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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich neben ihr auf der Steinbank niederließ. Die sechs Schwestern waren zu den Pferden zurückgegangen und blickten, an ihren Fingern nuckelnd, in den Himmel.
    »Tut mir leid. Das mit Eurer Magie, meine ich. Ich hatte keine Ahnung, daß sie Euch das antun würden. Vermutlich seid Ihr jetzt wie jede andere Frau.«
    »Vermutlich.«
    »Kahlan«, sagte Nadine, »ich will Euch nicht anlügen und Euch erzählen, es täte mir leid, daß ich es bin, die Richard geheiratet hat, aber ich verspreche Euch, ich werde alles tun, um ihn glücklich zu machen.«
    »Ihr begreift es einfach nicht, Nadine, hab ich recht? Ihr könnt zu ihm so nett sein, wie Ihr wollt, oder auch so mies, es ist vollkommen gleichgültig. Bei den Qualen, die er jetzt leidet, könntet Ihr so mies sein, wie Ihr wollt, es wäre nichts weiter als ein Bienenstich nach einer Enthauptung.«
    Nadine entfuhr ein verlegenes Kichern. »Na ja, gegen einen Bienenstich wüßte ich einen Umschlag. Richard wird schon sehen. Ich werde –«
    »Ihr habt mir bereits versprochen, daß Ihr nett zu ihm sein werdet, Nadine. Ich weiß das zu schätzen, aber im Augenblick bin ich nicht in der Stimmung, mir in allen Einzelheiten anzuhören, wie nett genau.«
    »Natürlich. Das verstehe ich.« Nadine stocherte im Mauerwerk der Bank herum. »So hatte ich mir meine Hochzeit nicht vorgestellt.«
    »Ich mir auch nicht.«
    »Vielleicht wird wenigstens alles übrige so, wie ich es mir vorgestellt habe.« Ihr Ton wurde kalt und rachsüchtig. »Ihr habt dafür gesorgt, daß ich mir wie eine Närrin vorgekommen bin, weil ich Richard wollte, weil ich glaubte, ich könnte ihn vielleicht für mich gewinnen. Ihr habt mir die Freude an meinem Hochzeitstag verdorben, aber die Freude an allem anderen werdet Ihr mir nicht nehmen.«
    »Das tut mir leid, Nadine. Wenn Ihr glaubt, ich hätte –«
    »Jetzt gehört er mir, und ich habe die Absicht, ihm zu zeigen, wie eine Frau einem Mann das Leben versüßen kann. Er wird schon sehen. Er wird sehen, daß ich ihm eine ebenso gute Frau sein kann wie Ihr. Ihr glaubt das vielleicht nicht, aber ich kann es.«
    Nadine beugte sich zu ihr herüber. »Ich werde Richard den Kopf verdrehen, noch bevor die Nacht vorüber ist. Dann werden wir ja wissen, wer die bessere ist und wie sehr er Euch vermißt. Hört genau hin, während Ihr mit Richards Bruder daliegt, damit Euch meine Schreie der Lust nicht entgehen. Die Schreie jener Lust, die Richard mir bereitet. Nicht Euch – mir!«
    Nadine stapfte davon und blieb aufgebracht mit verschränkten Armen stehen. Kahlan verbarg ihr Gesicht in den Händen. Die Seelen gaben sich nicht damit zufrieden, sie zu vernichten, sie mußten auch noch das Messer in der Wunde drehen.
    Cara und der Legat kamen zurück. »Es wird Zeit«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Kahlan erhob sich unbeholfen und wartete, daß man ihr erklärte, was sie als nächstes zu tun hatte. Der Legat wandte sich Cara zu.
    »Das Unwetter wird bald losbrechen.« Der Legat sah mit zusammengekniffenen Augen hinauf in den schwarzen Himmel. »Meine Frauen und ich müssen diesen Berg verlassen.« Er packte Caras Arm. »Die Winde sprechen ebenso zu Euch wie zu mir. Könnt Ihr den Rest allein erledigen?«
    »Ja. Es ist fast vollbracht. Ich kann es zu Ende bringen«, meinte Cara. »Die Winde werden die Nachricht ebensogut durch mich wie durch Euch weitergeben.«
    Er verschwand ohne ein weiteres Wort in der Dunkelheit.
    Caras kräftige Finger schlossen sich um Kahlans Arm. »Komm mit«, sagte sie in der eiskalten Stimme der Winde.
    Kahlan sperrte sich. »Cara, bitte, ich kann nicht.«
    »Du kannst und du wirst, oder die Chance geht vorbei, und die Pest wütet weiter.«
    Kahlan riß sich los. »Nein, Ihr versteht nicht. Ich kann nicht. Ich habe meine Tage des Mondbluts. Es ist noch nicht vorbei. Ich kann … das nicht tun. Nicht jetzt.«
    Caras wütend funkelnde Augen kamen näher. »Das wird dich nicht daran hindern, die Ehe zu vollziehen. Du wirst es tun, oder alle Hoffnung, die Pest aufzuhalten, ist dahin. Noch ist es nicht vorbei. Du mußt deinen Teil dabei übernehmen – dich hingeben und es genießen. Es muß jetzt geschehen. Heute abend. Oder wäre es dir lieber, wenn das Sterben ungehindert weitergeht?«
    Nadine auf der einen Seite und Kahlan auf der anderen, führte Cara die beiden in der Dunkelheit über die Straße bis zum Rand des Abgrunds.
    In tiefschwarzer Nacht stand Kahlan am Rand des Abgrunds und fühlte sich benommen und verloren. Sie wußte nicht, wie

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