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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Zischen und dann – zack! – traf den großen Soldaten ein Pfeil ins Gesicht, zerschmetterte ihm die Nase und erzeugte eine Explosion aus Blut, das mir übers ganze Gesicht spritzte.
    Der Soldat fiel um wie ein Stein. Die anderen Soldaten auf dem Platz sahen ihn fallen und fuhren auf der Suche nach der Quelle der Gefahr herum.
    Plötzlich vernahm ich ein zweites Zischen. Diesmal flog ein brennender Pfeil von einem der dunklen Dächer heran, tief über den Wagen vor mir hinweg und schlug in das große Holztor dahinter.
    Schreie ertönten und die Konquistadoren eröffneten das Feuer auf die im Schatten liegende Quelle der Pfeile.
    Ich jedoch sah auf etwas völlig anderes.
    Ich sah auf die Kanone oben auf dem Wagen, genauer: auf die Zündschnur, die aus dem Verschluss herausschaute.
    Die Zündschnur brannte.
    Der brennende Pfeil – zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht, aber jetzt weiß ich, dass Bassario ihn abgeschossen hatte – war so gut gezielt, dass er die Zündschnur an der Kanone in Brand gesetzt hatte!
    Ich wartete nicht, was als Nächstes geschähe. So rasch ich konnte, lief ich zu den drei unbewachten Pferden. Kaum hatte ich sie erreicht, da ging auch schon die Kanone auf dem Wagen los.
    Es war das lauteste Geräusch, das mir je zu Ohren gekommen war. Ein gewaltiger Knall von solcher Intensität und Macht, dass er die Welt unter mir erzittern ließ.
    Eine Rauchwolke schoss aus der Kanone und das große Holztor davor zerbrach wie ein Zweig. Nachdem der Rauch sich aufgelöst hatte, sah man ein klaffendes, zehn Fuß großes Loch in der unteren Hälfte des riesigen Tors.
    Bei dem jähen, donnerhaften Getöse scheuten die am Wagen angeschirrten Pferde. Sie richteten sich auf die Hinterläufe auf und ergriffen die Flucht, galoppierten in die Gassen von Cusco davon und ließen das zerstörte Tor weit offen zurück.
    Die drei Pferde, die ich besorgen sollte, scheuten gleichfalls. Eines von ihnen ging durch und rannte davon, aber die anderen beiden beruhigten sich rasch, als ich sie fest an die Zügel nahm.
    Die spanischen Soldaten feuerten noch immer blindlings zu den schattigen Dächern hinauf. Ich sah in die Dunkelheit hoch. Renco und Bassario waren nirgendwo zu entdecken.
    » Mönch!«, rief auf einmal jemand hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah Bassario mit dem Langbogen in der Hand heranlaufen.
    »Nun, du hättest die Sache kaum besser verpatzen können, was, Mönch?«, meinte er mit einem Lächeln, während er in den Sattel eines der Pferde sprang. »Du solltest lediglich die Pferde erschrecken.«
    »Wo ist Renco?«, wollte ich wissen.
    »Er kommt schon«, erwiderte Bassario.
    In diesem Moment gellte eine Serie schriller, wütender Schreie über den Platz. Sogleich wandte ich mich um – und sah die gefesselten, gefangenen Inka auf die Spanier losstürmen. Doch die Inka waren frei, nicht länger mit dem langen schwarzen Seil aneinander gebunden!
    Da vernahm ich einen Todesschrei und sah Renco oben auf einem der Dächer – er stand über einem gefallenen Konquistador und nahm ihm eilig die Pistole ab, während sechs weitere Spanier die Stufen an der Seite des Gebäudes emporeilten.
    Renco schaute zu mir herab und schrie: »Alberto! Bassario! Das Tor! Ab zum Tor!«
    »Was ist mit dir?«, rief ich.
    »Ich komme gleich!«, erwiderte Renco, während er sich unter einem Musketenschuss wegduckte. »Reitet los!«
    Ich sprang in den Sattel des zweiten Pferdes.
    »Komm schon!«, schrie Bassario und trat seinem Pferd in die Weichen.
    Ich tat das Gleiche bei meinem Ross und riss das Tier scharf herum, sodass es auf das Tor zujagte.
    Dann drehte ich mich im Sattel um – und hatte einen äußerst erstaunlichen Anblick vor mir.
    Ich sah einen Pfeil – einen spitzen, keinen brennenden – von einem der Dächer über den Platz heranschweben. Er zog ein langes schwarzes Seil hinter sich her, das tänzelte wie der sich entrollende Körper einer Schlange. Es war das Seil, das die Inka zusammengehalten hatte.
    Der Pfeil flog über mich hinweg und bohrte sich mit einem Schmatzen in die intakte obere Hälfte des hölzernen Tors. Kaum stak er darin, straffte sich das Seil.
    Und dann entdeckte ich Renco am anderen Ende des Seils – er stand mit weit gespreizten Beinen oben auf einem der Dächer, die Tasche über der rechten Schulter. Er legte den Ledergürtel seiner spanischen Hose über das Seil, schlang ihn sich um eine Hand und sprang. An einer Hand glitt er das Seil entlang über den ganzen Platz hinweg.
    Einige

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