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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fibeln gehalten wurde. Ein Sklave mit einem safranfarbenen Sonnenschirm begleitete ihn, ebenso ein Krieger, der einen weißen Leinenpanzer und einen polierten Bronzehelm mit weißem Federbusch trug.
    »Man sagte mir, daß der Reichtum dieser Stadt von seltsamen Schneckentieren herrührt, die aus dem Meer gefischt werden. Ich war neugierig, diese Wundertiere zu sehen, deshalb kam ich in den Hafen und betrachtete den Fang Eurer Fischer.«
    »Und ist Eure Neugier befriedigt worden?«
    »Nun, ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich nicht begreifen kann, wie Ihr aus diesen wimmelnden Krebsen und Schnecken einen Farbstoff gewinnt, der so unvergleichlich ist, daß man ihn nur in Eurer Stadt zu fertigen vermag.«
    Der junge Mann grinste. »Unser Reichtum begründet sich darauf, daß wir dieses Geheimnis zu wahren wissen. Ich muß allerdings sagen, daß selbst der kostbarste Purpur neben Eurer Schönheit verblaßt, und wüßte ich um die Kunstfertigkeit unserer Färber, so wäre ihr Geheimnis bei mir schlecht verwahrt, denn ich würde es jederzeit gegen Eure Gunst eintauschen.«
    Samu blickte verlegen zu Boden und wünschte sich, ebenfalls einen Leibwächter an ihrer Seite zu haben, um nicht allein auf die Höflichkeit dieses aufdringlichen Fremden vertrauen zu müssen.
    »Eure Worte sind so süß wie Honig. Ihr seid es sicher gewohnt, Frauen Komplimente zu machen. Doch täuscht Euch in mir nicht. Ich bin keine, die sich mit Worten oder Reichtum einfangen läßt. Wie Ihr seht, trage ich das Gewand der Isis, und mein Herz gehört allein der Göttin.«
    »Was denkt Ihr von mir?« Der Jüngling wedelte affektiert mit seiner Hand hin und her. »Es ist allein aufrichtiges Interesse, das mich dazu trieb, Euch anzusprechen. Immerhin ist es doch verwunderlich, wenn sich eine Frau wie Ihr stundenlang ohne männliche Begleitung im Hafen aufhält. Habt Ihr denn gar keine Sorge, daß Euch etwas geschehen könnte? Seht Euch doch nur die Männer an, die hier verkehren. Hier findet Ihr alles nur erdenkliche Gesindel. Grobschlächtige Gesellen, die sich im Zweifelsfall einfach nehmen, was sie begehren. Wenn Ihr gestattet, würde ich Euch gerne bis zu Eurem Quartier zurückbegleiten. So hätte ich die Gewißheit, daß Euch nichts geschehen wird. Zugleich würde ich Eurem pflichtvergessenen Gastgeber rügen, daß er Euch so ganz ohne Schutz auf den Straßen der Stadt wandeln läßt.«
    »Eure Sorge um mich rührt mich zutiefst.« Samu musterte den Söldner, der wie versteinert hinter seinem Herren stand.
    Irgend etwas an ihm kam ihr vertraut vor, ohne daß sie mit Sicherheit zu sagen wußte, was es war. Er trug einen thrakischen Helm, dessen ausladende, wie ein Vollbart geformte Wangenklappen, mit Ausnahme von Mund und Augen, das ganze Gesicht verbargen. So konnte sie allein die stechenden braunen Augen und die schmalen Lippen des Söldners erkennen. Die Haut seiner Arme war ungewöhnlich dunkel, so wie bei Kriegern aus dem fernen Baktrien oder bei jenen Ägyptern, die tief im Süden nahe der Grenze zu Numidien lebten. Sie hatte einmal jemanden gekannt, der ... Samu lächelte. Es war Unsinn, ihre Gedanken an eine längst begrabene Vergangenheit zu vergeuden.
    »Wie schön, Euch lächeln zu sehen. Darf ich dies so auslegen, daß Ihr meinem Vorschlag, Euch zu begleiten, wohl geneigt seid?«
    »Ihr dürft. Doch glaubt nicht, ich sei mir nicht darüber im klaren, daß Euch auch daran gelegen ist, auf diese Weise zu erfahren, wo ich wohne. Täusche ich mich, oder könnte es sein, daß Ihr darüber nachdenkt, mir vielleicht in nächster Zeit Eure Aufwartung zu machen?«
    Wieder wedelte der Jüngling mit seiner Rechten. »Welch intrigante Hintergedanken Ihr mir unterstellt! Ganz so, als sei ich ein persischer Satrap. Mir ging es einzig und allein um Eure Sicherheit.«
    Samu lächelte breit. »Was soll ich zu so viel Offenheit noch sagen? Ich bin froh, einem Mann wie Euch begegnet zu sein. Wie Ihr schon ganz richtig erkannt habt, bin ich fremd in der Stadt. Viele Dinge erscheinen mir rätselhaft und undurchschaubar. Vielleicht könntet Ihr mir eine Hilfe sein, Eure geheimnisvolle Heimatstadt besser kennenzulernen. Es gibt wohl hundert und mehr Fragen, die Euch wahrscheinlich allesamt sehr töricht erscheinen werden, die mir als Fremde aber unerklärlich bleiben.«
    »Seid gewiß, daß es mir eine Ehre und ein Vergnügen sein wird, Euch in jeder nur erdenklichen Weise zur Verfügung zu stehen.«
    Samu lächelte kokett. »So erweist mir die Ehre, mir

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