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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Der Haß, den Jerobeam für den König verspürte, verleitete ihn zu
voreiligen Schlüssen. Doch eine Schwächung der Bruderschaft und Meister Hirams
war nicht zu unterschätzen.
    «Hast du diese Männer
bestochen?»
    «Einige haben abgelehnt,
andere haben angenommen… Mit der Zeit kaufe ich sie mir alle und lasse Meister
Hiram in dem Glauben, daß er über eine Bruderschaft herrscht, die längst uns
gehört.»
    Zadok hatte
weiterhin Bedenken. Gesellen und Meister durften wissen, daß ein paar
Schwächlinge den Gruppenzusammenhalt nur heuchelten. Meister Hirams Ruf war zu
gut, als daß ihn ein paar Stiche von mißgünstigen Insekten trüben konnten.
    «Kannst du
nicht etwas aus Salomos Schatzkammer beiseite bringen?» fragte Jerobeam Elihap.
«Je großzügiger wir zahlen, desto mehr Anhänger bekommen wir.»
    «Das ist
vielleicht gar nicht notwendig.»
    Der rote
Riese brauste auf.
    «Du bist
gegen meinen Plan?»
    «Überlasse ihn dem Schicksal.
Meister Hiram wird sich im Netz eines Fluchs verfangen. Auch ich habe gute
Nachrichten: Soeben ist in der Unterstadt ein Arbeiter an der Ruhr gestorben.»

 
    Kapitel 42
     
     
     
    Der Sommer dörrte die Kehlen aus. Die große Hitze machte selbst den
Kräftigsten zu schaffen. Fünf Arbeiter waren an der Ruhr gestorben. Mehr als
hundert hatten sich die Krankheit zugezogen. Mückenwolken aus den Sümpfen
unweit des Jordan waren in Jerusalem eingefallen. Der Staub, den der heiße Wind
hochwirbelte, drang in die Augen und löste zahlreiche Augenentzündungen aus.
    Die Ärzte
schafften es nicht, genug Augentropfen mit Antimon herzustellen. Wem die
Eingeweide von Dämonen zerrissen wurden, der mußte Aufgüsse von Rosmarin, Raute
und dem Saft aus Palmenwurzeln trinken.
    An die
zwanzig Lehrlinge wollten Meister Hiram sprechen. Anup knurrte. Kaleb
antwortete ihnen, daß der Baumeister an den Plänen zu seinem Hauptwerk arbeite
und sie später zusammenrufen würde. Doch der Anführer ließ nicht locker, so daß
es Kaleb wagte, Hiram zu stören.
    Dieser ließ
von seiner Arbeit ab und ging zu seinen Lehrlingen. Beim Anblick seiner
unwirschen Miene verstummten sie.
    «Was soll dieser Vorstoß?
Habt ihr unsere Hierarchie vergessen? Wißt ihr denn nicht, daß ihr euch mit
Anfragen an euren Lehrmeister richten sollt?»
    Der Anführer,
ein junger Mann um die zwanzig mit schmalen Schultern, fiel vor dem
Oberbaumeister auf die Knie und warf mehrere Silberstücke auf die Erde.
    «Nur du
kannst etwas tun. Männer vom Frondienst wollten uns kaufen, wir haben jedoch
abgelehnt. Aber warum müssen wir in schmutzigen Unterkünften hausen? Sind wir
denn kranke Tiere für dich?»
    «Ist Jerobeam
nicht für eure Unterbringung verantwortlich?»
    «Der
behauptet, er gehorcht deinen Befehlen. Wir hätten lieber Zelte. Er hat uns zum
Umzug gezwungen und sich dabei auf deine Befehle berufen.»
    Also konnte der Name Hirams
selbst innerhalb der Bruderschaft zu bösen Zwecken mißbraucht werden. Die Bande
der Bruderschaft, die er geknüpft hatte, erwiesen sich als recht schwach.
    «Führt mich zu eurer
Unterkunft, ich will sie sehen.»
    Es war eine
schmerzliche Lehre für Hiram. Die Lehrlinge waren in niedrigen Häusern ohne
Luft und Licht, mit fleckigen Wänden und rötlich bröckelndem Putz eingesperrt,
in denen es von Schaben wimmelte. Kranke wälzten sich auf schmutzigen
Binsenmatten.
    «Verlaßt auf
der Stelle dieses Elendsquartier», befahl Hiram, «und kehrt in das Zeltlager
zurück.»
    Als der
Oberbaumeister Jerusalem durch das Haupttor verlassen und sich unverzüglich zum
Tempel begeben wollte, stieß er auf eine tobende Menge von Fronarbeitern.
Mehrere Arbeiter waren außer Rand und Band und riefen zum Streik auf. Sie
beschwerten sich über unzureichenden Lohn, verzögerte Auszahlung und ungesunde
Kost.
    Hiram drängte
sich durch ihre Reihen und stellte sich mitten unter sie. Niemand wagte, Hand
an ihn zu legen. Die Aufrührer beruhigten sich. Als die Schreihälse schwiegen,
ergriff der Baumeister das Wort.
    «Eure
Forderungen sind gerecht», räumte er ein. «Wo ist euer Fronvogt?»
    «Jerobeam bereist die
Provinzen», antwortete ein alter Mann. «Du bist unser Vogt! Du bist für unser
Unglück verantwortlich.»
    Die Spannung
stieg erneut. Verwünschungen wurden laut.
    «Wer den
Fronvogt verleumdet, ist der ihm anvertrauten Arbeit nicht würdig», sagte
Hiram. «Ihr gehört nicht zur Bruderschaft, sondern zum Frondienst, und den hat
Jerobeam zu organisieren. Ich wende mich nicht an euch, sondern

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