Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Ende eines Seils gebunden und schleuderte ihn den beiden Tauchern entgegen. Dankbar griffen sie nach dem Korb und wurden dann an Bord gezogen.
    »Was ist passiert?«
    »Ein ... Schlangenfisch ...«, stammelte Abimilku und preßte seine Rechte auf eine klaffende Wunde am linken Unterarm. »Ich muß ... seiner Höhle ... zu nahe ... gekommen .«
    »Wickelt ihm ein Leinentuch um den Arm. Seht nur, wie er blutet!« Die Taucher legten den Kapitän zwischen den Körben nieder.
    Philippos konnte sehen, wie das Blut pulsend in kleinen Fontänen aus der Wunde schoß. Ein einfacher Leinenverband würde hier nicht mehr helfen! »Laßt mich an ihn heran. Ich kenne mich mit so etwas aus!«
    »Warum sollten wir dir trauen, Fremder?« Der Bärtige hatte sich vor Philippos aufgebaut. »Du hast doch keinen Grund, Abimilku zu helfen. Er hätte dich mit Schimpf von seinem Boot gejagt, wenn wir im Hafen angekommen wären.«
    »Thanatos wird euren Kapitän in den Hades hinabtragen, bevor wir den Hafen überhaupt erreichen, wenn ich ihm jetzt nicht helfen. Ich war Söldner. Ich habe mehr Wunden geschlagen und auch verbunden, als du in deinem ganzen Leben zu sehen bekommen wirst. Ich weiß, was zu tun ist. Also laß mich zu ihm!«
    Der Bärtige tauschte einen Blick mit den anderen Männern.
    Dann nickte der Alte, der den Tauchern das Seil zugeworfen hatte, und Philippos wurde an die Seite des Kapitäns gelassen.
    Die Wunde am Unterarm sah übel aus. Eine der großen Adern war durchtrennt. Er brauchte eine Klemme oder Presse. Hätte er nur sein Arztbesteck dabei, dachte Philippos verzweifelt.
    Er blickte zu dem Bärtigen, der sich zum Wortführer im Boot aufgeschwungen hatte.
    »Wenn Abimilku stirbt, dann wirst du nicht mehr lebend in die Stadt zurückkehren.«
    »Gib mir dein Stirnband!«
    »Was willst du damit?«
    »Dein Stirnband, beim Zeus! Jetzt ist keine Zeit zu reden. Und ein Messer brauche ich!«
    Widerwillig streifte der Bärtige sein ledernes Stirnband ab.
    Einer der anderen Männer gab Philippos ein Messer. Der Arzt knüpfte aus dem dünnen Band eine Schlinge und zog sie über den Arm des Verletzten. Dann schob er das Messer durch die Schlinge und drehte sie zu, bis das Leder tief ins Fleisch des Kapitäns einschnitt und die Wunde zu bluten aufhörte.
    »Habt ihr Honig an Bord?« Philippos blickte sich fragend unter den Seeleuten um.
    »Wozu sollte das nutzen? Wir nehmen nur das mit aufs Meer, was wir auch brauchen.«
    Resignierend zuckte der Arzt mit den Schultern. »Dann gebt mir einen Eimer mit Salzwasser und ein helles Leinentuch. Ich muß die Wunde säubern, oder sie wird böse Säfte anziehen.«
    Der älteste unter den Tauchern schüttelte den Kopf. »Das wirst du nicht verhindern können. Er ist von einem Schlangenfisch gebissen worden. Ihre Zähne sind so giftig wie die der Schlangen, die du in der Wüste findest. Er wird bei lebendigem Leib verfaulen, wenn wir ihn an Land nicht sofort in den Eshmun-Tempel bringen. Die heilkundigen Zauberpriester werden Abimilku vielleicht noch helfen können. Sie müssen ihm den Arm abschneiden, bevor das Gift tiefer in den Körper eindringt und beginnt, ihn von innen zu zerfressen. Glaube mir, Grieche, ich habe schon oft gesehen, was mit den Männern geschieht, die vom Schlangenfisch gebissen werden. Er ist der Wächter der Klippen. Er hat entschieden, daß Abimilku nie wieder tauchen soll.«
    Philippos hörte sich schweigend die Rede des Tauchers an. Er wußte nicht, wie stark das Gift dieses seltsamen Fisches sein mochte, doch war der Arzt der Überzeugung, daß die Wunde allein eine Amputation nicht rechtfertigen würde. Jedenfalls nicht, solange sich das Fleisch nicht entzündete und dunkler Eiter begann, den ganzen Körper zu vergiften. Er sollte mit den Fischern zum Tempel gehen und versuchen, mit den Heilkundigen zu reden. Wenn es ihm gelingen sollte, Abimilkus Arm zu retten, dann wäre der Kapitän ihm zu Dank verpflichtet. Vielleicht würde er dann doch noch unter den Purpurfischern aufgenommen. Auf jeden Fall würde sein Wort in Zukunft unter diesen Männern Gewicht haben, und es würde ihm leichter fallen, sie nach den Handelsverbindungen der Purpurhändler auszuhorchen.
    Den ganzen Nachmittag über hatte Samu im Schatten einer der Hafenmauern gesessen und auf die heimkehrenden Boote der Purpurfischer gewartet. Auch wenn sie Philippos nicht sonderlich leiden konnte, so hatte sie doch zu Isis gebetet und die Göttin angefleht, den Griechen zu verschonen. Ganz auf sich allein

Weitere Kostenlose Bücher