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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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geht hier vor sich?« fragte Nadine tonlos. »Da stimmt doch etwas nicht! Hattet Ihr nicht gesagt, er sei hilflos?«
    »Ihr müßt verschwinden«, raunte Cara Kahlan dringlich zu. »Sofort.«
    Sie sah die Leiter hinauf. »Ich werde ihn aufhalten. Verschließt die Tür.«
    »Ihr wollt schon wieder fort?« fragte Marlin mit seiner nervenzerreißenden Stimme, als sie sich der Leiter näherten. »So schnell? Dabei haben wir uns überhaupt noch nicht unterhalten. Es hat mir Spaß gemacht, Euren Gesprächen zuzuhören. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Ich wußte gar nichts von den Mord-Sith. Jetzt allerdings schon.«
    Kahlan zögerte. »Wovon redest du?«
    Sein Raubtierblick wanderte von Cara zu Kahlan.
    »Ich habe von Eurer anrührenden Liebe zu Richard Rahl erfahren. Wie aufmerksam von Euch, mir die Grenzen seiner Gabe zu offenbaren. Ich hatte vieles schon vermutet, Ihr habt es mir bestätigt. Ihr habt mir außerdem verraten, daß er andere mit der Gabe erkennen kann und daß diese seinen Verdacht erregen. Selbst Ihr habt bemerkt, daß mit Marlins Augen etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Wer seid Ihr?« fragte Kahlan, während sie Nadine mit zurück zur Leiter schob.
    Marlin schüttelte sich vor Lachen. »Nun, niemand anderes als Euer schlimmster Alptraum, meine kleinen Schätzchen.«
    »Jagang?« fragte Kahlan leise und ungläubig. »Ist es das? Seid Ihr Jagang?«
    Das kehlige Lachen hallte an den steinernen Mauern der Grube entlang.
    »Ihr habt mich entlarvt. Ja, ich gestehe. Ich bin es, der Traumwandler höchstpersönlich. Ich habe mir die Seele dieses armen Kerls geborgt, damit ich euch einen kleinen Besuch abstatten kann.«
    Cara schmetterte ihm den Strafer seitlich gegen den Hals. Ein Arm wie der von einer Marionette schlug sie zur Seite.
    Fast augenblicklich war sie wieder zurück, prügelte ihm hart auf die Nieren ein und versuchte, ihn zu Boden zu werfen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Mit ruckenden Bewegungen griff er nach unten, erwischte sie am Zopf und schleuderte sie gegen die Wand hinter sich, als sei sie eine Stockpuppe. Kahlan zuckte innerlich zusammen, als Cara gegen die Mauer klatschte. Sie blieb mit dem Gesicht zum Boden liegen. Blut sickerte in ihr blondes Haar.
    Kahlan stieß Nadine zur Leiter. »Raus hier!«
    Nadine ergriff eine Leitersprosse. »Was wollt Ihr tun?«
    »Ich habe genug gesehen. Jetzt ist hier Schluß.«
    Kahlan ging auf Marlin oder Jagang oder wer immer es war los. Sie mußte dem Kerl mit ihrer Kraft ein Ende machen.
    Mit einem Aufschrei schoß Nadine an Kahlan vorbei und rutschte über den Boden, als gleite sie über Eis. Der Mann schnappte sich die um sich schlagende Frau, riß sie herum und packte sie mit einer Hand am Hals.
    Nadine, die Augen aufgerissen, rang würgend nach Atem.
    Kahlan blieb abrupt stehen, da Marlin sie mit erhobenem Zeigefinger warnte. »Nichts da. Ich zerquetsche ihr die Kehle.«
    Die Mutter Konfessor wich einen Schritt zurück. Nadine schnappte japsend nach Luft, als er den Griff ein wenig lockerte.
    »Ein einziges Leben für all die anderen, die du sonst töten würdest? Glaubt Ihr, die Mutter Konfessor wäre nicht bereit, eine solche Entscheidung zu treffen?«
    Nach Kahlans Worten erwachte in Nadine erneut Panik, und sie versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Sie schlug ihm ungestüm die Krallen in die Hände. Selbst wenn Marlin ihr nicht die Kehle zerquetschte, er berührte sie, und wenn Kahlan ihn mit ihrer Kraft überwältigte, wäre auch das Mädchen verloren.
    »Vielleicht würdet Ihr es tun, aber wollt Ihr nicht wissen, was ich hier mache, Schätzchen? Wollt Ihr nicht wissen, was ich mit Eurem Geliebten vorhabe, dem großen Lord Rahl?«
    Kahlan drehte sich um und schrie nach oben: »Collins! Schließt die Tür. Verriegelt sie!«
    Sofort fiel die Tür mit lautem Knall zu. Nur die fauchenden Fackeln erhellten die Grube noch. Das hallende Echo der Tür verschmolz mit dem Zischen der Fackeln.
    Kahlan wandte sich wieder zu Marlin um. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, begann sie ihn langsam zu umkreisen.
    »Was seid Ihr? Und wer?«
    »Nun, um ehrlich zu sein, ist das eine schwierige philosophische Frage, wenn man sie mit Worten erklären will, die Ihr begreift. Ein Traumwandler ist in der Lage, sich in die grenzenlosen Zeiträume zwischen den Gedanken einzuschleichen, in denen ein Mensch in seiner Persönlichkeit, in seinem ureigenen Selbst nicht existiert, und dort den Verstand des Menschen zu besetzen.

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