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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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würden in der Welt der Seelen Zusammensein. Sie wollte ohne ihn nicht weiterleben.
    Richard gab ihr einen Kuß auf die Stirn. »Halte durch. Gib nicht auf. Bitte, Kahlan, ich liebe dich. Gib nicht auf.«
    Richard drehte sich zu Cara um. Seine Übelkeit war mittlerweile so groß, daß ihr Anblick kaum noch eine Wirkung auf ihn hatte. Aber ihr Leiden setzte ihm so sehr zu, daß er sich krümmte.
    Er legte seine Hände auf Caras blutverschmierten, aufgerissenen Bauch.
    »Ich bin da, Cara. Haltet durch. Haltet mir zuliebe durch, damit ich Euch heilen kann.«
    Sie warf murmelnd den Kopf von einer Seite auf die andere und schien seine Worte nicht zu hören.
    Richard schloß die Augen und öffnete sein Herz, sein Verlangen, seine Seele. Er gab sich ganz dem Strom seines Mitgefühls hin. Er hatte nur den Wunsch, Cara wieder gesund zu machen. Sie hatte sich mit Leib und Seele für sie beide aufgeopfert. Er wußte nicht, ob er noch über genügend Kraft verfügte, aber er gab sich dem Versuch vollkommen hin.
    In die strudelnden Tiefen ihrer Qual stieg er hinab. Er spürte alles, was sie spürte, teilte ihr Leid. Mit zusammengebissenen Zähnen und angehaltenem Atem nahm er ihre Schmerzen auf sich, weiter und weiter, schonungslos gegen sich selbst.
    Er schüttelte sich vor Qualen, und sein Verstand schrie gepeinigt auf. Er nahm alles auf sich und verlangte nach mehr. Er wollte alles. Er forderte es.
    Die Welt verwandelte sich in einen einzigen fließenden, gewundenen Strom aus Schmerzen. Von diesem Strom wurde er fortgerissen. Ihre sengende Glut verschlang alles Sein.
    Zeit verlor jegliche Bedeutung. Was blieb, war Schmerz.
    Als er spürte, daß er alles in sich aufgesogen hatte, ließ er sein Mitgefühl herausströmen, seine Kraft: seine Heilkraft, sein heilendes Wesen.
    Er wußte nicht, wie er die Kraft lenken sollte, er ließ sie einfach in sie hineinströmen. Es war, als würde sein ganzes Selbst von ihrem Verlangen aufgesogen. Sie war verbrannte, ausgedörrte Erde, die den lebensspendenden Regen gierig in sich aufnahm.
    Als er schließlich die Augen öffnete und den Kopf hob, lagen seine Arme auf der glatten weichen Haut ihres Bauches. Sie schien sich dessen noch nicht recht bewußt zu sein, dennoch war sie wieder genesen.
    Richard drehte sich um. Kahlan lag auf der Seite, ihr Atem ging in kurzen, heftigen Stößen. Ihr Gesicht war aschfahl und von Schweiß und Blut verschmiert, die Augen halb geschlossen.
    »Richard«, hauchte sie, als er sich über sie beugte, »mach mir die Hände los. Ich will in deinen Armen liegen, wenn ich…«
    Wenn sie starb. Das hatte sie sagen wollen.
    Hastig hob Richard ein ganz in der Nähe liegendes Messer vom Boden auf und durchtrennte ihre Stricke. Der Zorn war wieder da, jetzt jedoch nur noch als fernes Glühen. Er konnte den Raum kaum mehr erkennen. Sie kaum mehr hören. Sie kaum sehen.
    Als sie die Hände endlich frei hatte, schlang sie einen Arm um seinen Hals und zog ihn zu sich. Richard hatte Mühe zu verhindern, daß er auf sie fiel.
    »Richard, Richard, Richard«, flüsterte sie. »Ich liebe dich.«
    Richard wollte sie gerade umarmen, als er die immer größer werdende Blutlache unter ihr entdeckte.
    Sein Zorn flammte von neuem auf. Sein Verlangen flammte erneut auf.
    Er nahm sie in die Arme und flehte die Seelen an, sie zu verschonen.
    »Bitte gebt mir die Kraft, meine Liebste zu heilen«, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. »Ich habe alles getan, was man von mir verlangt hat. Ich habe alles aufgegeben. Bitte, es darf nicht sein, daß ich auch noch meine Liebste verliere. Ich liege im Sterben. Laßt mir genügend Zeit. Helft mir.«
    Mehr wollte er nicht, mehr verlangte er nicht, als er sie jetzt in den Armen hielt. Sie sollte überleben. Er wollte, daß es ihr wieder gutging und sie wieder gesund wurde.
    Sie fest an sich drückend, überließ er sich ein weiteres Mal dem reißenden Strom. Er nahm die Schmerzen vorbehaltlos auf sich, hieß sie willkommen, lockte sie mit aller Kraft an.
    Gleichzeitig ließ er seine Liebe fließen, seine Wärme, sein Mitgefühl.
    Kahlan stöhnte.
    Richard sah, daß seine Arme glühten, als teile eine Seele seinen Körper mit ihm. Vielleicht war er bereits zu einer Seele geworden, doch das alles kümmerte ihn nicht. Ihn kümmerte nur, ob er sie heilen würde – und nicht, was ihn das kosten mochte. Er war bereit, jeden Preis zu zahlen.
    Kahlan stöhnte, als sie spürte, wie die Kraft in ihren Körper zurückströmte. Ihre Beine fingen an zu

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