seiner Brust drückte sie ihn vorsichtig zurück ins Stroh.
    »Bleib liegen und ruh dich aus.«
    Er zuckte vor Schmerzen zusammen, machte ein schmatzendes Geräusch. »Ich habe Durst.«
    Verna drehte sich um und nahm den Schöpflöffel aus dem Eimer. Sie hielt ihn an seine Lippen. Den zerbeulten Kopf des Löffels in beide Hände nehmend, stürzte er das ganze Wasser gierig in sich hinein.
    Nach dem langen Zug rang er keuchend nach Atem. »Mehr.«
    Verna zog den Schöpflöffel durch den Eimer und ließ ihn trinken, bis er seinen Durst gestillt hatte.
    Sie lächelte ihn an. »Ich bin froh, daß du wach bist.«
    Es schien ihm Mühe zu bereiten, ihr Lächeln zu erwidern. »Darüber bin ich selbst froh. Wie lange war ich diesmal ohnmächtig?«
    Sie tat seine besorgte Frage mit einem Achselzucken ab. »Ein paar Stunden.«
    Er sah sich im Innern der Scheune um. Verna hob die Lampe hoch, damit er seine Umgebung besser erkennen konnte. Regen trommelte auf das Dach, und so wirkte es hier drinnen richtig gemütlich.
    Verna stellte die Lampe ab und stützte sich neben ihm auf einen Ellenbogen. »Die Unterkunft ist nicht übertrieben prunkvoll, aber wenigstens ist sie trocken.«
    Als sie den Bauernhof gefunden hatten, war er fast bewußtlos gewesen. Die Familie, der der Hof gehörte, hatte Mitleid gezeigt. Verna hatte es abgelehnt, in ihrem Bett zu schlafen, denn sie wollte sie nicht zwingen, in ihrer eigenen Scheune zu übernachten.
    Auf ihrer mehr als einundzwanzigjährigen Reise hatte Verna oft an solchen Orten die Nacht verbracht und die Unterbringung als ganz angenehm, wenn auch ein wenig sehr schlicht empfunden. Sie mochte den Geruch von Stroh. Während ihrer Reise hatte sie ihn nicht mehr ausstehen können, doch nach der Rückkehr in das abgeschiedene Leben des Palastes der Propheten änderte sie ihre Meinung und ertappte sich dabei, wie sie sich nach dem Duft von Heu, Erde, Gras und regenfrischer Luft sehnte.
    Warren legte seine Hand zärtlich auf ihre. »Tut mir leid, daß ich uns so sehr aufhalte, Verna.«
    Sie lächelte und erinnerte sich an eine Zeit, als sie wegen ihrer Ungeduld nervös auf und ab gelaufen wäre. Warren und seine Liebe zu ihr brachten eher ihre ruhigere Art ans Licht. Er tat ihr gut. Er war ihr ein und alles.
    Sie schob seine blonden Locken nach hinten und gab ihm einen Kuß auf die Stirn. »Unsinn. Wir hätten ohnehin über Nacht haltmachen müssen. In dem Wetter wären wir nur langsam und mühselig vorangekommen. Letztendlich wird es nach einer ordentlichen Ruhepause schneller gehen. Glaub mir, ich habe eine Menge Erfahrung in diesen Dingen.«
    »Aber ich komme mir so nutzlos vor.«
    »Du bist ein Prophet. Das verschafft uns ein Wissen, das alles andere als nutzlos ist. Allein dadurch haben wir mehrere Tage gewonnen, die wir sonst in die falsche Richtung gereist wären.«
    Seine besorgten blauen Augen richteten sich auf die Dachsparren. »In letzter Zeit treten die Kopfschmerzen immer häufiger auf. Wenn ich mir vorstelle, daß ich die Augen schließe und vielleicht nie wieder aufwache, wird mir angst und bange.«
    Zum erstenmal an jenem Abend runzelte sie verärgert die Stirn. »Ich will dieses Gerede nicht hören, Warren. Wir werden es schaffen.«
    Er zögerte, wollte nicht mit ihr streiten. »Wenn du es sagst, Verna. Nur

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