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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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in seinen Lungen fest. Dann ließ die Sliph ihn los, und er fiel zur Seite um. Er atmete aus und stieß die Sliph, die er eingeatmet hatte, wieder aus.
    Sie lief ihm aus Mund und Nase, jedoch nicht silbern, sondern rot.
    Kahlan spürte, wie etwas in ihrem Innern auseinanderging, das tiefgreifende Gefühl, daß sich etwas löste, und urplötzlich war sie wieder eins mit ihrer Kraft: Dieses köstliche Gefühl in ihrem Innern entlockte ihr ein euphorisches Stöhnen.
    Drefan war tot. Bis daß der Tod euch scheidet. So hatten die Worte gelautet.
    Ihr Eid war erfüllt. Die Winde hatten ihr die Kraft zurückgegeben.
    Kahlan wurde aus ihrer Benommenheit gerissen, als sie Richard nach Luft schnappen hörte. Erneut von Panik ergriffen, eilte sie zu ihm hinüber und ergriff seine rechte Hand, auf die Richard die Nachricht gekritzelt hatte. Sie bog seine Finger auseinander.
    Die Worte waren verschwunden. Drefans Blut hatte die Schrift verwischt, als Richard ihn zurückgehalten hatte.
    Kahlan schrie vor Wut und Verzweiflung. Sie kroch zurück zu dem aufgeschlagenen Buch. Sie konnte sich einfach nicht an die Worte erinnern. Verzweifelt zermarterte sie sich den Verstand. Sosehr sie sich auch abmühte, die Worte wollten ihr nicht einfallen.
    Was sollte sie nur tun?
    Vielleicht sollte sie trotzdem einfach ein schwarzes Sandkorn hinzufügen.
    Nein, sie war nicht so unklug, den Rat eines Zauberers wie Nathan zu mißachten.
    Sie preßte sich die Handballen an die Schläfen, als wollte sie die Worte herauspressen. Cara kniete nieder und packte sie bei den Schultern.
    »Was ist, Mutter Konfessor? Ihr müßt Euch beeilen. Lord Rahl atmet kaum noch. So beeilt Euch doch!«
    Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ich weiß die Worte nicht mehr. Ach, Cara, ich kann mich einfach nicht erinnern. Nathan hat sie mir gesagt, aber ich kann mich nicht mehr an sie erinnern.«
    Kahlan schleppte sich auf allen vieren wieder hinüber zu Richard. Sie streichelte ihm das Gesicht.
    »Bitte, Richard. Wach doch auf. Ich muß sie wissen. Bitte, Richard, wie lauten sie? Die drei Worte?«
    Ächzend vor Anstrengung versuchte er, Luft zu holen. Er würde nicht mehr aufwachen. Er würde nicht überleben.
    Kahlan eilte zum Buch zurück. Sie schnappte sich den Lederbeutel mit dem schwarzen Sand. Sie würde es ohne die Worte wagen müssen. Vielleicht würde es auch so gelingen. Es mußte!
    Sie konnte sich nicht überwinden, die Hände zu bewegen. So unklug war sie nicht. Es würde nur gelingen, wenn sie die Worte sprach. Sonst nicht, soviel war ihr klar. Sie war mit Zauberern und Magie aufgewachsen und war nicht so überheblich, Nathans Anweisungen in den Wind zu schlagen. Ohne die Worte würde es nicht klappen.
    Sie ließ sich mit einem Aufschrei nach vorne fallen und trommelte mit den Fäusten auf den Boden. »Ich kann mich nicht an die Worte erinnern. Ich kann es nicht!«
    Cara legte einen Arm um sie, zwang sie, sich aufzurichten, und nahm sie behutsam in den Arm. »Beruhigt Euch doch. Tief durchatmen. Gut. Jetzt ausatmen. Und noch einmal. Jetzt stellt Euch diesen Nathan in Gedanken vor. Stellt ihn Euch vor, wie er die Worte zu Euch spricht und wie glücklich Ihr wart, daß Ihr Richard das Leben retten könnt.«
    Kahlan versuchte es. Sie gab sich solche Mühe, daß sie hätte schreien mögen.
    »Ich kann mich nicht an sie erinnern«, weinte sie. »Richard wird sterben, weil mir drei blöde Worte nicht einfallen. Ich kann mich einfach nicht an die drei Grußformeln erinnern.«
    »Die drei Grußformeln?« fragte Cara erstaunt. »Meint Ihr vielleicht Reechani, Sentrosi, Vasi? Diese drei Grußformeln?«
    Kahlan starrte sie fassungslos an. »Das sind sie. Die drei Grußformeln. Reechani, Sentrosi, Vasi.
    Reechani! Sentrosi! Vasi! Ich erinnere mich! Danke, Cara, jetzt erinnere ich mich wieder!«
    Mit Daumen und Zeigefinger fischte Kahlan ein einzelnes Korn des schwarzen Sandes heraus.
    »Reechani, Sentrosi, Vasi«, wiederholte sie zur Sicherheit noch einmal.
    Dann warf sie das schwarze Sandkorn ins Buch.
    Die beiden hielten den Atem an.
    Im Raum setzte ein Summen ein, das allmählich immer lauter wurde. Die Luft schien zu tanzen und zu vibrieren. Ein wirbelndes, sich überschlagendes, pulsierendes, an- und abschwellendes Licht in allen Farben leuchtete flackernd auf. Mit dem Summen wurde es immer heller, bis Kahlan schließlich die Augen abwenden mußte.
    Lichtstrahlen schwenkten über die steinernen Wände hinweg. Cara hielt sich die Hand vors Gesicht. Kahlan folgte

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