Der Tempel der vier Winde - 8
war.«
Zedd machte ein verächtliches Geräusch. »Was weiß ich denn vom Messerschleifen? Ich bin Zauberer, kein Schmied.«
»Das würde dann auch den Zwischenfall mit dem Pferd des Ältesten erklären.«
»Dafür können sie mir die Schuld nicht in die Schuhe schieben. Ich habe das Gatter nicht aufgelassen. Zumindest bin ich ziemlich sicher, daß ich es nicht aufgelassen habe. Außerdem gibt es bestimmt ein ähnlich schnelles Pferd, das er sich kaufen kann. Leisten kann er es sich. Was ich gerne wissen würde, ist, wie du es geschafft hast, das Haar seiner Ehefrau Nummer drei so grün zu färben?«
Ann verschränkte trotzig die Arme. »Also, das war ein Versehen.
Ich dachte, die Kräuter würden ihr Haar angenehm duftig machen. Es sollte eine Überraschung sein. Der kostbare Kaninchenfellkopfschmuck des Ältesten dagegen – das war kein Versehen. Das war reine Dösigkeit. Du hättest früher danach sehen sollen, statt ihn unbeaufsichtigt über dem Feuer hängen zu lassen. Der Kopfschmuck war ein Kunstwerk, mit all den Tausenden Glasperlen. Ein so hübscher Kopfschmuck wird sich nicht leicht ersetzen lassen.«
Zedd zuckte die Achseln. »Wir haben nicht behauptet, bei der Hausarbeit besonders geschickt zu sein. Davon war nie die Rede.«
»Das stimmt allerdings. Das haben wir nicht. Es ist nicht unsere Schuld, daß sie bei uns nicht auf ihre Kosten kommen. Hätten sie uns gefragt, hätten wir ihnen das vorher sagen können.«
»Ganz bestimmt sogar.«
Ann unterbrach die Stille mit einem Räuspern. »Was, glaubst du, werden sie mit uns machen?«
Die beiden saßen Rücken an Rücken, mit einem derben Strick zusammengebunden, während die Unterredung auf der anderen Seite des Raumes sich hinzog. Sie trugen noch immer die Armbänder, die sie daran hinderten, von ihrer Magie Gebrauch zu machen.
Zedd sah zur anderen Seite des Raumes hinüber, wo man hitzig miteinander diskutierte. Der kahlköpfige Älteste, seine Ehefrau Nummer eins, mehrere einflußreiche Mitglieder der Si-Doak-Gemeinde, die Anspruch auf die Dienste der Sklaven erhoben hatten, sowie der Schamane des Stammes beschwerten sich allesamt beim jeweils anderen über den Ärger, den sie gehabt hatten. Alles verstand Zedd nicht, aber es genügte, um der Beratung folgen zu können.
»Sie haben beschlossen, ihren Verlust abzuschreiben und sich von ihren Haussklaven zu trennen«, flüsterte Zedd Ann zu.
»Und was geschieht jetzt?« erkundigte sich Ann, als das Geschnatter schließlich geendet hatte. »Was haben sie beschlossen? Werden sie uns laufenlassen?«
Alle Augen auf der anderen Seite des Raumes richteten sich auf die Gefangenen. Zedd gab einen warnenden Ton in Anns Richtung von sich.
»Ich glaube, wir hätten unsere Arbeiten vielleicht mit ein wenig mehr Sorgfalt verrichten sollen«, flüsterte Zedd ihr über die Schulter zu. »Offensichtlich stecken wir in ziemlich ernsthaften Schwierigkeiten.«
»Wieso denn, was können sie schon groß machen?« meinte Ann spöttisch. »Uns wieder zu den Nangtong bringen und ihre Decken zurückverlangen?«
Zedd schüttelte den Kopf, als die Si Doak sich erhoben. Die Halsketten des Schamanen klickten leise aneinander. Der Älteste stieß mit seinem Stab auf den Boden.
»Ich wünschte, das täten sie. Sie wollen ihre Kosten vollständig ersetzt bekommen, und dazu einen Teil ihres Schadens. Sie werden uns auf eine Reise schicken.
Soeben haben sie entschieden, daß sie den besten Preis für uns bekommen, wenn sie uns an Kannibalen verkaufen.«
Anns Kopf schwenkte herum. »An Kannibalen?«
»Das jedenfalls waren ihre Worte. Kannibalen.«
»Du hast es geschafft, dir deinen Halsring abzunehmen, Zedd. Kannst du diese gottverdammten Armbänder nicht von unseren Handgelenken herunterkriegen? Ich glaube, jetzt wäre der geeignete Augenblick dafür.«
»Ich fürchte, wir werden sie noch tragen, wenn wir im Kochtopf enden.«
Zedd beobachtete, wie ein erzürnter Ältester und ein aufs äußerste erregter Schamane auf sie zukamen.
»Es war mir eine Freude, Ann. Aber ich fürchte, mit der Freude ist es jetzt vorbei.«
Verna legte Warren einen Arm um die Hüfte und versuchte ihn zu stützen, während er sich stolpernd fortbewegte. Sie ging hinter Clarissa, die wiederum Walsh und Bollesdun folgte. Janet begab sich flugs auf Warrens andere Seite und legte sich seinen Arm über die Schulter.
»Hier? Seid Ihr ganz sicher?« meinte Verna leise zu Walsh. »Nathan wollte, daß wir ihn hier im Hagenwald treffen?«
»Ja«,
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