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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Unfähigkeit zu fordern, hat er um
Nachsicht gebeten.»
    «In den Augen
der Schafherde, die ich gestern noch befehligt habe, bin ich zum Gespött
geworden!» tobte der rote Riese. «Mich, den zukünftigen König dieses Landes,
mich hat man zum Diener erniedrigt, über den sich jeder lustig macht!»
    «Lassen wir
ab von der Verschwörung», schlug Salomos Schreiber vor. «Die Vorsehung ist
gegen uns.»
    «Eine letzte
Möglichkeit bleibt uns noch», meinte Zadok. «Jerobeams Idee war hervorragend,
wir haben sie lediglich schlecht ausgeführt. Die Lehrlinge sind Hiram zu treu
ergeben.»
    «Willst du
die Meister bestechen?» fragte der ehemalige Fronvogt spöttisch. «Die gehen für
Hiram durchs Feuer!»
    «Ich denke
eher an die Gesellen. Vergessen wir Bestechung, denken wir lieber an Ehrgeiz.
Unter ihnen gibt es etliche, die darauf brennen, Meister zu werden und das
Erkennungswort zu bekommen, das ihnen das Tor zu großen Geheimnissen öffnet.
Zunächst einmal schwächen wir Hirams Ruf. Wir sorgen dafür, daß sein
Meisterwerk fehlschlägt. Dann überreden wir zwei, drei Gesellen dazu, diesen
schlechten Baumeister zu zwingen, daß er ihnen die Geheimnisse der
Meisterschaft enthüllt. Dadurch zerstören wir den Kern der Bruderschaft. Zu
guter Letzt beweisen wir, daß Salomo ein wankelmütiger König ist, der die
Sicherheit Israels aufs Spiel setzt und Jahwes Ziele verrät.»
    Elihap bekam
vor Angst kaum noch Luft, doch er traute sich nicht, dagegen aufzubegehren.
Jerobeam schöpfte wieder Hoffnung und fuhr sich mit der Hand übers Haar. Der
Hohepriester war ein bemerkenswert heller Kopf, jedoch gefährlich. Wenn Salomo
gestürzt war, mußte Zadok unbedingt beseitigt werden.
     
     
    Das Land Saba lebte in Frieden
und Glück. Große Wälder, in denen Affen sprangen, bedeckten die Gipfel der
Hügel, zwischen denen jasmingesäumte Flüsse dahinströmten. Die Ebenen zierten
riesige Gardenien, in denen Hunderte von Vögeln mit rotem, grünem und gelbem
Gefieder nisteten.
    Bei
Sonnenaufgang erschien Balkis, die Königin von Saba, auf dem obersten Dach
ihres Tempels, auf dem Sphinxe und Stelen standen, die der ägyptischen Göttin
Hathor geweiht waren. Sie bewunderte die hängenden Gärten, in denen es
hundertjährige Ölbäume gab, die der Gott Thot der Legende zufolge auf einer
seiner Reisen nach Saba eigenhändig gepflanzt hatte.
    Die Königin
streckte die Arme der aufgehenden Sonne entgegen und richtete ein langes Gebet
an sie, in dem sie die Wohltaten pries, die das Gestirn ihrem Land und ihrem
Volk erwies, denn wie eh und je schenkten die Berge ihm Gold; besonders
ausgebildete Arbeiter ernteten Weihrauch, Zimtstangen und Zimtbäume; Fischer
fischten nach Perlen. Diese ganze Herrlichkeit wurde zum Palast gebracht, in
dem die Königin den Segen der Sonne und des Mondes heraberflehte.
    Ein silbriger
Wiedehopf hockte sich auf die Steinkante des Flachdaches. Verkündete er nicht
die unmittelbar bevorstehende Ankunft eines Boten, der aus Israel kam? Und
schon stellte sich der oberste Ratgeber mit einer Botschaft bei Balkis ein.
    Sie las
erfreut.
    «Ich komme»,
murmelte sie. «In einem Jahr komme ich nach Jerusalem, Salomo.»

 
    Kapitel 43
     
     
     
    Hiram
hatte sich von den Reinigungsbecken auf
den Vorhöfen ägyptischer Tempel inspirieren und sich eine monumentale
Bronzeschale einfallen lassen, die er jetzt am Ufer des Jordan gießen wollte.
Beim Anblick des Plans hatten die Meister das Hauptwerk des Baumeisters
‹ehernes Meer› getauft und sich vor den beinahe unüberwindbaren Schwierigkeiten
gefürchtet, die auf die Gießer zukamen.
    Man hatte
Ziegelsteinmauern um eine im Sand vergrabene, riesige Gußform errichtet. Die
Form sollte den Bronzeabstich aus den gähnenden Schlünden mehrerer Hochöfen
aufnehmen.
    Hiram machte
sich Sorgen. Das Unternehmen ließ sich gefährlich an. Verschiedene Abflußrinnen
konnten den glühenden Strom ablenken, falls es zu einem Zwischenfall kam. Doch
die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen überzeugten den Oberbaumeister noch nicht.
Alle, die auf der Baustelle arbeiteten, mußten beim geringsten Anzeichen von
Gefahr mit der Arbeit aufhören. Er war sogar versucht, seine Schöpfung Traum
bleiben zu lassen, doch die Begeisterung der Meister war so groß, daß sie ihn
überreden konnten.
    Hiram
überprüfte die Einnistungen rings um das künftige eherne Meer der Reihe nach,
untersuchte eingehend den Ofen darunter und ließ die Arbeiter zum zehnten Mal
alle Handbewegungen wiederholen. Alles

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