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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zwingen sie das Mädchen und den Jungen zu heiraten, bevor sie erkennbar schwanger wird. Ich kenne Mädchen, die das tun mußten.
    Für viele junge Menschen, vor allem solche auf dem Land, wird bereits vorab entschieden, wen sie zu heiraten haben. Manchmal gefällt einem Jungen das Mädchen aber nicht, das er heiraten soll, also erhebt er Anspruch auf die, die er will, so wie Tommy das bei mir versucht hat. Dann hofft er darauf, daß sie schwanger wird und ihn heiraten muß oder aber sie von ihren Eltern gezwungen wird, zu heiraten, weil sie verdorben wurde. Tommy hätte die dürre Rita Wellington heiraten sollen, dabei konnte er sie nicht ausstehen. Manchmal ermutigt das Mädchen einen Jungen wirklich dazu, weil ihr der Junge nicht gefällt, den die Eltern für sie ausgesucht haben. Meist jedoch tun die jungen Leute, was man von ihnen verlangt.
    Meine Eltern haben nie für mich entschieden, manche Eltern sind eben so. Sie sagen, das führt ebenso oft ins Unglück wie ins Glück. Ihrer Meinung nach müsse ich selber wissen, was ich will. Viele der Mädchen, für die nicht entschieden wurde, wollten Richard. Einige, wie auch ich, warteten lange über den Zeitpunkt hinaus, wo sie schon heiraten und zweioder dreimal hätten Mütter werden sollen.
    Nachdem Richard Tommy in die Schranken gewiesen hatte, behielt er mich immer irgendwie im Auge. Ich fing an zu glauben, es sei mehr, als daß er nur auf mich aufpaßte – endlich. Ich bildete mir schon ein, daß er wirklich mit mir Zusammensein wolle. Es war, als sähe er mich wirklich als Frau und nicht als irgendein kleines Kind, auf das er aufpassen muß.
    Letztes Jahr beim Mittsommernachtsfest war ich mir dann sicher. Er tanzte häufiger mit mir als mit jedem der anderen Mädchen. Alle wurden grün vor Neid. Vor allem, wenn er mich fest an sich drückte. Da, in diesem Augenblick, beschloß ich dann, daß er der Richtige sei. Er und kein anderer.
    Ich nahm an, nach dem Fest würden sich die Dinge verändern und er würde mir sagen, daß ich ihm mehr bedeutete als früher. Ich dachte, er würde sich endlich einen Ruck geben und mir ernsthaft den Hof machen. Das tat er nicht.«
    Nadine hielt die Tasse Wasser mit einer Hand zwischen den Knien und zerknüllte das Taschentuch zwischen den Fingern ihrer anderen Hand. »Es gab andere Jungs, die mir den Hof machten, und ich wollte meine Zukunft nicht wegwerfen, und für den Fall, daß Richard niemals zur Besinnung käme, setzte ich mir in den Kopf, ihm einen Schubs zu geben.«
    »Einen Schubs?«
    Nadine nickte. »Außer einigen der anderen Jungs war auch Richards Bruder Michael immer schon hinter mir her. Wahrscheinlich nur deshalb, weil er eifersüchtig auf Richard war. Zu der Zeit hatte ich gar nicht so viel dagegen, daß Michael mir den Hof machte. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber er war bereits im Begriff, etwas zu werden. Ich glaubte, Richard würde nie etwas anderes sein als ein Waldführer. Nicht, daß das schlecht ist. Ich bin auch niemand Besonderes. Richard liebte die Wälder.«
    Kahlan mußte lächeln. »Er liebt sie noch immer. Wenn er könnte, würde er bestimmt am liebsten wieder ein einfacher Waldführer sein. Doch die Zeiten sind vorbei. Und was geschah dann?«
    »Na ja, ich rechnete mir aus, wenn ich in Richard ein wenig die Eifersucht anstachelte, vielleicht würde er dann seine Unentschlossenheit ablegen und sich einen Schritt auf mich zubewegen. Manchmal brauchen Männer einen Schubs, sagt meine Mutter immer. Also habe ich ihm einen ordentlichen Schubs versetzt.«
    Nadine räusperte sich. »Ich ließ mich dabei erwischen, wie ich Michael küßte, und sorgte dafür, daß er mitbekam, wieviel Spaß mir das bereitete.«
    Kahlan atmete tief durch und runzelte die Stirn. Nadine war vielleicht mit Richard aufgewachsen, aber sie kannte ihn überhaupt nicht.
    »Er wurde nicht mal wütend auf mich, geschweige denn eifersüchtig oder sonst was«, meinte Nadine. »Er war weiterhin freundlich zu mir, er paßte weiterhin auf mich auf, aber nach dieser Geschichte kam er nie mehr zu Besuch und fragte mich auch nie wieder, ob ich mit ihm spazierengehe. Als ich mit ihm darüber sprechen wollte, war er einfach nicht interessiert.«
    Nadine starrte ins Leere. »Er hatte denselben Blick in den Augen wie heute. Diesen Blick, der bedeutet, daß es ihn einfach nicht kümmert. Ich wußte nie, was dieser Blick bedeutete, bis ich ihn heute wiedersah. Ich glaube, er hat sich wirklich etwas aus mir gemacht und erwartet, daß ich

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