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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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starke Stellung innehatte. Darum hatte
der Pharao seine Hauptstadt nach Tanis im Delta, unweit der nordöstlichen
Landesgrenze, verlegt.
    «Was weißt du
über ihn?» fragte Salomo.
    «Er ist ein
Heimlichtuer, der sein Amt mit viel Strenge ausübt. Wie die meisten seiner
Vorgänger arbeitet er unablässig und kennt sich bewundernswert in seinen Akten
aus.»
    «Hat er kriegerische
Gelüste?»
    «Welcher
Pharao würde nicht von Größe träumen? Ägypten ist nicht mehr so prächtig wie zu
Ramses’ Zeiten, aber es ist ehrgeizig geblieben. Siamun muß sich auf eine neue
Eroberung Kleinasiens gefaßt machen. Der Weg zu seinen Siegen führt durch
Israel. Darum befürchte ich, daß deine Botschaft bei ihm lediglich Heiterkeit
auslöst.»
    Elihap hatte
frei von der Leber gesprochen, und Salomo wußte diese Aufrichtigkeit zu
schätzen.
    «Ich teile
deine Ansicht, Schreiber, aber ich liebe das Unmögliche. Der Name dieses
Pharaos gleicht zu sehr dem meinen, da müssen sich unsere Wege einfach kreuzen.
Da er ‹der Geliebte der Maat› ist, der Göttin, die die Weltordnung und die
Wahrheit verkörpert, wird er meine Absichten verstehen. An die Arbeit, Elihap.
Beginnen wir mit ‹König Salomo an seinen Bruder, den Pharao von Ägypten…›»
     
     
    Vor einem Monat war die
kostbare Botschaft einem königlichen Sendboten anvertraut worden. Salomo,
dessen Schlaf immer leichter wurde, konnte seine Gereiztheit nur noch schlecht
verhehlen. Er kürzte seine Audienzen ab und versenkte sich immer länger in der
Palastkapelle. Er wußte, daß die Hebräer die Ägypter verabscheuten, das Land,
in dem man sie der Legende nach zu Sklaven gemacht hatte. Doch er wußte auch,
daß die pharaonische Monarchie durch die feste Verknüpfung von Himmel und Erde
ein außergewöhnliches Vorbild geschaffen hatte, wie man ein von der Gottheit
inspiriertes Wesen auf den Thron setzte. Nur ein erblicher König, der aus
dieser Tradition kam, konnte sein Volk auf dem Weg der Weisheit und des Glücks
führen. Daher hatte Salomo, der sich über gefühlsbetonte Anwandlungen und
früheren Groll hinwegsetzte, den hebräischen Staat und seine Verwaltung nach
dem pharaonischen Vorbild geformt.
    Salomo war
überzeugt, daß er sein Volk damit nicht verriet. Dennoch erhoffte er sich ein
Zeichen von Jahwe, das ihn in seiner Wahl bestätigte, nämlich der Pharao
Israels zu werden. Die Antwort des Herrn in der Wolke erreichte ihn eines
schönen Abends, als er einem Greis begegnete, der die Stufen des Throns fegte.
Dem König schoß eine Frage durch den Kopf, eine Frage, die er diesem
bescheidenen Diener unbedingt stellen mußte.
    «Du da, was
hältst du von Ägypten?»
    Der Kehrer
dachte nach.
    «Ich habe da
gelebt. Mein Vater auch. Und der Vater meines Vaters. Und unsere Vorfahren.
Alle haben das gleiche gesagt: Es ist ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
Man ißt dort gut, und es gibt keine Not. Wir sind da im Süden glücklich
gewesen. Wir lieben Ägypten, und gleichzeitig hassen wir es, weil es für Israel
ein zu starker Nachbar ist… Deswegen ist der Haß stärker als die Liebe. Das ist
dumm, mein König, aber so ist die menschliche Natur nun einmal beschaffen.
Daran kann niemand etwas ändern.»
    «Sollte man
nicht gerade den allerhöchsten Berg besteigen? Aus deinem Mund spricht
Weisheit. Stelle deinen Besen beiseite und laß deine Arbeit einen Jüngeren
machen. Im Palast wird man sich auf deine alten Tage um dich kümmern.»
     
     
    «Endlich eine Antwort vom
Pharao», verkündete Elihap.
    «Lies sie mir vor», forderte
Salomo.
    «Es ist kein Papyrus,
Majestät, sondern eine Neuigkeit, die Banajas gebracht hat. Das ägyptische Heer
hat die Philister besiegt, die Stadt Gaza eingenommen und zieht auf die
israelitische Grenze zu.»
    Salomo wurde
blaß. Er war nicht nur gescheitert, sondern hatte bei seinem furchteinflößenden
Gegner auch noch eine heftige Reaktion ausgelöst. Die Existenz Israels stand
auf dem Spiel.
    «Rufe alle
meine Regimenter zusammen», befahl Davids Sohn. «Wir werden nicht kampflos
sterben.»
    Banajas, der auf den Kampf
brannte, marschierte an der Spitze der israelitischen Truppen. Salomos Ruf war
so groß, seine Festungen boten eine so beispielhafte Sicherheit, daß ihnen der
Sieg über die Ägypter gewiß war.
    Salomo teilte
diese Erwartung nicht. Das ägyptische Heer war nicht so arglos wie die
Beduinen. Mochte seine Vorhut auch in die Falle der aufeinanderfolgenden
Ringmauern tappen, die Hauptstreitmacht gewiß nicht. Mit dem

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