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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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waren endlich sicher.
    Salomos
Privatschreiber hatte einen Text verfaßt, der überall verkündet wurde: ‹Der
König hat Israel mit Reichtümern überhäuft und ihm viele Streitwagen und
Soldaten gegeben; er hat auf Ebenen und Bergen Festungen errichtet. Auf ihren
Mauern stehen Engels- und Heldengestalten mit ehernen, edelstein-geschmückten
Leibern. Alle Wege führen nach Jerusalem, unserer schützenden Mutter.›
    Wenn der
König in dem befriedeten Land überall furchtlos sein Haupt betten konnte, dann
dank seiner Politik. Entzückt entdeckten die Hebräer, wie schön es war, sicher
und ohne Plünderer und blutige Auseinandersetzungen unter den Parteien zu
leben. Mütter konnten ihre Kinder sorglos in Gärten und auf dem Feld spielen
lassen. Bauern kehrten singend nach Hause zurück und mußten nicht mehr
fürchten, an einer Wegbiegung überfallen zu werden. Schon jetzt munkelte man im
Volk, das Zeitalter Salomos sei mit keinem anderen zu vergleichen, denn eine
ganze Generation würde keinen Krieg mehr kennenlernen. Ein Wunder, das es noch
nie gegeben hatte, seit Könige über Israel herrschten.
    Salomo
strebte jedoch nach Höherem. Er wollte diesen Frieden für mehrere Jahrhunderte
absichern.
    Sein Erfolg
würde von der ersten Schlacht abhängen, die er bei Megiddo schlagen mußte,
einer Festung, die erst kürzlich umgebaut worden war und gegen die sich ein
Angriff aufständischer Beduinen richtete. Ohne auf die Empfehlung seiner
Ratgeber zu hören, hatte der König beschlossen, seine Truppen höchstpersönlich
anzuführen. Es gab kein anderes Mittel, wenn er herausfinden wollte, ob die
Verteidigungsstrategie, die er sich ausgedacht hatte, hinreichend abschreckend
wirkte.
    Ein warmer
Windstoß liebkoste Salomos Hals. Die Berggipfel nahmen eine ockergelbe Farbe
an. In einem Flußarm badeten junge Männer. Ein Bauer führte seinen Esel zum
Markt, der Körbe trug, aus denen Weintrauben quollen.
    Doch die
Stunde nahte, in der er in die Schlacht ziehen mußte.
     
     
    Salomo hatte die gesamte
königliche Leibwache aufgeboten, die größtenteils aus fremdländischen Söldnern
bestand. In Jerusalem ließ er nur alte Soldaten zurück, die israelitischen
Hauptleuten unterstellt waren und während der Abwesenheit des Herrschers den
Palast beschützten. Die Elitetruppen erreichten Megiddo unter seinem
persönlichen Befehl.
    Salomo begab
sich zu den Pferdeställen, die an einem großen, mit Kalksteinen gepflasterten
Hof mit einer steinernen Zisterne gelegen waren, die tausend Eimer Wasser
enthielt. Seit seinem ersten Besuch vor einem Monat hatten die Arbeiten gute
Fortschritte gemacht. Jeder Pferdestall war in fünf Einheiten unterteilt, hatte
einen eigenen Eingang, und das Ganze war über einen breiten, kieselbestreuten
Weg zugänglich, auf dem man leicht Futter für die Pferde heranschaffen und ihre
Ställe säubern konnte. Jedes Tier war an einem Pfeiler mit einer Nummer
angebunden. Zwischen den Pfeilern gab es Gipsengel. Luft und Licht kamen durch
verstellbare Öffnungen im Dach.
    «Wer ist für diese Gebäude
verantwortlich?» fragte Salomo.
    Der Schreiber
befragte seine Liste, die er nie aus der Hand legte.
    «Jerobeam,
Majestät.»
    Zwei
Leibwachen gingen und holten einen Dreißigjährigen mit rotem Haar und einer
Narbe auf der Stirn, die von einem Huftritt stammte, mit eingedrückter Nase und
kantigem Kinn mit Kerbe – ein Riese und fast so eindrucksvoll wie Banajas.
Barfuß, den Schurz lehmbeschmiert, weil er gerade Kalksteinplatten ausfugte,
näherte er sich innerlich zitternd seinem König.
    «Wo bist du geboren?» fragte
Salomo.
    «In den
Bergen von Ephraim, Gebieter. Mein Vater ist tot. Meine Mutter ist daheim
geblieben.»
    «Wie lautet
dein Titel?»
    «Aufseher der
Arbeiten. Ich bin in einer bäuerlichen Landwehr ausgebildet worden, später in
einem Bautrupp, der die Befestigungen von Jerusalem ausgebessert hat. Dann hat
man mich zu den Pferden versetzt. Ich habe meine Ideen vorgetragen. Man hat auf
mich gehört, und seit zwei Monaten arbeite ich daran.»
    Salomo nahm
Maß: lebhaft, herrisch, ehrgeizig.
    «Ich ernenne
dich zum Leiter der Arbeiter, die aus dem Stamm Ephraim und Levi sind. Wenn du
mit den Ställen fertig bist, unterbreitest du mir die Pläne, die du noch im
Kopf hast.»
    Ein breites
Lächeln erhellte das häßliche Gesicht des roten Riesen. Eine herrliche Laufbahn
eröffnete sich ihm.
     
     
    Salomo musterte die Mauern der
Festung Megiddo aus der Nähe, die Soldaten, die zu Maurern geworden

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