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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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entgegen. Wasser, das aus der steinernen Decke schwitzte, plätscherte nicht weit entfernt in eine kleine, grüne Pfütze. Kahlan konnte ihr eigenes Herz in den Ohren pochen hören.
    »Lord Rahl hat uns davon befreit.«
    Kahlan mußte daran denken, wie Richard ihr erzählt hatte, daß er beim Anblick der zwei anderen Mord-Sith, die beim Verfüttern der Samenkörner an die Backenhörnchen angefangen hatten herumzualbern, fast in Tränen ausgebrochen sei. Nun verstand sie. Richard hatte den Wahnsinn begriffen. Kahlan wußte nicht, ob diese Frauen jemals wieder daraus zurückkehren würden, aber wenn sie eine Chance hatten, dann nur wegen ihm. Die eiserne Härte kehrte in Caras verbitterten Gesichtsausdruck zurück.
    »Gehen wir und finden wir heraus, was Marlin Lord Rahl antun wollte. Aber erwartet nicht von mir, daß ich sanft mit ihm umspringe, wenn er zögert zu gestehen.«
    Ein d’Haranischer Soldat entriegelte die Eisentür unter Unterkommandant Collins wachsamen Blicken und trat zurück, als sei das verrostete Schloß alles, was die Menschen im Palast vor der finsteren Magie dort unten in der Grube schützte. Zwei weitere kräftige Soldaten zogen mühelos die schwere Leiter herbei.
    Bevor Kahlan die Tür öffnen konnte, hörte sie Stimmen und Schritte näher kommen. Alle drehten sich um und sahen den Gang hinauf.
    Es war Nadine in Begleitung von vier Soldaten.
    Nadine rieb sich die Hände, als wollte sie sie wärmen, während sie mitten unter die kräftigen, in Leder gekleideten Soldaten trat.
    Kahlan erwiderte das strahlende Lächeln der Frau nicht.
    »Was habt Ihr hier unten verloren?«
    »Nun, Ihr sagtet, ich sei Euer Gast. So schön Eure Gemächer auch sind, ich wollte mich ein wenig umsehen. Ich bat die Wachen, mir den Weg nach hier unten zu zeigen, weil ich diesen Mörder sehen wollte.«
    »Ich habe gesagt, Ihr sollt in Eurem Zimmer bleiben. Ich wollte nicht, daß Ihr nach hier unten kommt.«
    Nadine legte ihre zarte Stirn in Falten. »Ich bin es ein wenig leid, wie eine Hinterwäldlerin behandelt zu werden.« Sie reckte die feine Nase in die Höhe. »Ich bin Heilerin. Wo ich herkomme, werde ich respektiert. Die Menschen hören auf mich, wenn ich etwas sage. Wenn ich jemandem etwas auftrage, führt er es auch aus. Sage ich einem Ratsmitglied, er soll dreimal täglich einen Trank zu sich nehmen und das Bett hüten, dann trinkt er sehr wohl dreimal täglich im Bett seine Medizin, bis ich ihm mitteile, daß er es verlassen darf.«
    »Es interessiert mich nicht, wer springt, wenn Ihr den Mund aufmacht«, entgegnete Kahlan. »Hier hört Ihr auf mein Kommando. Habt Ihr das begriffen?«
    Nadine preßte die Lippen aufeinander und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Jetzt hört mal gut zu. Ich habe gefroren, ich hatte Hunger und war verängstigt. Menschen, die ich nicht kenne, hielten mich zum Narren. Ich habe mich um meine eigenen Angelegenheiten gekümmert und mein eigenes Leben gelebt, bis ich dann auf diese sinnlose Reise geschickt wurde, nur um in einem Palast zu landen, wo die Menschen mich dafür, daß ich ihnen helfen will, wie eine Aussätzige behandeln. Menschen, die ich nicht kenne, brüllen mich an, und ein Junge, mit dem ich zusammen aufgewachsen bin, demütigt mich.
    Ich dachte, ich würde diesen Mann heiraten, aber diesen Teppich hat man mir unter den Füßen weggerissen. Er will nicht mich, sondern Euch. Wäre Richard nicht gewesen, dann wäre ich jetzt Tommys Frau. Statt dessen mußte Tommy Rita Wellington heiraten. Wäre Richard nicht gewesen, dann wäre ich diejenige, die ständig ein blaues Auge hat. Ich würde barfuß in seiner Hütte hocken und müßte die Brut dieses schweinsgesichtigen, brutalen Kerls austragen.
    Tommy hat sich über mich lustig gemacht, weil ich Kräuter mische, um Menschen zu heilen. Er sagte, es sei idiotisch, wenn ein Mädchen Kräuter mischt. Er meint, wenn mein Vater jemanden wollte, der in seinem Laden arbeitet und der mit Kräutern hantiert, die die Kranken benötigen, hätte er einen Jungen bekommen sollen. Ohne Richard hätte ich keine Chance gehabt, Heilerin zu werden.
    Nur weil ich nicht seine Frau werde, heißt das nicht, daß er mir gleichgültig ist. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Er ist trotz allem ein Junge aus meiner Heimat. Wir kümmern uns umeinander, als wären wir eine Familie, auch wenn das so vielleicht nicht stimmt. Ich habe ein Recht, zu erfahren, wer dieser Mann aus Eurer Welt ist, der den Jungen aus meiner Heimat töten will, dem ich so

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