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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Sieg über die
Philister bei Gaza hatte Pharao Siamun strategische Begabung bewiesen.
    Der Einfall
in Israel würde ihn viele Tote kosten, doch allein durch die Zahl der Soldaten
und Waffen war er im Vorteil.
    Trotz des
Vertrauens, daß die hebräischen Soldaten in ihren König setzten, erschauerten
sie, als sie sahen, wie sich die Ägypter zu einer langen Schlachtordnung
aufstellten. Vor den Fußsoldaten standen Dutzende von Streitwagen, die von zwei
Pferden gezogen wurden. Jeder wußte um die Treffsicherheit der ägyptischen
Bogenschützen, die dafür berüchtigt waren, daß sie ihre Gegner nur so
hinmetzelten. Selbst Banajas verlor etwas von seinem Schwung.
    Oben auf dem
befestigten Turm, auf dem Salomo, sein Schreiber und der oberste Heerführer
Platz genommen hatten, herrschte banges Schweigen. Beim Kampf würde es einer
gegen sechs stehen, ständig würde man Leitern umstoßen müssen, die die
Angreifer an die Mauern der Festung legten. Wie lange konnten sie wohl
durchhalten?
    Ein
Streitwagen löste sich aus der Menge und näherte sich langsam dem
israelitischen Lager. Das war ungewöhnlich. Der Streitwagen hielt in einiger
Entfernung. Ein höherer Offizier stieg aus und warf mit großer Geste Schwert
und Schild zu Boden. Dann durchmaß er die Wüste und blieb an die zweihundert
Ellen vor der Grenze stehen.
    «Gebieter,
darf ich ihm die Kehle durchschneiden?» bat Banajas.
    «Warte hier
auf meine Anweisungen.»
    Der König
ließ das Festungstor öffnen und ging auf den ägyptischen Offizier zu. Und schon
bald standen die beiden Männer Angesicht zu Angesicht.
    «Mögen dich
die Götter beschützen», sagte der Ägypter in etwas stockendem Phönizisch, der
Sprache, die rings um das Mittelländische Meer verstanden wurde. «Ich bin der
Heerführer der Heere des Pharaos, dessen Vorhut du sehen kannst.»
    «Möge Jahwe
den Herrn Ägyptens segnen. Warum kommst du der Grenze meines Landes so nahe?»
    «Gebieter,
hast du dem Pharao nicht einen Brief geschrieben? Hast du ihn nicht um Pferde
und Streitwagen gebeten?»
    «Ich habe um
nichts gebeten, ich möchte kaufen. Den Preis mag er festsetzen.»
    «Mein Gebieter möchte die
Geheimnisse deines Herzens erfahren, König von Israel. Willst du Krieg oder
Frieden?»
    «Darüber
redet ein König nur in Gegenwart eines anderen Königs», sagte Salomo.
    Der
ägyptische General verneigte sich.
    «Dein Mund
spricht wahr. Wenn du es wünschst, empfängt dich der Pharao unverzüglich.»
    «So sei es.»
    Unter den
fassungslosen Blicken der Hebräer stieg ihr Herrscher in den Streitwagen des
ägyptischen Generals.
    Salomo war
sich der Gefahr sehr wohl bewußt. Falls ihn der Pharao als Geisel behielt,
konnte er Israel ohne einen einzigen Schwertstreich einnehmen. Doch das hatte
noch kein ägyptischer König gewagt. War er nicht der Sohn der Maat, der
kosmischen Ordnung, die Lüge und Feigheit haßte?
    Wüstenwind peitschte
Salomos Gesicht. Der General hatte seine Pferde zum Galopp angetrieben und wich
geschickt den Steinhaufen aus, an denen sein Fahrzeug umstürzen konnte.
    Kurze Zeit
später hielt er vor einem weißen Zelt, dessen Eingang von zwei lanzenbewehrten
Fußsoldaten bewacht wurde. Auf Aufforderung seines Begleiters betrat Salomo die
Unterkunft des Pharaos.
    Der kam
seinem Gast mit einem Schurz aus Goldfäden bekleidet und einer Kette aus
Karneolen um den Hals entgegen.
    «Ich bin
glücklich, daß ich meinen Bruder empfangen darf», sagte Siamun herzlich auf
phönizisch. «Salomos Weisheit ist allerorten berühmt.»
    «Ein Ruf
trügt zuweilen. Mein Bruder, der Pharao, kommt aus einer viel berühmteren
Familie als ich. Ist Weisheit nicht seit Jahrhunderten ihre Nahrung gewesen?»
    Siamun
lächelte.
    «Wie schön,
wenn meine Tafel jeden Tag mit dieser Speise bestellt wäre! Erweist mein Bruder
mir die Ehre, einen Becher Weißwein aus dem Delta anzunehmen?»
    «Dessen Ruf
ist zu beständig, als daß er trügen könnte. Wer würde eine solche Köstlichkeit
ablehnen?»
    Die beiden
Herrscher nahmen auf gegenüberstehenden Stühlen aus Zedernholz Platz. Der
Pharao bediente seinen Gast höchstpersönlich. Wenn er alle Diener fortgeschickt
hat, so dachte Salomo, dann nicht nur, um mir eine besondere Ehre zu erweisen,
sondern auch, um sich mit mir unter größter Geheimhaltung zu besprechen.
    «Israel ist
ein aufblühender Staat», begann der Pharao.
    «Das ist
Gottes Wille», meinte Salomo. «Mein Land ist jung, ihm fehlt die Erfahrung.
Welche Aussichten hat es schon ohne

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