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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie.«
    »Aber du wirst doch wiederkommen, Samu!«
    »Gewiß!« Die Priesterin strich der Prinzessin eine Locke aus der Stirn und lächelte zuversichtlich. In Wahrheit jedoch hatte sie Angst, denn die Verschwörer in Tyros würden sicher nicht zögern, sie töten zu lassen, wenn sie ahnten, warum sie in die alte Hafenstadt reiste.
    Diesmal hatte Philippos es gewagt. Er hielt es einfach nicht mehr in der Villa aus. Heimlich hatte er sich in der Nacht davongestohlen und Neaira besucht. Er brauchte jemanden, mit dem er seinen Triumph feiern konnte. Der König hatte tatsächlich auf seinen Rat gehört! Schon morgen würde Samu die Stadt verlassen! Sie würde nach Tyros segeln, und er war wieder der einzige Heilkundige am Königshof. Es war ein Festtag, und er hatte einen Schlauch voller Wein zu Neaira mitgebracht. Zufrieden lag er in den Armen der jungen Hetaire.
    Es war, als hätte ihn Aphrodite geliebt. Dreimal war er in dieser Nacht gekommen, und wieder spielte sie mit ihren schlanken Fingern an seinem Phallos.
    »Nicht einmal Eros könnte eine Frau glücklicher machen als du«, schmeichelte die Hetaire mit gurrender Stimme. »Selten habe ich einen Mann mit einem so stetig sprudelnden Quell zwischen den Schenkeln erlebt.«
    »Was hältst du davon, in Zukunft ganz auf die Gesellschaft anderer Männer zu verzichten? Ich werde reich und mächtig sein. Möchtest du nicht als Weib an meiner Seite leben und meinen Ruhm mit mir teilen? Ich könnte dir jeden deiner Wünsche erfüllen. Und wenn Ptolemaios erst einmal nach Alexandrien zurückgekehrt ist, dann könntest du ein Leben wie eine Prinzessin führen.«
    »Du meinst, du würdest mir ein Haus einrichten und mir eine eigene Zofe schenken.« Neaira seufzte. »Deine Worte klingen besser als selbst meine kühnsten Träume.«
    »Was heißt hier ein Haus? Du würdest mit mir in einem Palast leben. Du bist zu bescheiden. Ganze Heerscharen von Sklaven werden wir unser eigen nennen. Und wenn du auf den Markt willst, dann wirst du von acht nubischen Sklaven in einer Sänfte getragen werden.« Der Arzt räkelte sich genüßlich und stellte sich vor, daß all diese Sklaven wie Batis aussahen. Jetzt, wo es ihm gelungen war, Samu zu verdrängen, würde er vielleicht auch den nubischen Leibwächter um die Gunst des Königs bringen. Eine kleine Verleumdung hier, eine Indiskretion da ... So lange Ptolemaios auf ihn hörte, hatte er Macht, überlegte der Arzt. Es wäre leicht, alle alten Feinde vom Hof zu vertreiben. Nach Batis wäre Potheinos an der Reihe. Der Eunuch ging über Leichen. Ein Mann wie er durfte keine Macht mehr haben, wenn Philippos seine Position sichern wollte.
    Jemand klopfte energisch mit der Faust gegen die Tür zur Kammer der Hetaire. »Ich empfange in dieser Nacht niemanden mehr! Kommt morgen wieder, mein Freund.« Neairas Stimme war schwer vom Wein. Zufrieden lächelte sie Philippos an. »Vielleicht empfange ich wirklich nie wieder jemand anderen als dich.«
    »Im Namen des Eirenarkes von Ephesos, öffne Weib, oder wir werden dir die Tür eintreten!«
    »Was wollen die hier?« zischte Philippos leise.
    »Keine Ahnung.« Neaira erhob sich von der Kline und griff nach ihrem Kleid, um es sich lose um die Hüfte zu wickeln.
    Auch der Arzt war jetzt auf den Beinen. »Sie dürfen mich hier auf gar keinen Fall finden. Wenn sie herausbekommen, daß ich trotz des Verbotes den Tempelbezirk verlassen habe, dann mögen mir die Götter gnädig sein.«
    »Aber was willst du denn tun? Es gibt keinen zweiten Ausgang. Du kannst nur durch die Tür!«
    »Laß mich. Es ist nicht das erste Mal, daß ich auf der Flucht bin. Die Pallas wird mich schützen.« »Mach auf, Weib! Das ist die letzte Warnung!« Wieder erbebte die Tür unter schweren Schlägen.
    »Moment noch! Ich kann euch doch nicht nackt wie die Schaumgeborene entgegentreten!«
    Von draußen ertönte Gelächter. »Wir hätten nichts dagegen!«
    Neaira trat an die Tür und zog den hölzernen Sperriegel zurück. Philippos hatte seine Tunica, den Mantel und seine Sandalen zusammengerafft. Die Kleider in den Händen, preßte er sich dicht an die Wand, so daß ihm die Tür Deckung geben würde, sobald sie sich öffnete.
    »Was wollt ihr beiden von mir?«
    »Wir sind nicht gekommen, um mit dir ein Spielchen zu treiben, meine entzückende Nereide. Wo steckt der Grieche, der dich besucht hat?«
    Philippos schluckte. Woher wußten die beiden von ihm? Er mußte etwas unternehmen! Wahrscheinlich würde Neaira ihn verraten. Sie mußte

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