Der Tempel zu Jerusalem
ab?»
«Vom Frieden,
Gebieter. Er ist der Vater aller Freuden. Ruhm und Ehre, die der Krieg mit sich
bringt, sind das Elend der kleinen Leute. Doch welcher König denkt schon
daran?»
«Salomo wird
es nicht vergessen.»
Die
Besprechung dauerte drei Stunden.
Drei Stunden,
in denen der Herrscher zusah, wie sich die Töpferscheibe drehte, deren Musik
ihn bezauberte. Das waren unvergeßliche Erinnerungen oder die letzten Zuckungen
als Herrscher Israels… Beim Anblick der kundigen Hände löste sich die
Anspannung, und die düstere Laune des Königs wich. Er kam sich so leicht vor,
so als ginge ihn die Zukunft nichts mehr an.
Es war dann
der Fürst des Stammes Dan, der Salomo im Namen der anderen elf Stämme das
Ergebnis ihrer Beratungen mitteilte.
«Ich war der
letzte, der überzeugt werden mußte», gestand er. «Aber wir sind einer Meinung.
Wir sind einverstanden.»
«Mangels
einer großen Vision», sagte Salomo, «lebt das Volk ohne Hoffnung. Glücklich,
wer die Gedanken des Königs liest, denn er beweist Weitblick.»
Der Fürst des
Stammes Dan erforschte Salomos Seele.
Und er
erkannte dort nicht die Eitelkeit eines Gewaltherrschers, sondern den guten
Willen eines Königs.
Kapitel 7
Salomo hatte Israel
geeint. Jerusalem, Davids religiöses Zentrum, war die politische
Hauptstadt eines Königreiches geworden, in der ein junger König, dem man
magische Kräfte zuschrieb, als unumschränkter Gebieter herrschte. Die
Stammesfürsten beglückwünschten sich zu ihrer Wahl. Das Gespenst eines
Bürgerkriegs war abgewendet, die inneren Konflikte waren beendet, jeder dachte
nur daran, wie er möglichst glücklich leben, den Boden noch fruchtbarer machen
oder in seiner Werkstatt noch emsiger arbeiten könnte. Die Reichen wurden
reicher, die Armen waren weniger arm. Und der Hohepriester erinnerte sich, daß
Nathan auf Salomos Stirn das Wort Weisheit erblickt hatte.
Der König
arbeitete unablässig. Der ach so freudlose und kalte Palast aus Davids Zeiten
wirkte wie ein Bienenkorb, in dem ständig Leben und Treiben herrschten. Elihap
schrieb unaufhörlich königliche Erlässe, durch die die Verwaltung in kleinen
Schritten verändert und fähiger gemacht wurde. In knapp zwei Jahren
Regierungszeit hatte Salomo Israel kennengelernt. Von der Spitze des Staates
bis zum kleinsten örtlichen Machthaber war ihm in seinem Land nichts mehr
fremd. Sein Privatschreiber erwies sich als bemerkenswert tüchtig, und Salomo
zog Nutzen aus den säuberlich geführten Akten, in denen sich im Laufe der
Monate genaue Angaben gesammelt hatten.
Das erste
Wegstück von Salomos Arbeit näherte sich dem Abschluß.
Jetzt war das
zweite in Angriff zu nehmen: Bauen, aus Soldaten Arbeiter machen, die Kasernen
schließen und Baustellen errichten. Jetzt ging es nicht mehr anders, er mußte
Banajas überzeugen. Israel würde die Leibwache behalten, die sich darauf
verstand, die Krone zu verteidigen, würde jedoch seine Kriegsanstrengungen
zurücknehmen.
Mehrere königliche Erlässe
lagen bereit, als man den obersten Heerführer kommen ließ. Das Gesicht des
Riesen, das normalerweise ungerührt war, zeugte von tiefer Bestürzung. Salomo
wußte sogleich, daß etwas Ernstes vorgefallen war.
Banajas
brachte kein Wort heraus. Er überreichte dem König eine Holztafel mit einem
Text, den der Gouverneur von Damaskus verfaßt hatte. Er war in Phönizisch
geschrieben. Salomo las ihn zweimal.
«Was… was
entscheidest du, Gebieter?»
«Zunächst muß
ich nachdenken. Danach treten wir gemeinsam vor die Öffentlichkeit.»
Der oberste
Heerführer entfernte sich.
Elihap hielt
es für geraten, die Gedankengänge des Königs zu unterbrechen.
«Majestät,
hat etwa ein Stamm zu den Waffen gegriffen?»
«Eine
Katastrophe, Elihap. Ein phönizischer General, ein wahrhaftiger Teufel, hat den
Flecken Damaskus angegriffen; er hat sich geweigert, meine Oberhoheit
anzuerkennen, und hat unserer Garnison in der Oase, die über die Straßen von
Palästina und Syrien wacht, arg zugesetzt. Dieser Aufwiegler hat die Unabhängigkeit
seines Königreiches Damaskus ausgerufen.»
Der Schreiber
verstand Salomos Enttäuschung, denn dieser Gewaltstreich ruinierte seine Pläne.
David hätte sich Damaskus niemals rauben lassen.
«Das bedeutet
Krieg, Majestät.»
«Nein,
Elihap. Ich bin dagegen. Falls ich versuche, Damaskus zurückzuerobern, müssen
wir gegen die Verbündeten dieses Phöniziers kämpfen, und der Teufelskreis
beginnt von neuem.»
«Dann also
Schimpf
Weitere Kostenlose Bücher