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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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fiel auf, daß er nicht etwa fortging. Ihre Ehre stand auf dem Spiel. Soviel hatten die Nangtong investiert.
    Er stieß Ann an, legte den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Kojote. Ann verstand, was er beabsichtigte, und stimmte ein. Die beiden kläfften und blafften, so laut sie nur konnten.
    Die Unterhändler verstummten und sahen zu den Gefangenen hinüber. Ihr Oberhaupt nahm wieder Platz.
    Ein Schlag auf den Kopf ließ Zedd und Ann verstummen. Die Gespräche drüben bei den Verhandlungen über den Tausch wurden wiederaufgenommen. Ein Abgesandter der Nangtong wurde losgeschickt, um die Ziegen genauer zu begutachten.
    Zedd kratzte sich an der Schulter. Der trockene Schlamm wurde unangenehm. Aber vermutlich weniger unangenehm, als sich das Herz herausschneiden oder den Kopf abschlagen zu lassen, oder was immer die Nangtong mit ihren Menschenopfern machten.
    »Ich habe Hunger«, raunte er. »Sie haben uns den ganzen Tag noch nichts zu essen gegeben. Der Nachmittag ist fast zur Hälfte um, und wir haben nicht eine einzige Mahlzeit bekommen.«
    Er bellte seine Häscher an, um ihnen sein Mißfallen kundzutun. Die Unterhandlungen gerieten kurz ins Stocken, als man erneut für einen Augenblick zu den Gefangenen hinübersah. Die Si Doak verschränkten sämtlich die Arme und betrachteten die Nangtong schweigend.
    Rasch nahmen die Nangtong die Gespräche wieder auf. Ihr Tonfall änderte sich, wurde versöhnlich. Verhaltenes Gelächter mischte sich unter ihr zwangloses Geschnatter. Die Reaktion der Si Doak war knapp und schroff. Der mit dem Kaninchenfell auf dem Kopf deutete erst auf die Nachmittagssonne, dann in die Richtung seines Dorfes.
    Der verantwortliche Mann der Nangtong zerrte eine Decke aus dem Stapel in der Mitte und untersuchte sie mit widerstrebender Bewunderung. Er gab die Decke an seine Kameraden weiter. Sie würdigten ihren Wert mit einem knappen Nicken, als hätten sie ihn gerade erst erkannt. Der Mann, den man losgeschickt hatte, um sich die Ziegen anzusehen, kehrte mit zweien von ihnen zurück. Er zeigte sie seinen Gefährten, und diese ergingen sich in Lauten der Begeisterung, als sei ihnen nun erst aufgefallen, daß die Ziegen beeindruckender waren, als anfangs gedacht, und ganz und gar nicht jene ausgemergelten Tiere, die vorzufinden sie erwartet hatten.
    Offenbar waren die Nangtong zu dem Entschluß gekommen, daß sie auf keinen Fall mit den Gefangenen nach Hause zurückkehren wollten. Jeder brauchbare Gegenstand war besser als zwei Verrückte. Sie konnten den Seelen schließlich schlecht zwei Verrückte schicken. Jeder Tausch war für sie ein Gewinn, vor allem in Anbetracht des schwindenden Interesses der Si Doak.
    Diese behielten ihre versteinerten Mienen bei. Die Nangtong hatten einen Fehler begangen. Sie hatten verraten, daß sie das, was sie hatten, unbedingt verkaufen mußten. Nichts schätzten die Si Doak mehr als einen Verkäufer, der unter Druck stand.
    Plötzlich wurde man sich über den Preis einig – was, war für Zedd nicht ersichtlich. Die Ranghöchsten der Si Doak und der Nangtong erhoben sich, hakten die Arme an den Ellenbogen ineinander und drehten sich so verbunden dreimal umeinander. Als sie sich wieder lösten, ging auf beiden Seiten ein fröhliches Schnattern durch die Reihen. Der Handel war besiegelt.
    Die Nangtong gingen daran, die Decken aufzusammeln. Die Ziegen wurden angebunden. Die Si Doak traten auf ihre Beute zu. Als sie näher kamen, schlugen die Wächter Zedd und Ann auf den Kopf, offenbar als Warnung, das Geschäft nicht noch zu vereiteln.
    Zedd hatte nicht die geringste Absicht, das zu tun. Die Si Doak opferten keine Menschen. Soweit er wußte, waren sie ein sanftmütiges Völkchen, und die schlimmste Strafe, die sie über jemanden verhängten, der sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hatte, war Verbannung. Gelegentlich kam es vor, daß ein verbannter Si Doak verhungerte, weil man ihn vertrieben hatte. Ein unartiges Kind wurde dadurch eines Besseren belehrt, daß alle es einen Tag lang völlig ignorierten. Für einen Si Doak war das eine fürchterliche Strafe, die für lange Zeit danach allerbestes Betragen zur Folge hatte.
    Natürlich waren Zedd und Ann keine Angehörigen der Gemeinschaft der Si Doak, daher war es durchaus möglich, eigentlich sogar wahrscheinlich, daß ihnen eine solche Behandlung nicht zuteil werden würde.
    Zedd beugte sich zu Ann und flüsterte: »Ich glaube nicht, daß diese Leute uns etwas antun werden, also merk dir eins: Sollten

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